Visuell beeindruckend, wie aus einem Panel herausgerissen!
Man könnte meinen, dass Sony einen neuen Rekord brechen will für die meisten filmischen Neuinterpretationen eines fiktiven Superhelden. „Spider-Man – A New Universe“ ist bereits der vierte (!) Versuch den Spinnenmann erfolgreich auf die Leinwand zu bringen. Da Tom Holland momentan ja bei den Avengers rumhängt, entschied sich Sony erst für ein Spider-Man-Universum ohne Spider-Man („Venom“) und nun schließlich für einen Animationsfilm. Doch dieses Mal hatte das Studio mit den Spidey-Rechten wirklich tolle Leute an ihrer Seite: Phil Lord und Chris Miller, die Schöpfer des „Lego“-Films. Die Regie wurde zwar von drei anderen Regisseuren übernommen (Bob Persichetti, Peter Ramsey und Rodney Rothman), doch Lord schrieb mit Rothman das Drehbuch und sowohl Lord, als auch Miller waren als Produzenten tätig. Und man merkt den Stil der beiden in fast jeder Sekunde. „Spider-Man – A New Universe“ war zwar kein Film, der mich sehr interessierte, aber trotzdem schaute ich rein und bin positiv überrascht!
Peter Parker ist Spider-Man, soweit so gut. Doch in seiner Welt gibt es plötzlich einen anderen Spider-Man, namens Miles Morales, der ebenfalls von einer Spinne gebissen wurde. Und es dauert nicht lang, bis weitere Spinnenhelden auftauchen. Der Grund: Der fiese Kingpin hat Tore in verschiedene Universen geöffnet und das hat katastrophale Folgen…
Wer den Trailer oder irgendein Poster zu diesem Film gesehen hat, weiß, dass „A New Universe“ deutlich verrückter sein wird, als die Realverfilmungen von Spidey. Der Film ist „Spider-Man“ auf LSD, wenn man es kurz und knapp beschreiben möchte. Doch so skurril und überdreht das Ganze aussieht, „A New Universe“ ist ein frischer und interessanter Ansatz an das „Spider-Man“-Universum… oder die „Spider-Man“-Universen? Der Film ist rasant, lässt kaum Zeit zum Atmen und vergisst dabei trotzdem nicht die emotionalen Momente, die Spider-Man und Co ausmachen. Und nicht nur das: Der Film schafft es tatsächlich einen neuen Spider-Man einzuführen, ohne dass man sich Peter Parker zurückwünscht, was zum Teil daran liegt, dass Parker selbst ein großer Teil des Films ist. Und selbst das Spider-Schwein (ja, das SPIDER-SCHWEIN!) ist in Bezug auf die Story fast schon logisch erklärt. Gut ich sollte vorsichtig sein mit Wörtern wie Logik, gerade bei so einem Film, aber vieles in der Geschichte funktioniert einfach fantastisch, trotz absurder Paralleluniversen und monströsen Bösewichten. „A New Universe“ fühlt sich wirklich wie ein lebendiger Comic an, was vor allem auch an der tollen Animation liegt, doch später mehr dazu.
Die Figuren sind wie schon erwähnt wirklich toll realisiert und wirken trotz der 3D-Animation sehr real. Auch das menschliche Drama kann sich hier und da entfalten, was natürlich auch an den tollen Charakteren liegt. Einer meiner Highlights ist Noir-Spider-Man in Schwarzweiß, dagegen war mir Tante May etwas zu viel und der Kingpin etwas mau als Bösewicht…
Ja, leider gab es ein paar Dinge, die mir nicht ganz gefallen haben, wobei es viele Kleinigkeiten sind. Zum einen war mir der Humor manchmal etwas zu übertrieben. Manche werden das sicherlich lieben, aber mir kam der Film manchmal wie eine Parodie von Spider-Man rüber, was bei Lords und Millers „Lego“-Filmen perfekt passt, aber hier etwas zu viel war für meinen Geschmack. Zudem haben mich viele der Popsongs genervt, obwohl der Soundtrack insgesamt gut war, besonders der Score von Daniel Pemberton.
Ein Highlight sind aber die farbenprächtigen Animationen, die eine Mischung aus 3D und 2D sind. Der Film ist visuell einfach beeindruckend, selbst wenn man bei der spektakulären Action ab und zu den Überblick verlieren kann. Doch die Optik ist das, was den Film so besonders macht, gerade das Finale ist ein optischer Leckerbissen!
Fazit: „Spider-Man – A New Universe“ ist ein überraschend witziger und frischer Spidey-Film! Nicht perfekt, aber extrem unterhaltsam mit einer grandiosen Post-Credits-Szene!