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    Störche - Abenteuer im Anflug
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Störche - Abenteuer im Anflug
    Von Antje Wessels

    Der Storch bringt die Babys. Das jedenfalls besagt das ursprünglich vor allem in Norddeutschland verbreitete Märchen, in dem der schwarzweiße Vogel erst die Mutter per Beinbiss zur Bettruhe zwingt und ihr anschließend den aus einem Brunnen geholten Säugling zur Seite legt. Der bündeltragende Storch ziert nicht zufällig bis heute allerlei Glückwunschkarten und Geschenke zur Geburt. Regisseur Nicholas Stoller („Bad Neighbors“ 1 & 2) verpasst der Legende um die kinderbringenden Vögel nun gemeinsam mit dem Animationskünstler Doug Sweetland („Toy Story“, „Findet Nemo“) ein zeitgemäßes Gewand und inszeniert sie als temporeiches 3D-Animationsabenteuer: „Störche – Abenteuer im Anflug“ sorgt mit seinen liebevoll gestalteten Figuren und einigen tollen Running Gags für viel Vergnügen, ist dabei aber vor allem in der ersten Hälfte auch ziemlich hektisch geraten.

    Seit sich einst ein Storch so sehr in seine knuddelige Fracht verliebte, dass er das Baby nicht wieder abgeben wollte, haben die gefiederten Gesellen von Nachwuchs-Lieferant auf Technik-Bringdienst umgeschult. Einer von ihnen ist Junior, der sich eine Beförderung erhofft, dafür aber das Menschenmädchen Tulip (deutsche Stimme: Nora Tschirner) aus der Firma verbannen muss. Die junge Frau hat als Baby nicht den Weg zu ihrer vorgesehenen Familie gefunden und sorgt seither in der Storchen-Firma für Chaos. Da Junior es nicht übers Herz bringt, Tulip ausgerechnet an ihrem 18. Geburtstag vor die Tür zu setzen, parkt er sie in der Poststelle, wo schon seit Jahren keine Bestellung mehr angekommen ist. Doch dann trudelt ein Brief des kleinen Nate ein, der sich ein Geschwisterchen wünscht - und Tulip macht sich unverzüglich an die Erfüllung. Gemeinsam mit Junior muss sie das kleine Bündel anschließend unbemerkt zu seinen Eltern bringen ...

    Gegen die erste halbe Stunde von „Störche – Abenteuer im Anflug“ wirkt selbst die frenetische Slapstick-Eskalation aus dem Finale von „Angry Birds – Der Film“ geradezu handzahm und bedächtig. So setzt das Regieduo Nicholas Stoller und Doug Sweetland nicht nur auf viel körperlichen Humor, sondern springt auch im Minutentakt zwischen verschiedenen Handlungsschauplätzen hin und her. Bei all dieser Dauer-Action versuchen sie gleichsam nebenbei, die Entstehungsgeschichte des Storchen-Konzerns in die Handlung zu integrieren und die Hintergründe der wichtigsten Figuren zu etablieren. Für eine ausgeklügelte Geschichte und eine nicht nur schematische Charakterzeichnung bleibt da gar keine Zeit, von der erzählerischen Tiefe mancher Pixar-Produktionen etwa bleibt „Störche“ meilenweit entfernt. Dennoch hat der Film Stärken, die ihn von ähnlich hektisch-oberflächlich daherkommender Konkurrenz wie „Pets“, den späteren „Ice Age“-Teilen oder eben „Angry Birds“ abheben.   

    Der überbordende Ideenreichtum in der visuellen Ausgestaltung entschädigt für so manche schematische Handlungswendung, dabei bescheren uns Stoller und sein Team einige herausragend komische Gags: Wie sich ein Rudel Wölfe in regelmäßigen Abständen zu immer spektakuläreren Fahrzeugen formiert, muss man einfach gesehen haben. Genauso wie eine Actionsequenz mit Pinguinen, in der nur geflüstert werden darf! Zu diesen komischen Highlights gesellen sich schließlich noch einige gefühlvolle Momente, etwa wenn der Storch nach der Ablieferung seiner Fracht das bevorstehende Leben des Babys als märchenhaft-berührende Zeitraffer-Vision erleben darf.

    In den wie im Flug vergehenden 87 Minuten des Films begeben sich Tulip, die hofft, endlich ihre richtigen Eltern zu finden, und der nach dem Chefposten gierende Junior alsbald auf eine Reise und „Störche“ wird zu einem Road Movie: Sie klappern etliche Stationen ab, müssen sich mit diversen Feinden herumschlagen und entwickeln dabei natürlich auch irgendwann freundschaftliche Gefühle füreinander. Die Botschaft, dass ein Zusammengehörigkeitsgefühl nicht davon abhängt, ob man aus biologischer Sicht zur selben Familie gehört, wird zwar bisweilen ein wenig zu penetrant in den Fokus gerückt, bleibt aber dennoch sympathisch und sogar für einen Hauch Wirtschaftskritik ist Platz. So wirkt etwa Juniors Boss mit allen seinen Spleens und vermeintlichen Business-Weisheiten wie ein entfernter Verwandter von Stromberg und Co.

    Fazit: „Störche – Abenteuer im Anflug“ ist erzählerisch sehr schematisch geraten, bietet aber dennoch kurzweilige und einfallsreiche Animationsunterhaltung.

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