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    A United Kingdom
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    A United Kingdom
    Von Antje Wessels

    Eine Liebe gegen alle Widerstände, ein Plädoyer gegen die Rassentrennung und mittendrin zwei namhafte Hollywoodstars: Das auf wahren Ereignissen beruhende Drama „A United Kingdom“ von „Dido Elizabeth Belle“-Regisseurin Amma Asante hat eigentlich alles, um in der aktuellen Awards Season bis hin zur Oscar-Verleihung mitzumischen. Doch schon nach seiner Uraufführung beim Filmfestival in Toronto im September 2016 blieben die ganz großen Lobeshymnen aus und der folgende reguläre Kinostart im Produktionsland Großbritannien verlief auch eher unauffällig. Dabei sind die Geschehnisse in „A United Kingdom“ durchaus denkwürdig. Darüber hinaus könnte ein Film, der sich gegen die Apartheid und für die Gleichheit aller Ethnien ausspricht, in seiner Aussage aktueller kaum sein. Allerdings verwässert Regisseurin Amma Asante ihr wichtiges Thema, indem sie den Fokus weniger auf den gesellschaftlichen Kampf legt als vielmehr auf eine schematisch verlaufende Liebesgeschichte in austauschbaren Kitschromantikbildern, die an die Schmonzetten von Rosamunde Pilcher oder Hera Lind erinnert.

    Es ist Liebe auf den ersten Blick, als sich die Londoner Büroangestellte Ruth Williams (Rosamund Pike) im Jahre 1948 in den charmanten, gut aussehenden Seretse Khama (David Oyelowo) verliebt. Was sie nicht ahnt: Die Liebe der beiden steht unter keinem guten Stern, denn Seretse ist der König von Botswana und würde sein Volk mit der Beziehung zu einer Weißen in Unmut versetzen. Trotzdem fassen beide den Entschluss, zu heiraten. Gegen den Willen ihrer Familien reisen die frisch Vermählten nach Südafrika, um Seretses Stamm seine neue Königin vorzustellen. Doch durch die zu damaliger Zeit vorherrschende Apartheid bringen Ruth und Seretse nicht bloß ganz Botswana, sondern auch das britische Königreich gegen sich auf…

    Als sich Ruth und Seretse eines Abends erstmals gemeinsam in der Öffentlichkeit zeigen, provozieren die beiden prompt eine Horde Halbstarker, die sich zu fremdenfeindlichen Hasstiraden hinreißen lässt. Da ist vom „Wilden“ die Rede, der gefälligst seine Hände von „ihren Frauen“ zu lassen habe. Und obwohl derartige Beschimpfungen auch beim x-ten Aufguss abscheulich bleiben, wirken sie hier – wahre Geschichte hin oder her – doch etwas generisch. Dazu wird Ruth aus ihrer Familie verstoßen und sofort folgt sie ihrem Mann ohne zu zögern nach Botswana. Alles geht hier unglaublich zügig, für eine individuelle und nicht nur emblematische Ausgestaltung der Liebesgeschichte bleibt hier bis zu der gemeinsamen Reise nach Afrika gar keine Zeit. Und als das Paar dann einmal in Botswana angekommen ist, kann sich Drehbuchautor Guy Hibbert („Eye In The Sky“) offensichtlich nicht so recht entscheiden, was er nun eigentlich erzählen möchte.

    Während er die Eingewöhnungsphase der offenbar von jetzt auf gleich in Botswana an- und zurechtkommenden Ruth nahezu ausklammert, lässt er Seretse viele Gespräche führen und auch eine feurige Rede vor seinem Stamm abhalten, in der er für seine Liebe eintritt und seine Untertanen bittet, es ihm gleich zu tun. Von der Wucht eines Idris Elba in „Mandela“ oder gar seines eigenen Auftritts als Martin Luther King in „Selma“ bleibt David Oyelowo hier jedoch weit entfernt. Dafür wirkt die Situation viel zu klischeehaft und abstrakt: Die gesellschaftspolitischen Themen werden hier allzu gezielt in typisch zugespitzten Szenen „abgehakt“, wie man sie in unzähligen vermeintlichen und echten Oscar-Dramen gesehen hat, dabei bekommen sie nie die Prägnanz glaubwürdigen menschlichen Erlebens. Besser ist der Film, wenn Amma Asante die archetypischen „großen“ Probleme hinter sich lässt und sich auf die reinen unverwechselbaren Gefühle dieser Romanze konzentriert: In den intimeren Szenen zwischen der tough aufspielenden Rosamund Pike („Gone Girl“) und dem liebenswürdig mit ihr interagierenden David Oyelowo blitzt eine Wahrhaftigkeit auf, die dem Film auf seiner politischen Ebene fehlt.

    Fazit: Regisseurin Amma Asante inszeniert eine Liebesgeschichte auf der einen, ein herbes Rassendrama auf der anderen Seite. Diese Unentschlossenheit in der Inszenierung ist dem Film anzumerken. Am Ende ist „A United Kingdom“ leider nichts Halbes und nichts Ganzes.

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