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    Five Nights At Freddy's
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Five Nights At Freddy's

    Zwei Sterne für Freddy's

    Von Sidney Schering

    Innerhalb von nur neun Jahren hat sich „Five Nights At Freddy's“ vom Indie-Projekt zu einer der prominentesten Videospielmarken entwickelt: Das Horror-Franchise rund um eine schaurige Familienpizzeria mit tödlichen Animatronic-Maskottchen bringt es bislang auf neun Titel in der Hauptreihe, mehrere Spin-offs sowie Romane und Comics, mit denen die Game-Mythologie noch zusätzlich erweitert wird. Bisher wurden allein von den Spielen mehr als 33,5 Millionen Kopien verkauft, darüber hinaus floriert das Merchandise-Geschäft rund um die als Parodie auf die US-Restaurantkette Chuck E. Cheese’s angelehnten Schreckensfiguren.

    Eine Filmadaption ist schon seit 2015 in Arbeit – steckte aber zwischenzeitlich tief in der Entwicklungshölle fest, was sich nicht nur in einem Wechsel des Produktionsstudios, sondern auch im mehrfachen Platztausch auf dem Regiestuhl ausdrückt: So waren zwischenzeitlich „Monster House“-Schöpfer Gil Kenan und „Kevin – Allein zu Haus“-Mastermind Chris Columbus involviert, bevor letztendlich „Into The Dark“-Regisseurin Emma Tammi dafür sorgte, dass der „Five Nights At Freddy's“-Kinofilm nun endlich das Licht der Leinwand erblickt. Bei der eh schon langen Wartezeit hätte es aber nicht geschadet, ruhig noch ein wenig mehr am Drehbuch zu feilen.

    Mit den animatronischen Maskottchen von Freddy Fazbear’s Pizza ist absolut nicht zu spaßen!

    Mike Schmidt (Josh Hutcherson) ist ein aufmerksamer Wachmann – aber auch übereifrig, weshalb er seine Stelle in einem Einkaufszentrum verliert. Um nicht zudem das Sorgerecht für seine jüngere Schwester Abby (Piper Rubio) zu verlieren, muss deshalb schnellstmöglich ein neuer Job her. Daher beißt der eh schon keinen erholsamen Schlaf kennende Mike in den sauren Apfel und lässt sich von seinem Karriereberater (Matthew Lillard) einen Posten als Nachtwächter im verfallenen 80er-Jahre-Familienrestaurant Freddy Fazbear’s Pizza vermitteln. Dort muss er jedoch schon bald um mehr als nur das Sorgerecht für Abby bangen: Die animatronischen Tier-Maskottchen Freddy Fazbear, Bonnie, Chica und Foxy erwachen unregelmäßig zum Leben – und gehen mit unliebsamen Besucher*innen gar nicht pfleglich um...

    Wo sind die Schreckmomente abgeblieben?

    Das Ur-Spiel ist ein simples, intuitives Point-And-Click-Abenteuer: Als Pizzeria-Security muss man die Überwachungsmonitore genau im Blick behalten, damit sich keines der verdammten Riesenviecher unbemerkt anschleichen und zum finalen Kill ansetzen kann. Was der Spielereihe zu ihrem Ruhm verhalf, sind einerseits die effektiven, von gellenden Klängen begleiteten Jump Scares – und zum anderen die makabre Hintergrundgeschichte, die den Spielenden aber nicht einfach so präsentiert wird, sondern die man sich aus Infoschnipseln im Gameplay, in Minispielen, Hintergrundelementen und Soundfiles selbst zusammensetzen muss.

    Mit dieser Vorlage weiß das für das Drehbuch verantwortlich zeichnende Trio um Regisseurin Emma Tammi, Seth Cuddeback und Spieleschöpfer Scott Cawthon bei der Übertragung auf die Kinoleinwand jedoch wenig anzufangen: Die „Five Nights At Freddy's“-Adaption hält sich mit den in den Games noch so zentralen Jump Scares erstaunlicherweise ziemlich zurück – und selbst die verbliebenen, routiniert vorgetragenen Schreckensmomente dürften allenfalls Genre-Neulinge erwischen. Währenddessen wird die Hintergrundgeschichte der Familienpizzeria nicht wie in den Spielen geschickt nebenbei mit erzählt, sondern zumeist in ebenso ungelenken wie unmotivierten Erklär-Monologen auf Mike (und damit auch auf uns) abgeladen.

    Wie in den Spielen muss Mike verhindern, dass sich die Maskottchen unbemerkt an ihn heranschleichen!

    Das ist besonders frustrierend, da in einzelnen Sequenzen durchaus durchschimmert, dass Tammi es besser gekonnt hätte: Insbesondere das erste Filmdrittel ist voll mit nonverbalen Vorausdeutungen dessen, was noch folgen wird – und ein Fazbear-Trainingsvideo präsentiert sich authentisch in 80er-Kitsch und zähneknirschendem „Wir lieben diesen Job!“-Pathos. Hier wird klar, wie kurzweilig und süffisant der Film hätte werden können, hätte man sich bloß für eine klare Richtung entschieden. Das ist nämlich das erdrückende Hauptproblem des „Five Nights At Freddy's“-Films: Intensiv-schaurige Atmosphäre kommt nie auf. Ebenso sind Jump Scares und Gewaltspitzen rar gesät.

    Aber auch der Ansatz einer karikaturesk-nostalgischen 80er-Jahre-Parodie, die ihren Höhepunkt in einer sich in ihrer Boshaftigkeit regelrecht suhlenden Mary Stuart Masterson als Mikes missgünstige Tante findet, versandet letztlich, wenn die Skurrilität des Settings und der Prämisse durch ein geisterhaft-tragisches Familiendrama geerdet werden soll. Vielleicht wäre es möglich gewesen, die sich widersprechenden Ansätze erfolgreich unter einen Hut zu bringen – doch dafür sind die Dialoge einfach zu ungeschliffen und Tammis Inszenierung ist nicht exzentrisch genug, um solch ein schräges Wechselbad zwischen horrorartigem Grauen, schrägem Spaß und berührendem Familienkummer zu verkaufen.

    Josh Hutcherson ist ein großes Plus

    Tribute von Panem“-Star Josh Hutcherson macht dessen ungeachtet eine gute Figur als ständig übermüdeter, seine Schwester liebender Wachmann, der es sich seit Jahrzehnten nicht verzeihen kann, an einem fatalen Nachmittag kurz seinen Bruder aus den Augen verloren zu haben. Mikes Zerrissenheit zwischen vergangenem Traumata und gegenwärtigen Pflichten sorgt allerdings für einige fragwürdige inhaltliche Entscheidungen: So schläft er etwa am Arbeitsplatz in der Hoffnung, im Traum auf wertvolle Erinnerungen zu stoßen – wissend, wie leichtsinnig dies ist, und ohne Erklärung, weshalb er seine „Traumrecherche“ nicht einfach tagsüber nachholt.

    Es ist vornehmlich Hutchersons Charisma zu verdanken, dass Mike so nicht sämtliche Sympathien verliert. Auch seine solide Chemie mit der ebenso gut informierten wie sonderbaren Polizistin Vanessa („You“-Star Elizabeth Lail) schustert Mike Bonuspunkte zu. Doch ähnlich wie Hutcherson muss auch Lail gegen eine sprunghafte Charakterisierung ankämpfen: Ob sie Mike hilfreiche Erklärungen liefert oder sich lieber in Schweigen und Rätselhaftigkeit hüllt, richtet sich gefühlt allein danach, ob dem Drehbuch-Trio dramaturgisch gerade eine muntere oder mysteriöse Szene genehmer war.

    Für seine Schwester Abby (Piper Rubio) würde Mike wirklich alles tun!

    Vanessas Wankelmut wird zwar letztlich fadenscheinig begründet. Allerdings wirkt diese Erklärung genauso lieblos aufgedrückt wie der Belag auf eine schmierige Franchise-Pizza. Dann doch lieber rüber in den unangepassten Konkurrenzladen: Wer einen Nachtwächter gegen klobige Pizzeria-Roboter kämpfen sehen will, ist mit dem Nicolas-Cage-Vehikel „Willy's Wonderland“ besser beraten. Das ist zwar schäbig-trashig, aber das zumindest mit einer liebenswerten Konsequenz, die „Five Nights At Freddy’s“ leider völlig abgeht.

    Fazit: Was lange währt, wird endlich fertig: Nach jahrelanger Entwicklungsphase hat es der Videospiel-Kult „Five Nights At Freddy's“ endlich auf die große Leinwand geschafft – wird dort aber kaum für ähnlich viel Aufsehen wie in der Gaming-Welt sorgen.

     

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