El Club
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
4,0
stark
El Club
Von Gregor Torinus

Nach den zahlreichen öffentlichen Debatten um pädophile Priester steht die katholische Kirche in jüngster Zeit auch filmisch zunehmend unter Beschuss. So waren 2014 mit dem kroatischen „Gott verhüte!“ und dem belgischen „In the Name of the Son“ gleich zwei böse Satiren auf die grassierenden Missstände in der Institution Kirche in den deutschen Kinos zu sehen. Und 2015 folgt gleich das nächste überaus kritische Werk: Pablo Larrains („No“) Tragikomödie „The Club“ feierte im Wettbewerb der Berlinale 2015 ihre Weltpremiere. Der Film besticht durch eine äußerst starke Mischung aus ätzendem Sarkasmus und unerbittlichem Realismus.

In einem abgelegenen Dorf an der chilenischen Küste befindet sich ein Haus, das eine sehr seltsame WG beherbergt: Hier wohnen ehemalige Priester, die von der Kirche exkommuniziert wurden, da sie sich schwerwiegender Vergehen schuldig gemacht haben. Es ist ein in trostlosen Grautönen gezeichneter Ort. Die Bewohner wirken eher wie Sträflinge als wie Männer Gottes und tatsächlich ist diese unfreiwillige Wohngemeinschaft eine Art kircheneigenes Gefängnis mit offenem Strafvollzug. Die Aufsicht führt die sich stets herzensgut gebärdende Ordensschwester Mónica (Antonia Zegers), die selber keineswegs eine weiße Weste hat. Der besondere Stolz der Padres ist ihr Windhund, der ihnen bei Hunderennen stets eine schöne Stange Geld einbringt, ihn wollen sie zum absoluten Champion aufbauen.

Als sich ein neu einquartierter Pater gleich am Tag seiner Ankunft mit einer Pistole erschießt, wird ein kircheninterner Ermittler eingeschaltet. Der Psychologe befragt die Bewohner zu dem tragischen Vorfall und zu ihrer jeweiligen dunklen Vergangenheit. In „The Club“ entwirft Pablo Larraín ein beklemmendes Bild einer von innen her verfaulten Kirchengemeinschaft, deren schlimmsten Übeltätern zudem jedes Schuldbewusstsein fehlt. Was anfangs noch komisch wirkt, offenbart mit der Zeit immer neue Schichten einer erschreckenden moralischen Verkommenheit. Der Ernst der Lage wird alleine von dem als das moralische Gewissen der Kirche erscheinenden Ermittler erfasst. Die Kargheit der Inszenierung verstärkt die zunehmend beklemmende Atmosphäre noch und ganz am Ende zeigt sich, dass das Übel noch weit tiefer sitzt als gedacht. Man kann nicht anders als kräftig zu lachen – doch es bleibt ein äußerst übler Nachgeschmack.

Fazit: Pablo Larrain zeichnet ein bitterböses Bild der katholischen Kirche, das grotesk schwarzhumorig und zugleich zutiefst erschreckend ist.

Dieser Film läuft im Programm der Berlinale 2015. Eine Übersicht über alle FILMSTARTS-Kritiken von den 65. Internationalen Filmfestspielen in Berlin gibt es HIER.

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