In „Die Eisprinzen“ von 2007 sah man Will Ferrell und Amy Poehler noch als erbitterte und sehr ungewöhnliche Konkurrenten beim Eiskunstlauf. Nun treten die beiden Vollblutkomödianten erneut gemeinsam vor die Kamera, in „Casino Undercover“ sind sie allerdings als recht konventionelles Ehepaar zu sehen: Der mittlerweile zehnten Zusammenarbeit von Ferrell mit Adam McKay (Oscar für „The Big Short“), der die Komödie mitproduziert hat, fehlt die Prise Biss und Verrücktheit der besten Arbeiten des Teams. Und Andrew Jay Cohen, der hier zugleich seinen Einstand als Langfilmregisseur gibt, hat mit seinem Partner Brendan O’Brien schon lustigere Drehbücher geschrieben als dieses (etwa jene zu den beiden „Bad Neighbors“-Filmen). Zwar ist bei „Casino Undercover“ zwar durchaus etwas von einer entspannten Zusammenarbeit unter Freunden zu spüren, aber das kann das halbgare und inhaltlich äußerst dünne Lustspiel nicht über das untere Mittelmaß hinausheben.
Scott (Will Ferrell) und Kate Johansen (Amy Poehler) sind zwei relaxte Bilderbucheltern, die ihre Tochter Alex (Ryan Simpkins) gern an der renommierten Bucknell University unterbringen würden, doch der Stadtrat (Nick Kroll, „Vacation - Wir sind die Griswolds“) musste das für ein Stipendium vorgesehene Geld nach einer Kampfabstimmung in der Gemeindeversammlung in einen Swimmingpool investieren. Die Johansens brauchen also dringend einen neuen Finanzierungsplan und lassen sich von dem etwas heruntergekommenen Jugendfreund Frank (Jason Mantzoukas, „Der Diktator“) zum Betrieb eines illegalen Casinos in seiner Villa überreden. Neben dem Stadtrat und einem argwöhnischen Polizisten (Rob Huebel) hat aber auch noch ein waschechter Mafioso („Avenger“ Jeremy Renner in einer kleinen Rolle) etwas gegen den geheimen Spielbetrieb und schließlich wird auf allen Seiten jede Menge krimineller Energien freigesetzt.
Was Will Ferrell und Amy Poehler eint, ist die Fähigkeit zur Darstellung einer nur leicht überspitzten Normalität. Das zeigen sie auch hier zunächst wieder. Wenn die Eltern ihre Tochter in einer „Alex-Sandwich“ genannten Familienumarmung umschließen, dann wirkt das zu 90 Prozent harmonisch, aber zugleich auch ein klein wenig schräg. Diese unterschwellige Merkwürdigkeit des vermeintlich durchschnittlichen Ehepaars wird hier nach und nach herausgekitzelt, dabei entfernt sich das Ganze allerdings zunehmend von der Durchschnittlichkeit – und das geht auf Kosten der komödiantischen Treffsicherheit. Schließlich eskaliert die Situation, als einer der Besucher des Casinos beim Kartenzählen erwischt wird und man an ihm ein Exempel statuieren will – „wie DeNiro in Casino“…
Martin Scorseses „Casino“ ist ein ebenso naheliegendes wie deutliches filmisches Vorbild in „Casino Undercover“. Andrew Jay Cohen übernimmt Musikeinsätze, Dialogfragmente und sogar bestimmte Kameraeinstellungen des Mafia-Epos. Und die mythisch überhöhten, riesig wirkenden Würfel, die in Zeitlupe übers grüne Filz springen, werden hier zu einem überdrehten Höhepunkt des Films, weil in gefühlt anderthalb Minuten, während ein Würfelpaar über Gedeih und Verderb einer Familie entscheidet, ganze Grundsatzdiskussionen (mit zerdehntem Ton) geführt werden. Hier überzeugt „Casino Undercover“, aber wenn der Regisseur in der Folge immer wieder auf das Mittel der Zeitlupe zurückgreift, dann strapaziert er es so sehr, dass der beabsichtigte parodistische Effekt irgendwann verpufft.
„Casino Undercover“ hat einige urkomische Szenen, aber das Potenzial von Story und Hauptdarstellern wird nur ansatzweise ausgeschöpft. Erst kommt die Handlung nicht wirklich in Schwung (langatmige Etablierung des Universitätsproblems), und dann wirkt plötzlich vieles so überzogen, dass es dem Film fast das Genick bricht. Wenn sich ganz ironiefrei plötzlich der Kontrast zwischen Verstümmelung und ähnlichen Brutalitäten auf der einen und einer erneuten familiären Schmuseeinlage auf der anderen Seite auftut, dann gerät die Erzählung tonal endgültig aus der Balance.
Ein zwar zum Teil ironisch verkleideter, aber im Grunde idyllischer Familienfilm, wie er hier zumindest angelegt ist, lässt sich nur schwer mit einer Story in Einklang bringen, in der eine Geiselnahme durch Axtgewalt verhindert wird. Und so wird die Kluft zwischen Gefühligem und Grobem immer größer und am Ende hat der Film eine deutliche humoristische Schlagseite mit einigen oft durchaus auch urkomischen Exzessen (Boxkämpfe im Casino, Scott und Kate fungieren als Angst einflößende „Butcher“ und „Burner“, der Stadtrat wird zum „Terminator“).
Fazit: In „Casino Undercover“ blitzen immer wieder die Stärken der beteiligten Komödienprofis auf, aber der Film ist so unfokussiert und uneinheitlich inszeniert, dass er schließlich aus dem erzählerischen Gleichgewicht gerät.