In niederbayrischen Haindling ist die Welt noch in Ordnung. Blühende Wiesen, putzige Kirchtürme, angenehme Ruhe – hier fühlt sich Hans-Jürgen Buchner seit Jahrzehnten pudelwohl. Ein ganz eigener Mix aus Volksmusikanklängen, Pop, Jazz und Weltmusikeinflüssen hat ihn in Bayern populär gemacht. Anlässlich des 70. Geburtstags des Musikers und Komponisten widmet sich Regisseur Toni Schmid in seiner Dokumentation „Haindling – und überhaupts…“ Buchners Biografie und der Geschichte von dessen nach dem Heimatort benannten Band. Das ist amüsant und vor allem informativ. Hier erfährt man einiges über ein sehr spezielles, aber durchaus relevantes Kapitel deutscher Popgeschichte. Außerdem ist Buchner einfach ein quirliger, sympathischer Typ. Die positive Stimmung, die der Film verbreitet, hat jedoch auch einen nicht unerheblichen Nachteil: Allzu viel Harmonie wirkt auf Dauer eben doch leicht monoton.
Buchners Weg in die Musikwelt war recht ungewöhnlich. Zunächst hatte sich der Töpfermeister sein Leben als Handwerker in der Provinz perfekt eingerichtet. Mit seiner Freundin Ulrike erwarb er ein sanierungsbedürftiges Wirtshaus in Haindling – worin sich heute auch sein Studio befindet – und wandelte es zur Werkstatt um. Die Geschäfte mit dem Töpfern liefen gut. Obwohl er in seiner Freizeit gerne Musik machte, wurde er durch einen Zufall bekannt, als seine in Eigenproduktion eingespielte Platte „Haindling 1“ 1982 im Radio gespielt wurde. Erst danach gründete Buchner die Band Haindling. Nach dem damals erprobten Prinzip erfährt er bis heute: Zuhause, unterstützt von Ulrike, entstehen die Aufnahmen im Alleingang, erst bei Live-Auftritten kommt die Band dazu.
Regisseur Schmid beobachtet den Privatmann Hans-Jürgen Buchner, spricht mit ihm und seinen Weggefährten und kombiniert dies mit Konzertaufnahmen und Archivmaterial – so entsteht auf wenig innovative, aber stimmige Weise ein rundes Bild. Man könnte fast sagen, dass das entspannte und sonnige Wesen des Protagonisten auf die Inszenierung abfärbt: Schmid nimmt sich viel Zeit und Buchner fesselt als eigenbrötlerischer, bisweilen exzentrischer, allerdings stets zugänglicher Mensch, der felsenfest in sich zu ruhen scheint. Er gehört nicht zu den Künstlern, die durch extremen Lebenswandel faszinieren oder die durch (Selbst-)Stilisierung zu überlebensgroßen Persönlichkeiten überhöht werden, und entsprechend fehlt seinem Porträt in gewisser Weise auch der Unterhaltungswert des Provokativen. Buchner erscheint als bodenständiger Mann, seine Ansichten über fremde Kulturen und Naturschutz sind wohlüberlegt und vernünftig – Mensch und Film wirken grundsympathisch. Dass Reibung und Drama in dieser Erzählung hier auf kuriose Weise vollständig fehlen sorgt dafür, dass sich für Nicht-Fans der Eindruck einer gewissen Eintönigkeit einstellen könnte.
Fazit: „Handling – und überhaupts…“ ist ein intimes Porträt von Hans-Jürgen Buchner und seiner Musik: eine überlange, aber sympathische und stimmungsvoll inszenierte Huldigung an einen Urbayern, der einfach sein Ding durchzieht. Für Fans ist der Film ein Muss.