Die Filmstarts-Kritik zu Cop Car

Auf die rot flackernde, leinwandfüllende Titelschrift folgt eine Einstellung, die aus einem Western entstammen könnte: Ein Hitzeflimmern liegt über der weiten, soweit das Auge reicht mit Tumbleweeds (zu deutsch: Steppenläufer oder Steppenroller) überwucherten Landschaft von Colorado. Von links stapfen die etwa zehnjährigen Ausreißer Harrison (James Freedson-Jackson) und Travis (Hays Wellford) ins Bild und entdecken wenig später mitten im Nirgendwo ein verlassenes Polizeiauto mit offener Fahrertür und einem Schlüssel unter dem Sonnenschutz. Spontan kapern die Jungs den Wagen, um mit 30 Meilen pro Stunde und in Schlangenlinien über den Highway zu brettern. Der fiese Sheriff Kretzer (Kevin Bacon) war indes nur kurz um die Ecke, um eine Leiche zu verscharren – und staunt bei seiner Rückkehr nicht schlecht. Panisch heftet er sich an die Fersen der Autodiebe, denn schließlich lagert noch etwas Verbotenes im Kofferraum... Der gradlinige Highway-Thriller „Cop Car“ von Regisseur Jon Watts („Clown“), der das Drehbuch gemeinsam mit Christopher D. Ford („Robot & Frank“) geschrieben hat, feierte seine erfolgreiche Premiere in Sundance und reüssierte auch als standesgemäßer Abschlussfilm des Fantasy Filmfest 2015.

Anfangs bezieht „Cop Car“ reichlich Charme aus der kindlichen Perspektive der Jungs, für sie ist die verlassene Landschaft so etwas wie ein Abenteuerspielplatz und wie es sich für echte Lausbuben gehört, finden sie alles Verbotene und Gefährliche besonders faszinierend. So kommt es zu einer herrlichen politisch unkorrekten Szene, in der die Kinder eine kugelsichere Weste testen wollen, indem sie mit scharfer Munition aufeinander schießen. Warum die beiden von zu Hause ausgebüxt sind, erfährt man nicht, und als Erklärung für ihre Fahrkünste genügt der simple Verweis auf den klassischen Funracer „Mario Kart“. Aber hier ist der schwarze Humor sowieso wichtiger als ein ausgefeiltes psychologisches Profil, über das keine der fünf handelnden Figuren verfügt. So macht der umtriebige Kevin Bacon („Apollo 13“) mit seinem raubeinigen Gebaren, mit dem militärischen Kurzhaarschnitt und dem stattlichen Schnauzer ganz umstandslos deutlich, dass mit ihm nicht zu spaßen ist. Zwischen dem atmosphärischen Auftakt und dem vertrackten Western-Showdown gerät das ansonsten kompakt erzählte B-Movie aber mitunter ins Stottern und es ist etwas schade, dass die anfangs so präsenten Jungs schließlich als Spielbälle der Erwachsenen herhalten müssen. Regisseur Jon Watts präsentiert sich indes als einfallsreich und stilsicher – er wird auch das „Spider-Man“-Reboot inszenieren und man darf gespannt sein, wie er sich bei seiner Blockbuster-Premiere schlägt.

Fazit: „Cop Car“ ist ein schnörkelloser Highway-Thriller mit Kevin Bacon in einer markanten Rolle als abgehalfterter Sheriff.