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    The Bad Batch
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    The Bad Batch
    Von Gregor Torinus

    Mit der Vampirromanze „A Girl Walks Home Alone At Night“ landete die iranischstämmige US-Regisseurin Ana Lily Amirpour einen Überraschungshit. Der Schwarz-Weiß-Film verzauberte die Zuschauer mit einer traumgleichen Atmosphäre irgendwo zwischen den Indie-Dramen von Jim Jarmusch und dem Surrealismus eines David Lynch. Gedreht wurde der Film in einer Geisterstadt in der kalifornischen Wüste, doch die Handlung spielt im Iran und im Original sprechen alle Schauspieler Farsi. Nach diesem magischen Debüt lasteten extrem hohe Erwartungen auf dem Nachfolger „The Bad Batch“. Ihren zweiten Film siedelt Amirpour erneut in einem Wüstensetting an und sie erzählt auch diesmal eine höchst ungewöhnliche Liebesgeschichte. Die wiederum bettet sie in einen ebenso originellen wie gewöhnungsdürftigen Mix aus Kannibalenschocker, „Mad Max“ und Alejandro Jodorowskys Acid-Western „El Topo“ ein.

    Die USA in der näheren Zukunft: Unerwünschte Personen werden in ein Sperrgebiet in der texanischen Wüste abgeschoben. In dieser trost- und gesetzlosen Einöde ist jeder auf sich allein gestellt. Zu dem neuesten Schwung von als „faule Äpfel“ (= „bad batches“) Ausgesonderten, die in dieses Niemandsland verwiesen werden, gehört Arlen (Suki Waterhouse, „Die Bestimmung - Insurgent“). Direkt nach ihrer Ankunft fällt sie in die Hände von Kannibalen, die ihr ein Bein und einen Arm absägen. Trotzdem gelingt ihr die Flucht auf einem Skateboard. In der Wüste trifft sie auf einen stummen Einsiedler (Jim Carrey, „Der Grinch“), der sie zu der deutlich freundlicheren Siedlung Comfort bringt, wo der ominöse Guru und Dealer „The Dream“ (Keanu Reeves, „Matrix“, „John Wick“) das Regiment führt. Doch dort hält sich Arlen nicht lange auf, denn sie sinnt auf Rache an den brutalen Menschenfressern…

    Der fulminante Auftakt von „The Bad Batch“ erinnert an den kruden Wüstenhorror von Wes Cravens „Hügel der blutigen Augen“. Nur ersetzt die auch für das Drehbuch verantwortliche Ana Lily Amirpour die atomar verstrahlten Mutanten Cravens durch nicht minder degenerierte Bodybuilder, die ihre dicken Muskelpakete gerne mit menschlichen Proteinen füttern. Doch wer glaubt, sich hier in einem reinrassigen Exploitationreißer zu befinden, erlebt recht bald ein ähnlich böses Erwachen wie Arlen nach der unfreiwilligen Amputation zweier Gliedmaßen. Wie bereits in „A Girl Walks Home Alone At Night“ braut Amirpour sich auch in „The Bad Batch“ aus zahlreichen Genreversatztücken einen ganz eigenen Cocktail. Und dabei weicht die anfängliche Gewalt bald einer unwiderstehlichen Atmosphäre aus wunderschönen Bildern, berauschender Musik und unterschwelligem Unbehagen.

    Amirpour schickt ihre Zuschauer auf eine fast zweistündige Reise der Entschleunigung - von gnadenlosem Kannibalenterror hin zu ungehemmten Liebesfilmkitsch. Dabei interessiert sich die Filmemacherin weder besonders für die sozialkritischen Untertöne ihrer Geschichte noch für wirklich greifbare Figuren. Viel mehr beschäftigen sie Dinge wie das weiße Label einer sich in Großaufnahme drehenden Schallplatte oder ein als überdimensionaler Kassettenrekorder gestaltetes DJ-Kabuff, von wo aus die Bewohner von Comfort die passenden Beats zu ihrem LSD-Trip auf die Ohren bekommen. Die Regisseurin gleitet mühelos von Bodybuilder-Kannibalen über eine kosmische Vision hin zu einem kleinen Karnickel. Und wenn man sich wirklich auf den Film einlässt, geht all das wunderbar zusammen. Dabei gibt es in der rein künstlich-dystopischen und durchaus verwirrenden Welt von „The Bad Batch“ anders als noch in „A Girl Walks Home Alone At Night“ keine „Normalität“ mehr, sondern nur noch unterschiedlich kranke Alternativen.

    Fazit: Wenn sinistre Kannibalen auf süße Kaninchen treffen: „The Bad Batch“ ist eine faszinierende Mischung aus bezauberndem Liebesfilm und drogengeschwängerter Endzeitvision.

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