Ein silberergrauter, wohlgenährter 80-Jähriger präsentiert in abgetretenen Turnschuhen und abgewetztem T-Shirt irgendwo in einem heruntergekommenen Schuppen in der uruguayischen Pampa seine beiden VW-Käfer. Aus den Neunzigern seien die, würden aber immer noch prima laufen, Ersatzteile kriege man an jeder Ecke. „Fahren Sie die denn nur am Wochenende oder auch sonst?“, fragt Bundeskanzlerin Angela Merkel, als der Mann später in Deutschland zu Besuch ist. Denn bei dem hemdsärmeligen Senior handelt es sich nicht um einen einfachen Käfer-Fan, sondern um das Staatsoberhaupt von Uruguay, José „Pepe“ Mujica, der wegen seiner Bescheidenheit oft als „der ärmste Präsident der Welt“ gerühmt wird. An diesem durch und durch sympathischen Kontrast zu vielen seiner eitleren Kollegen können sich die Filmemacher Heidi Specogna und Rainer Hoffmann dann in ihrer Dokumentation „Pepe Mujica – Der Präsident“ auch einfach nicht sattsehen.
Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Lucía Topolansky, die einst führender Kopf der sozialistischen Widerstandsbewegung gegen die uruguayische Diktatur war, stand Mujica 1997 schon einmal vor der Kamera von Specogna und Hoffmann. Damals drehte das Regie-Duo mit „Tupamaros“ erstmals ein Porträt des blumenzüchtenden Paars und Mujica standen Gefangenschaft und Folter noch deutlich ins Gesicht geschrieben stande. Heute hingegen ist Lucía Senatorin und Mujica selbst demokratisch gewählter Regent. Abgeklärt und besonnen philosophiert er auf seiner Farm über Liebe und Gerechtigkeit, Kapitalismus und die Notwendigkeit von Utopien: Die Filmemacher zeigen ihn als gütigen und weisen Landesvater. Wenn er im Radio oder auf Versammlungen spricht, bebildern sie seine Worte mit scheinbar andächtig lauschenden Kneipenbesuchern und Fabrikarbeitern, als würde das Volk durch seine wunderbaren Reden zusammengehalten. Nur bringt der Trip nach Deutschland leider nicht mehr als ein bisschen Small Talk mit der ungeduldigen Angela ein. Über die Ratlosigkeit des Präsidenten angesichts der wirtschaftlichen Probleme seines armen Landes wird dabei allerdings allzu wohlwollend hinweggefilmt.
Fazit: Ein sympathisches Porträt eines der außergewöhnlichsten Staatsoberhäupter der Welt, das politische Herausforderungen aber leider weitgehend ausklammert.