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    Dirigenten - Jede Bewegung zählt!
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Dirigenten - Jede Bewegung zählt!
    Von Katharina Granzin

    Fünf Leute mit der Kamera zu begleiten, die als Konkurrenten denselben Wettbewerb bestreiten, muss nicht per se spannend sein. Dem Filmemacher Götz Schauder aber gelingt es, aus dieser keineswegs ungewöhnlichen Ausgangssituation echte Funken zu schlagen. Vier Männer und eine Frau hat er porträtiert, als sie 2008 am Georg-Solti-Wettbewerb in Frankfurt teilnahmen, einem der wichtigsten Dirigentenwettbewerbe der Welt. Interviews, Probenmitschnitte, großes Wettkampfrauschen und kleine Alltagsszenen setzt Schauder zu einem fesselnden Dokumentarfilm zusammen: „Dirigenten – Jede Bewegung zählt“ zeichnet sich durch genaue Beobachtung, eine schöne Balance zwischen Nähe und Distanz zu den Protagonisten und nicht zuletzt eine kluge ebenso sprechende wie musikalische Montage aus.

    Fein arbeitet Schauder die Unterschiede zwischen den verschiedenen Dirigentenpersönlichkeiten heraus. Er zeigt eine warmherzige Enthusiastin, einen kühlen Analytiker, einen freundlichen Musikvermittler und einen seelenvollen Charismatiker. Dabei gibt es trotz aller dokumentarischen Objektivität auch so etwas wie eine implizite Hauptperson. Das ist der zum Zeitpunkt der Aufnahmen erst 19-jährige Usbeke Aziz Shokhakimov und damit der weitaus jüngste aller Kandidaten. Bei der Vorauswahl der 24 Teilnehmer spaltet er die Jury mit seiner als Bewerbung eingeschickten eigenwilligen Beethoven-Interpretation. Im Wettbewerb erreicht er schließlich die zweite Runde der besten 9, wird aber unter Hinweis auf sein jugendliches Alter nicht ins Finale der Top 3 geschickt. Der Film zeigt seinen Ärger über diese Begründung ebenso wie die selbstverständliche spontane Freundschaft, die sich zwischen dem sendungsbewussten Shokhakimov und dem bescheiden auftretenden britischen Dirigenten James Lowe entwickelt hat.

    Die ungewöhnlichen Einblicke in das Innenleben und in die Gedankenwelt der Porträtierten machen den besonderen Reiz von „Dirigenten“ aus, von Musik ist in den sehr offenen Interviews mit den fünf Protagonisten kaum die Rede: In der Wettbewerbssituation sind andere Dinge entscheidend, es steht in erster Linie die Persönlichkeit auf dem Prüfstand. Sich dessen bewusst zu sein und sich, wenn es darauf ankommt, dennoch ganz auf die Musik zu konzentrieren, ist eine enorme mentale Leistung - eine für Außenstehende recht schwer nachvollziehbare Herausforderung. Aber nach diesem feinfühligen Film hat man auch als musikalischer Laie mehr als nur eine Ahnung, wie sich das anfühlen mag.

    Fazit: Fesselnder, psychologisch feingestimmter Dokumentarfilm über eine Frau und vier Männer, die an einem großen Dirigentenwettbewerb teilnehmen.

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