Obwohl die Thematik eindeutig scheint, "The Birth of a Nation" ist nicht gerade das übliche Sklaverei-Drama. Hauptdarsteller und Regisseur Nate Parker macht seinen Film erfreulich leicht zugänglich, ohne die Ereignisse dieses finsteren Kapitels jemals zu verharmlosen. Er lässt seine Figuren neben viel Leid auch Gutes erleben und beleuchtet die komplexe Beziehung zwischen Sklaven und ihren Haltern aus neuen Blickwinkeln. Vor allem diese Dinge machen sein Regiedebüt damit deutlich intensiver und glaubwürdiger als vergleichbare Werke wie "12 Years A Slave" oder auch "Django Unchained". Die Brutalität der weißen Unterdrücker wird unmissverständlich gezeigt, während dazwischen Raum für lose Freundschaften oder zumindest gegenseitigen Respekt zwischen den beiden Parteien ist.
Nats inneren Kampf stellt Parker mit besonderer Intensität dar: Während dieser noch vor seinen Mitsklaven Phrasen von Unterwerfung und Demut predigt sieht man ihm den Widerstreit seiner Gefühle immer mehr an. Schließlich erkennt er, dass etwas getan werden muss, greift dabei aber zu den selben Mitteln wie die Planatgenbesitzer und Sklavenjäger. Da wird mit Beilen auf Menschen eingehackt, Schädel zermalmt und in Gesichter geschossen. Nicht gerade der friedliche Weg anderer Freiheitsrechtler, die durch ihr Leid zu besseren Menschen wurden. Parkers Turner ist ein Racheengel wie er im Buche steht, ein Befreier der die Unterdrücker nicht überreden sondern töten will. Ein mutiger Schritt, all das so unbeschönigt und kompromisslos zu zeigen wie es hier der Fall ist.
Nat Turner wird durch seine Taten zu einem vielschichtigen Helden, dessen Apotheose am Ende des Films der einzige wirklich übertriebene und kitschige Moment bleibt. Makellos ist an dieser Figur bei weitem nicht alles, selbst auf seinen Tod scheint er sich längst eingestellt zu haben. Am Ende bleibt natürlich die Diskussion, ob das Töten anderer selbst unter Extrembedingungen jemals gerechtfertigt sein kann. Nat dreht den Spieß nämlich kurzerhand um und zieht mit der selben Bibel in die Schlacht, mit der er zuvor die Vorherrschaft der Weißen gerechtfertigt hatte. Von denen ist es übrigens hauptsächlich Armie Hammer, der sich nicht zu schade ist hier den korrumpierten Unsympathen zu geben, den man am meisten in Erinnerung behält.
Eine Lehre kann man indes aus dem Film ziehen: Wann immer "Auserwählte" ungerechtfertigt die Herrschaft an sich reißen um bedingungslos über andere zu herrschen wird Blut fließen. Früher oder später. Auch andere Filme enthalten diese Aussage, "The Birth of a Nation" erzählt allerdings in erster Linie eine Geschichte über die beteiligten Figuren, anstatt das Leiden an sich pathetisch und ausufernd in Szene zu setzen. Die Gewalt ist brutal und unmissverständlich, sie steht jedoch nicht im Mittelpunkt.