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    Landraub
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Landraub
    Von Christian Horn

    „Kaufen Sie Land. Es wird keines mehr gemacht.“ – Dieses plausible, die Dokumentation „Landraub“ eröffnende Zitat von Mark Twain bringt die Krux an der Sache auf den Punkt. Denn genau diese simple Erkenntnis kultivieren in den letzten Jahren immer mehr Investoren, indem sie auf der ganzen Welt im großen Stil Ackerlandflächen aufkaufen und mit Monokulturen für den Export übersäen. Die Gewinnmargen der Investoren, die bisweilen auch von EU-Programmen gefördert werden, sind unerhört hoch. Doch während die Geschäftemacher „mit einem Lächeln zur Bank gehen“, wie es einmal im Film heißt, schnürt der Ausverkauf den oft vertriebenen und/oder anderweitig ausgebeuteten Kleinbauern die Luft zum Atmen ab; ganz zu schweigen von den teils verheerenden Auswirkungen der Monokulturen auf die Natur. Dem so genannten „Landgrabbing“ spürt der Österreicher Kurt Langbein in seinem sehr gut informierenden Dokumentarfilm nach. Langbein zeigt die ökologischen und soziokulturellen Folgen des „Landgrabbing“ ohne direkte Anklage auf, was den Zuschauer in die Lage versetzt, sich ein eigenes Bild zu machen.

    In Kambodscha begleitet Kurt Langbein einen politisch engagierten Mönch, der die Ungerechtigkeit vor seiner Haustür mit einer Digitalkamera dokumentiert. In der Nachbarschaft zu seinem Kloster wurden etliche Kleinbauern enteignet, um einer Kautschukplantage Platz zu machen. Während die Investoren aus Vietnam satte Gewinne einfahren, leben die enteigneten Kleinbauern im nahe gelegenen Kloster von der Hand in den Mund. Weitere Episoden führen unter anderem zu Erntehelferinnen in Äthiopien, zu einer Plantage in Sierra Leone oder in ein 5-Sterne-Hotel in Dubai, wo die Reichen und Schönen die Ernte aus aller Herren Länder kredenzen. Dass Kurt Langbein beide Seiten in Interviews zu Wort kommen lässt und die Investoren nicht schlicht als neue Kolonialherren verurteilt, ist eine große Stärke seiner Dokumentation. In regelmäßigen Abständen liefern Text-Inserts Hintergrundinformationen, während Kameraflüge die Ausmaße der Plantagen sachlich vor Augen führen. Hinter eine dieser Luftaufnahmen einer endlosen Palmölplantage montiert Langbein einen ebenfalls aus der Draufsicht überflogenen Supermarktgang. Dieser hintersinnige Match Cut ist ein Schlüsselmoment seines Films, da er eine schlichte Wahrheit verdeutlicht: Am Ende des ungerechten Geschäftsmodells stehen die meist westlichen Konsumenten selbst.

    Fazit: „Landraub“ ist eine formal starke, gut recherchierte und vielstimmige Dokumentation zum Globalisierungsthema „Landgrabbing“.

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