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    Wer rettet wen?
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Wer rettet wen?
    Von Andreas Günther

    Wir empören uns! In „Wer rettet wen?“ sondieren die Filmemacher Leslie Franke und Herdolor Lorenz die große Unzufriedenheit über die europäische Schuldenpolitik. Sie lassen auch Gegenstimmen zu Wort kommen, ohne jedoch einen Zweifel daran zu lassen, wer die Schuld an der Misere trägt: die Banken. Mit großer Sicherheit ist diese Analyse nicht komplett falsch. Dass dennoch nicht nur die Gläubiger verantwortlich sind, sondern auch die Schuldner, kommt allerdings dann doch eine Spur zu kurz. Die Dokumentation „Wer rettet wen?“ erscheint aber genau zum richtigen Zeitpunkt, um die Rolle der globalen Finanzindustrie zu hinterfragen.

    Denn zu deren Zentralen führt die Filmemacher die Spur der Verelendung, die sie durch das südliche Europa verfolgen. Sie besuchen überschuldete Familien und marode Krankenhäuser, sprechen mit entlassenen Reinigungskräften, mit Ökonomen, Investmentbankern und Protestgruppen. In Griechenland und Spanien werden Arbeitsplätze, Schulen, Renten und das Gesundheitssystem ruinös abgebaut, beschnitten oder zu unfairen Bedingungen privatisiert. Die Erfüllung von Sparauflagen und das Begleichen von horrenden Staatsdefiziten geht dabei in allererster Linie auf Kosten der Armen.

    Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn, Betroffene und die Filmemacher ziehen den bitteren Schluss, dass meist ausgerechnet die Kredite der Banken bedient werden, deren riskante Spekulationen die Krise erst ausgelöst haben. Die „Täter“ erscheinen somit auch als Profiteure, die zudem eine neoliberale Deregulierung der Wirtschaft vorantreiben – ohne demokratische Legitimation. Mit „Wer rettet wen?“ machen Leslie Franke und Herdolor Lorenz trotz ihrer deutlichen Positionierung die komplexen Vorgänge sehr anschaulich. Dass viele der Leidenden selbst durch Aufnahme von Krediten und allzu riskante Investitionen an der Situation mitgewirkt haben, wird dagegen nur einmal selbstkritisch erwähnt. Wehren müssen sich die Menschen aber natürlich trotzdem.

    Fazit: In der Dokumentation „Wer rettet wen?“ werden schonungslos und anschaulich die Machenschaften der Banken in der europäischen Schuldenkrise beleuchtet, wobei klar Partei für die Bedrängten eingenommen wird.

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