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    Mike And Dave Need Wedding Dates
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Mike And Dave Need Wedding Dates
    Von Christoph Petersen

    Als Mike und Dave Stangle im Oktober 2013 eine Kleinanzeige im Internet veröffentlichten, mit der sie nach Dates für die Hochzeit ihrer Cousine suchten, ging der Post sofort viral, was wohl vor allem an der charmant-selbstironischen Selbstbeschreibung der beiden lag: „Wir sind beide in unserer 20ern, Single, groß, angelsächsisch, athletisch, partyliebend, vollkommen stubenrein, entspannt, leidenschaftlich, gutriechend, haben coole Frisuren, räumen hinter uns auf, haben großartige Krawattenkollektionen, versprechen uns zu rasieren, lieben unsere Mutter, haben mehrfach ‚Tatsächlich… Liebe‘ gesehen. Wir sind provokative, kurzsichtige, raue, emotionale, sensible aber trotzdem böse Jungs.“ Neben einigen TV-Auftritten brachte die plötzliche Berühmtheit den Brüdern auch noch einen Buchvertrag sowie einen kolportiert siebenstelligen Filmdeal ein. Nicht ganz drei Jahre später ist die Hollywoodadaption der Kleinanzeige nun fertig und Kinodebütant Jake Szymanski („Saturday Night Live“) liefert mit „Mike And Dave Need Wedding Dates“ eine Party-Komödie, die vor allem mit ihren vier offenbar völlig schamlosen Hauptdarstellern punktet.

    Mike (Adam Devine) und Dave Stangle (Zac Efron) betreiben gemeinsam einen Alkohol-Großhandel und halten sich selbst für die größten Partyhengste. Ihre Verwandtschaft sieht das allerdings ein wenig anders: Nachdem die Brüder schon mehrere Familienfeste ruiniert haben, besteht ihre kleine Schwester Jeanie (Sugar Lyn Beard) nun darauf, dass sie zu ihrer anstehenden Hochzeit auf Hawaii weibliche Begleitungen mitbringen, die sie dort in Schach halten sollen. Mike und Dave geben also eine Online-Anzeige auf, mit der sie nach anständigen Mädchen suchen. Stattdessen treffen sie allerdings auf Alice (Anna Kendrick) und Tatiana (Aubrey Plaza), die sich den beiden als Börsenbrokerin und Lehrerin vorstellen, in Wahrheit aber noch viel abgefuckter sind als Mike und Dave. Alles was sie wollen, ist ein kostenloser Urlaub auf Hawaii – Drinks und Drogen inklusive…

    „Mike And Dave Need Wedding Dates“ beginnt als typische Kumpel-Komödie, in der Adam Devine („Pitch Perfect“) und Zac Efron („Wie durch ein Wunder“) zwei Typen spielen, die sich zwar andauernd voll daneben benehmen, aber trotzdem irgendwie ganz liebenswert sind. Aber während es in solchen Filmen sonst in der Regel die Frauen sind, die die Kerle schließlich auf den rechten Pfad (zurück-)führen, geben hier erst Anna Kendrick („Into The Woods“) und Aubrey Plaza („Parks And Recreation“) dem Affen richtig Zucker: Alice und Tatiana rauchen ständig Bong, schmeißen sich Ecstasy ein, ziehen sich Pornos und Fast Food rein – gegen die beiden wirken Mike und Dave wie brave Schuljungen. Es ließen sich jetzt sicher ganze Aufsätze darüber schreiben (in denen dann sicher auch „Bad Neighbors 2“ Erwähnung finden würde), ob es nun feministisch ist oder nicht, wenn zur Abwechslung auch mal die Frauen am stärksten über die Stränge schlagen oder mit ihren Gags am tiefsten unter die Gürtellinie zielen. Aber egal auf welcher Seite der Diskussion man letztendlich landet – saulustig ist der Kniff in diesem Fall allemal. Und wenn das Ganze gen Ende doch etwas zu sehr ins Moralische abzudriften droht, rettet ausgerechnet ein fröhlich-entspannter 90er-Jahre-Popsong die totale Anarchie!

    Mit „Bad Neighbors“, „Dirty Grandpa“ und „Bad Neighbors 2“ hat sich Zac Efron in den vergangenen zwei Jahren vom imagebedachten Teenie-Star zum schmerzbefreiten Experten für zotige Komödien gemausert – und trotzdem ist er hier noch der bravste der vier Hauptdarsteller: Während Anna Kendrick sich im Drogenrausch entblättert und die Mähne eines Pferdes „anzieht“ und Adam Devine den sexuell frustrierten Punchingball für die sadistische Tatiana gibt, ist es am Ende Aubrey Plaza, die hier einen ganz klaren Zoten-Punktsieg davonträgt: Die diebische Freude, die jedes Mal in Tatianas Augen aufblitzt, wenn sie jemanden mit ihren staubtrocken vorgetragenen Beleidigungen in Grund und Boden rammt, ist regelrecht ansteckend. Und im Abspann gibt es sogar einen Outtake, in dem sie beim Improvisieren in solche extremen Gefilde abdriftet, dass der Regisseur sie schließlich aus dem Off zurückpfeift, woraufhin Plaza nur unschuldig entgegnet: „Warum? Meint ihr, das würde dem Studio nicht gefallen?“ Wir würden sie zwar schon gerne sehen, aber vermutlich wäre die unzensierte Aubrey-Plaza-Version von „Mike And Dave Need Wedding Dates“ selbst uns Fans zünftiger Zoten eine ganze Ecke zu extrem.

    Fazit: Wer es gerne krass und zotig mag, ist bei Mike & Dave (und erst Recht bei Alice & Tatiana) genau an der richtigen Adresse.

    Ein PS für alle „Game Of Thrones“-Fans, die die Folgen nicht immer schon direkt am nächsten Morgen nach der US-Ausstrahlung schauen: Im Abspann von „Mike And Dave“ werden einige entscheidende Details aus den Staffeln 5 und 6 der Fantasy-Serie gespoilert.

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