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    Arbeit macht das Leben süß, Faulheit stärkt die Glieder
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Arbeit macht das Leben süß, Faulheit stärkt die Glieder
    Von Christoph Petersen

    Der Dokumentarfilm „Arbeit macht das Leben süß, Faulheit stärkt die Glieder“ entstand, weil die Großmutter von Regisseurin Claudia Funk in ein deutsches Seniorenheim kam und es dort zwar hohe hygienische Standards, aber nichts für sie zu tun gab. Dabei war die alte Frau eine echte Macherin und hatte ihr ganzes Leben lang mit ihren Händen gearbeitet. Ganz anders läuft es hingegen in dem im Film porträtierten Altersheim im rumänischen Siebenbürgen, dessen Bewohner die Filmemacherin ein paar Jahre zuvor bei einem Urlaub kennengelernt hatte: Hier packen alle mit an, auf dem Feld, im Garten, in der Küche, jeder so gut er eben noch kann. Und wenn es dann noch ein Lob vom Heimleiter für die gute Arbeit gibt, dann ist man zu Recht mächtig stolz. Denn selbst wenn das mit der gemeinschaftlichen Selbstversorgung sicherlich auch finanzielle Gründe hat, geht es in erster Linie darum, auch im Alter noch eine Aufgabe zu haben. Hier wird niemand bloß verwahrt, jeder Einzelne wird gebraucht.

    Schaut man sich das Kinoposter mit stylischer Senioren-Sonnenbrille und dem deutsch-englischen Slogan „Der etwas andere Film über das Älterwerden. Made in Siebenbrück.“ an, könnte man leicht auf die Idee kommen, es würde sich wie bei dem zeitgleich in den deutschen Kinos startenden „Hip Hop-eration“ auch hier um eine auf hip getrimmte Wohlfühl-Doku handeln. Aber dieser Eindruck wäre völlig falsch, denn Regisseurin Funk füllt einen großen Teil der 76 Minuten Spielzeit mit unkommentierten Aufnahmen von alten Menschen bei der Arbeit: beim Schafehüten, beim Kochen, beim Rasieren der anderen Bewohner. Damit erinnert der Film streckenweise an die meditativen Arbeits-Dokufilme von Erich Langjahr, also „Hirtenreise ins dritte Jahrtausend“ und „Das Erbe der Bergler“, selbst wenn es in „Arbeit macht das Leben süß, Faulheit stärkt die Glieder“ mitunter an den großen Kinobildern fehlt. Dafür kommt Funke ihren Protagonisten auf völlig unaufdringliche Weise näher, ohne sie vorzuführen oder zu überfahren. Und vor allem bleibt dem Zuschauer so immer genügend Zeit, den Stolz in ihren Gesichtern zu entdecken.

    Fazit: Der Stolz der Heimbewohner kommt beim Publikum an – und damit hat Regisseurin Claudia Funk ihr Ziel erreicht, unsere Neugier für diese alternative Form des Älterwerdens zu wecken.

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