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Anonymer User
4,0
Veröffentlicht am 20. Juni 2015
''Bringing out the Dead'' beobachtet in hypnotisch langsamen und zugleich fiebrigen Sequenzen den psychischen Verfall der Hauptfigur. Anders als in den meisten seiner Filme, begrenzt Scorsese die Coolness und Ironisierung auf ein Mindestmaß und gibt einer zunehmend Desillusionierung und Pessimismus Raum. Leider gibt der Film die durch die Fokussierung auf die rastlose Arbeit des Protagonisten erzeugte atmosphärische Dichte der ersten Stunde im zweiten Teil über kurze Zeit auf, findet aber nach einigen Episoden wieder zum inhaltlichen Kern und zu seiner Haupthandlung zurück. Somit überzeugt der Film schließlich, der nur wegen einzelner unnötiger Verwickungen in Nebenhandlungen zu belangen wäre, der aber im Gesamten bezüglich Schauspiel und Inszenierung seltene Unmittelbarkeit erreicht.
Der wohl unbekannteste Martin Scorsese-Film überhaupt. Woran das liegt? Gute Frage. Eventuell daran, dass "Bringing out the Dead" der wohl deprimierendste Film seiner bisherigen Karriere ist. Vielleicht hat das Casting von Nicolas Cage für manche Leute ein zu großes Risiko dargestellt. Der wohl wahrscheinlichste Grund ist aber, dass diese Geschichte im Prinzip ein Remake von "Taxi Driver" darstellt. Klar, die Prämisse wurde ein wenig umgeändert, aber der Hauptprotagonist & seine Probleme sind die selben, wie jene von Robert DeNiro als Travis Bickle. Man könnte sogar weitergehen und behaupten, "Bringing out the Dead" wird dem Grundkonflikt der Story mehr gerecht als seine Quasi-Vorlage. Wir verstehen den langsamen Verfall des Hauptcharakters viel besser, und um ehrlich zu sein, bietet Nicolas Cage auch eine wesentlich verrücktere Performance als De Niro. Blasphemie!! Wie kann ich es wagen, Taxi Driver als unterlegene Verfilmung zu bezeichnen??! Tut mir leid, im Anbetracht der vorgegebenen Thematik macht diese Entscheidung nur Sinn. Dennoch will ich hier keinen der beiden Filme als Reinfall oder dergleichen darstellen. Beide Werke haben ihren Appeal und können genossen werden. Ich bevorzuge das ausgereiftere Pacing von "Bringing out the Dead", und vor allem seine Sequenzen puren Wahnsinns (durch diverse Speed-Ups und einem vielfältigen Soundtrack übermittelt). Selbst Cage liefert eine seiner bisher besten Performances ab. Aber generell kann jeder der Paramedic-Figuren individuell beeindrucken. Gegen Ende (sozusagen in der Untergrundszene) hätte ich mir allerdings noch etwas einen Ticken abgefahrener gewünscht. So etwas in der Art von: Nicolas Cage findet in diesem Untergrundsystem einige seiner früheren Paramedic-Kollegen wieder; inzwischen schon wahnsinnig geworden und mit diversen Drogen vollgepumpt. Klingt jetzt evtll. zu albern, aber diesen Grad an absoluter Verrücktheit fehlt dem Film, um ihn in meinen Augen zu einem Meisterwerk zu machen. Auch der Charakter welcher von Patricia Arquette verkörpert wird, hätte ein wenig interessanter konstruiert werden können. Ansonsten stellt "Bringing out the Dead" aber einen modernen "Taxi Driver" für mich dar. Er mag nicht den Kultstatus seines Vorbildes erreicht haben, aber dennoch ist Scorsese ein absolut einzigartiger filmischer Trip gelungen, der in punkto Atmosphäre seinesgleichen sucht.
Der Film ist in drei Abschnitte eingeteilt. Zu Anfang sehen wir den Protagonisten in seinem undankbaren Job. In der Mitte droht dieser daran zu zerbrechen, doch zum Schluss findet er Frieden.
Der erste Teil erinnerte mich sehr an Taxi Driver. Es gibt auch hier den selben Konflikt, die Stadt von der man zerrt, die einen verzerrt. Ab dem zweiten Kapitel gibt es nennenswerte Unterschiede, denn der Protagonist kommt von seiner Prinzipien ab. Anders als in Taxi Driver, haben wir keine Resonanz von außen, das Umfeld reagiert nicht anders auf ihn. Es ist der reine innere Konflikt, der ihn zerreißt. Wie schon erwähnt, findet er im dritten Kapitel seinen Frieden, was für mich persönlich ein deutlich schöneres Ende ist als bei Taxi Driver. Auch finde ich ist der Film mit Nicolas Cage sehr gut besetzt, vollbringt er doch mit einem Blick tatsächlich eine Stimmung zu vermitteln.
Der Film verfügt außerdem über eine unfreiwillige Komik. Es ist tief schwarzer Humor. Ich persönlich musste an sehr vielen Stellen lachen, auch wenn der Film ein Drama ist und definitiv stark an die Wirklichkeit angelehnt ist, im negativen Sinne.
Ich würde dem Film definitiv fünf Sterne geben. Aus meiner Sicht ist er anders als Taxi Driver, glaubwürdiger. Der Innere Konflikt, den wir nicht nach außen kehren, ist oftmals das was uns zerstört. Weder ändert hier der Protagonist sein Äußeres, noch sein Inneres. Er überwindet den Konflikt mit einer Tat, die das Gegenteil seines Strebens ist. Er gelangt dadurch zu neuen Ansichten.