Mein Konto
    Playmobil - Der Film
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Playmobil - Der Film

    Das schwächere "LEGO Movie"

    Von Oliver Kube

    Als Warner Bros. „The LEGO Movie“ im November 2011 grünes Licht erteilte, ahnte noch kaum jemand, dass aus dem schon seit vielen Jahren erfolglos in der Produktionshölle schmorenden Animationsprojekt wenige Jahre später ein visuell wie erzählerisch bahnbrechender Blockbuster werden würde. Zu abstrakt war wohl die Idee, nur aus Plastiksteinchen einen Kinofilm zu basteln. Aber mit einer direkt auf die LEGO-Stein-Form aufbauenden Tricktechnik sowie einem einfallsreichen Drehbuch voller umwerfendem Meta-Humor gelang das Kunststück trotzdem! Der Erfolg ließ natürlich auch andere große Spielzeughersteller aufhorchen, die in Zeiten zunehmend digitaler Unterhaltung für Kinder solche globale Werbung für ihre Produkte natürlich sehr gut gebrauchen können. So präsentiert Regiedebütant Lino DiSalvo nun also sein Animations-Abenteuer „Playmobil - Der Film“, das jüngere Kinofans womöglich ähnlich gut unterhalten, aber bei erwachsenen Zuschauern längst nicht so gut ankommen wird wie das LEGO-Vorbild.

    Die animierte Geschichte wird von einer Realfilm-Rahmenhandlung umfasst: Teenager Marla (Anya Taylor Joy) und ihr kleiner Bruder Charlie (Gabriel Bateman) leben glücklich in New York. Dann verlieren sie ihre Eltern bei einem Unfall. Vier Jahre später hat das mittlerweile erwachsene Mädchen das Sorgerecht für den Jungen erhalten. Von dem Verlust noch immer verstört, gibt sich dieser bockig und rebelliert gegen seine Schwester. Nach einem Streit läuft er davon und schleicht sich in einen Messekomplex ein, in dem am nächsten Tag eine Playmobil-Ausstellung eröffnet werden soll. Marla rennt ihm hinterher. Als sie ihn endlich inmitten diverser, breitflächig aufgebauter Spielzeug-Szenarien gefunden hat, werden die beiden plötzlich in das eben noch leblose Playmobil-Universum hineingesogen. Völlig verwirrt müssen die nun selbst wie Playmobil-Figuren aussehenden Marla und Charlie diverse Abenteuer in der turbulenten, offenbar gar nicht mal so ungefährlichen Fantasiewelt bestehen, bevor sie sich wieder auf den Weg zurück in ihre Welt machen können ...

    „Playmobil – Der Film“ beginnt und endet in der realen Welt.

    Einen Kinderfilm (wie in „Der König der Löwen“ oder „Bambi“) mit einem düsteren Ereignis wie dem plötzlichen Tod der Eltern so richtig in Gang zu bringen, ist natürlich schon eine ziemlich harte Nummer. Um den Schock schon im Vorhinein etwas abzufedern, starten die Macher ihren Film erst einmal mit einem Gute-Laune-Song, der nun ohne einen wirklichen Zusammenhang mit dem Rest des Plots am Anfang steht. Das Lied ist aber nicht nur aufdringlich fröhlich, sondern auch noch rundherum platt und völlig zum Vergessen. Also genau das Gegenteil von dem selbstironischen, zu Recht oscarnominierten LEGO-Ohrwurm „Everything Is Awesome“ (das der Autor jetzt wieder tagelang nicht aus dem Kopf kriegen wird). Die Realfilm-Szenen zu Beginn sehen dabei zudem furchtbar sauber und artifiziell aus - es ist einfach superoffensichtlich, dass sie in einem Studio gedreht wurden. Eine Erleichterung also, wenn die Handlung dann endlich ins Trickfilm-Universum wechselt – und da geht es dann auch wirklich direkt Schlag auf Schlag:

    Vorbei die Zeit für Sorgen oder Tränen, stattdessen rast der Zuschauer gemeinsam mit den Geschwistern nacheinander in die Heimat von Wikingern und Römern, man trifft Piraten und sogar eine Amazone, man besucht eine Sci-Fi-Landschaft, ein Sechzigerjahre-Geheimagenten-Szenario sowie ein magisches Feenland. Bruder und Schwester hetzen dabei mit immer neuen Verbündeten und Bösewichtern von einem Abenteuer zum nächsten. Dabei geht es in erster Linie darum, dass Marla und Charlie auf dem Weg zum Finale realisieren, dass mit genügend Mut, persönlichem Engagement, Freundschaft und Zusammenhalt alles möglich ist, sogar in ihr Leben als echte Menschen zurückzukehren. Das passiert dann allerdings auf arg banale, wohl nur für ganz kleine Kinder überzeugende Weise. Das ist ähnlich einfallslos wie das anfängliche, mit einem ziemlich lächerlich aussehenden Sog-Effekt versehenes Eintauchen in die Spielzeugwelt zu Beginn des Films.

    Eine der vielen Stationen in der Playmobil-Welt: ein Wikingerdorf!

    Am Animationspart von „Playmobil – Der Film“ gibt es, zumindest was das Visuelle angeht, eigentlich nicht viel auszusetzen. Die Farben sind satt, ohne sich aufzudrängen, die Hintergründe ausreichend detailliert und die Figuren haben einen ganz eigenen Look, der geschickt den in der Realität 7,5 Zentimetern großen Plastikvorbildern angepasst und mit jeweils individuellen, leicht unterscheidbaren Eigenheiten ausgestattet wurde. Ein gutes Beispiel für einen gelungenen Charakter ist etwa der mit allerlei lustigen Gadgets hantierende Rex Dasher (deutsche Stimme: Matthias Schweighöfer) – eine Mischung aus James Bond und Austin Powers. Auch wenn längst kein solcher Aufwand wie etwa bei Pixar betrieben wurde, funktionieren auch die großen Action-Sequenzen durchgehend gut. So etwa eine wilde Fahrt auf dem Highway im Imbisswagen von Del (Christian Ulmen) oder eine augenzwinkernd an „Braveheart“ und „Gladiator“ erinnernde historische Schlachtsequenz.

    Beim Regiedebüt eines Mannes, der zuvor 17 Jahre für Disney in der Animations-Abteilung arbeitete und zuletzt bei der visuellen Umsetzung solcher Triumphe wie „Die Eiskönigin - Völlig unverfroren“ und „Rapunzel - Neu verföhnt“ führende Funktionen innehatte, ist das aber wohl auch zu erwarten. Wo Di Salvo, der auch für das Drehbuch mitverantwortlich ist, allerdings noch dazulernen muss, ist das Erzählen einer stimmiger fließenden, dabei pfiffigeren Geschichte. Immer wieder erweckt „Playmobil – Der Film“ nämlich den Eindruck einer schnöden Nummern-Revue, bei der ziemlich durchschaubar nur möglichst viele bekannte Playmobil-Szenarien (sprich: für den Zuseher käuflich zu erwerbende Spielsets) abgehakt werden. Das ist auf Dauer ganz schön ermüdend. Zudem wirken die aus plumpen Tralala-Popsongs bestehenden Musical-Einlagen fast durch die Bank wie unmotiviert hineingezwängt. Ganz so, als ob man die ohnehin nur eingebaut hat, weil sie ja auch bei der „LEGO Movie“-Konkurrenz bereits so hervorragend funktioniert haben.

    Fazit: Zumindest jüngere Kinder könnten an dem technisch adäquat umgesetzten, mit reichlich Tempo und einigen Gags vorgetragenen Zeichentrick-Abenteuer ihre Freude haben. Schon etwas ältere Animations-Fans, die sich eine ähnlich clevere Alternative zu den LEGO-Filmen wünschen, werden hingegen herbe enttäuscht.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top