Regisseur Detlev Buck („Hände weg von Mississippi“) hat den Erfolg von „Bibi & Tina – Der Film“ (1,1 Millionen Zuschauer) mit der Fortsetzung „Bibi & Tina – Voll verhext“ noch um 20 Prozent überboten und seine kommerzielle Pflicht damit bereits mehr als erfüllt. Nun kann er seiner auf der beliebten Hörspielserie basierenden Jugendfilmreihe ganz entspannt ein weiteres Kapitel hinzufügen - und genau das tut er. Auch in „Bibi & Tina – Mädchen gegen Jungs“ gibt es wieder reichlich Humor, poppige Musik und prächtige Pferde, doch Buck verlässt sich nicht einfach auf das Erfolgsrezept. Er nimmt vielmehr dessen Zutaten und zaubert eine generationenübergreifende Geschichte voller Detailfreude und Liebe zu den Figuren auf die Leinwand, die frisch und vertraut zugleich wirkt. Hier rangiert Passion vor Kalkül und so setzt der Filmemacher bei diesem schwungvoll-bunten Mix aus Mädchen-Abenteuer und Pop-Musical gleichsam als Kür noch einige neue Töne obendrauf.
Es sind Ferien in Falkenstein. Für die Hexe Bibi Blocksberg (Lina Larissa Strahl) und ihre beste Freundin Tina Martin (Lisa-Marie Koroll) bedeutet das in diesem Jahr: Camping-Zeit! Im Rahmen eines Austauschs veranstaltet Tinas Schule eine Geocaching-Challenge samt Zeltlager. Während der Vorbereitungen kommt es zum Streit zwischen den Mädchen und Tinas Freund Alexander (Louis Held). Als sich schließlich auch noch der schmierige Gastschüler Urs (Phil Laude) einmischt und jede Menge dumme Sprüche vom Stapel lässt, eskaliert die Situation. Es kommt zum großen Geschlechterkampf Mädchen gegen Jungs, bei dem längst nicht alle mit fairen Mitteln spielen. Als Bibi dann auch noch in einem besonders ungünstigen Moment ihre Zauberkräfte verliert, liegen sämtliche Nerven blank.
Die immerwährende Diskussion über die missverständliche Kommunikation zwischen Männlein und Weiblein ist in romantischen Komödien (und nicht nur dort) ein Dauerbrenner, aber in Kinderfilmen spielt das Thema nur selten eine entscheidende Rolle. In „Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs“ sorgt der stellenweise recht unverblümt ausgetragene Geschlechterkampf dann auch zunächst für leichte Irritation. Zwischen vielen sehr kindlichen und niedlichen Szenen nehmen sich einige „erwachsene“ Dialoge fast schon wie Fremdkörper aus - auch wenn es um die erste Menstruation geht, wird hier kein Blatt vor den Mund genommen. Aber gerade durch diese Reibung bringt Regisseur Detlev Buck, der mit Bettina Börgerding („Sexstreik!“) auch das Drehbuch verfasste, das gesamte Spektrum pubertärer Irrungen und Wirrungen auf den Punkt. Die Filmemacher gehen sensibel mit dem Geschlechterthema um, damit geben sie der Reihe in diesem dritten Teil nicht nur einen neuen Ton, sondern auch eine neue Komplexität. Und sie tragen gleichzeitig der Tatsache Rechnung, dass nicht nur ihre Protagonistinnen, sondern mit ihnen auch große Teile des Zielpublikums ein wenig älter geworden sind. Was natürlich alles nicht heißt, dass es nicht zwischendurch auch Szenen gibt, die einfach nur für Lacher sorgen (Stichwort: Pilzrausch).
Der Reifeprozess der Figuren wird durch die Weiterentwicklung der Hauptdarstellerinnen Lina Larissa Strahl und Lisa-Marie Koroll wiedergespiegelt, die immer noch voller Spielfreude stecken, sich aber zugleich schauspielerisch und sogar als Reiterinnen sichtbar verbessert haben. Auch der diesmal etwas zurückhaltender agierende Louis Held als Alex von Falkenstein zeigt neue Seiten, während Michael Maertens („Fack ju Göhte 2“) ein weiteres Mal in seiner Paraderolle des exzentrischen Grafen Falko von Falkenstein glänzt. Die Stammbesetzung wird dazu mit einigen Neuzugängen und einem Rückkehrer verstärkt: Kostja Ullmann („Coming In“) hat als überengagierter Campleiter sichtlich Spaß, aber für die positive Überraschung sorgt der als Teil des Internet-Comedy-Trios Y-Titty bekannt gewordene Phil Laude. Der feierte sein misslungenes Kinodebüt erst 2015 mit „Kartoffelsalat“, aber in „Mädchen gegen Jungs“ lässt er seine Vergangenheit als YouTube-Star weit hinter sich. Sein ungezwungen-authentisches Auftreten geht mit exzellentem komischem Timing einher und so wird Laude über lange Zeit zu dem Star des Films - erst auf der Zielgeraden muss er sich das Rampenlicht mit Charly Hübner („Banklady“) teilen. Der wiederum war als Schurke schon in Teil eins zum Publikumsliebling geworden und darf sich nach seinem kleinen Gastauftritt in „Voll verhext“ nun als geläuterter Bösewicht präsentieren - und dabei bei einem der musikalischen Höhepunkte des Films auch wieder singen.
Fazit: Ohrwurmtaugliche Pop-Rhythmen, ein engagiert aufspielendes Ensemble, alte Lieblinge und neue Probleme machen „Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs“ zu einem weiteren gelungenen Kapitel in Detlev Bucks Jugendfilmreihe.