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    Unsere kleine Schwester
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Unsere kleine Schwester
    Von Carsten Baumgardt

    Nachdem Hirokazu Koreeda („Nobody Knows“) 2013 für sein stilles Generationendrama „Like Father, Like Son“ bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Preis der Jury geehrt wurde, bleibt der japanische Arthouse-Veteran seinem zurückhaltenden Stil und seinen Themen in seinem neuesten Film treu und macht so selbst aus einer Manga-Vorlage einen unverwechselbaren Koreeda: Das tragikomische Familiendrama „Unsere kleine Schwester“, mit dem der Regisseur 2015 erneut im Wettbewerb des prestigeträchtigen Festivals an der Croisette antritt, überzeugt vor allem durch seine ebenso subtile wie warmherzige Inszenierung der Geschichte dreier unter einem Dach in der Stadt Kamakura lebenden Schwestern, die ihre 13-jährige, ihnen bisher unbekannte Halbschwester Suzu (Suzu Hirose) bei sich im Haus aufnehmen, nachdem der gemeinsame Vater verstorben ist. Zu diesem hatten die älteren Schwestern keinen Kontakt mehr, seitdem er nach einer Affäre die Familie verließ. Die fröhliche Suzu mischt das Leben ihrer drei Schwestern aber erst einmal gehörig auf….

    Eine besondere Qualität des Filmemachers Koreeda ist seine inszenatorische Zurückhaltung - alles bewegt sich in seinen Werken nur in Nuancen, in kleinen Gesten, die man fast übersehen könnte. In seinem neuen Werk schlägt der Regisseur dabei einen für ein Drama überraschend heiteren, fast schon beschwingten Tonfall an, wobei trotzdem eine Reihe ernsthafter Probleme im Zentrum stehen: Diese werden in „Unsere kleine Schwester“ durch die Ankunft von Suzu aufgewirbelt – und zwar nicht, weil das junge Mädchen insistieren würde, sondern ganz allein durch ihre erfrischend-lebensbejahende Art. Die jüngste Schwester steht hier für das beinahe schon märchenhaft überhöhte Gute und die Konfrontation mit ihr zwingt ihre Umgebung zur Reflexion. So hinterfragt eine der Schwestern etwa ihre Liaison mit einem verheirateten Arzt und eine andere muss sich damit auseinandersetzen, dass sie mit ihrem öden Job in einer Bank unzufrieden ist und zu viel von dem hausgemachten Pflaumenwein süffelt.

    Koreeda schafft eine wundervolle Atmosphäre. Die Familienessen werden regelrecht zelebriert, die Beerdigungen sind traurig, Melancholie mischt sich mit einem Hauch Schwermut. Letztendlich setzt sich dabei immer eine erfrischende und niemals aufdringliche Warmherzigkeit durch, der man einfach nicht widerstehen kann und die nie in pure Sentimentalität abgleitet. Die Kameraarbeit von Mikiya Takimoto, der nach „Like Father, Like Son“ zum zweiten Mal mit dem Regisseur arbeitet, liefert dazu die passenden warmen Bilder, in deren Hintergrund sich immer wieder die malerische, durch Kamakura walzende Straßenbahn stiehlt.

    Fazit: Hirokazu Koreedas unwiderstehlich-sympathisches Familien-Kaleidoskop „Unsere kleine Schwester“ ist eine einnehmende leise Hymne auf das Leben, das Jasagen zum Glück und den gemeinschaftlichen Zusammenhalt.

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