Bastian Günther bewegt sich mit seinem Film „California City“ zwischen den Genres: Sein Werk ist teils Dokumentarfilm, teils Drama, teils essayistische Meditation über die Welt, in der wir leben. Der erzählerischen Ungebundenheit entspricht der technisch-formale Variantenreichtum, wobei dann beispielsweise hochauflösende Digitalaufnahmen neben verwaschenen 8-mm-Bildern stehen. Schauplatz der filmischen Suche ist das titelgebende California City: Die Stadt hat zwar nur etwa 15.000 Einwohner, aber ihre Fläche hat riesige Ausmaße wie so vieles in Kalifornien und in den Vereinigten Staaten im Allgemeinen. Weite Teile der Stadt sind Niemandsland, geprägt vom Verfall, von verlassenen Gebäuden und Grundstücken, wo ein namenloser Insektenvernichter die vergammelten Swimmingpools von Moskitos befreien soll und dabei auf merkwürdige Gestalten trifft. Im Ansatz erinnert Günthers Film deutlich an Werner Herzogs Ausloten der Grenzen zwischen Fiktivem und Dokumentarischem, gepaart mit einer an Wim Wenders gemahnenden Faszination für die Weiten Amerikas.
Houston“ die Auflösung des amerikanischen Traums und der kapitalistischen Strukturen beschrieben. Darum geht es auch hier, davon künden die verlassenen Häuser und die leeren Pools, die in den endlosen Weiten der Mojave-Wüste noch eine Spur verlassener wirken. Dabei dringt Günther diesmal weit ins Dokumentarische und ins Essayistische vor, aber ins Zentrum seiner scheinbar ziellos fließenden Erzählung stellt er weiterhin eine fiktive Figur. Er lässt den Schauspieler Jay Lewis als Ungezieferbekämpfer durch die Wüste fahren. Dort begegnet dieser Mann ohne Namen den unterschiedlichsten Menschen und erinnert sich an eine verflossene Liebe. Nicht immer führt diese mäandernde Form zu für sich genommen zwingenden Szenen, es liegt geradezu in seiner Natur, dass „California City“ bisweilen etwas vor sich hinplätschert, doch gerade durch die Leerstellen und den Leerlauf auf allen Ebenen gelingt es dem Regisseur auch in diesem Film immer wieder, den Zerfall einer Gesellschaft und den Niedergang des Kapitalismus zu evozieren.
Fazit: Dokumentation, Drama, Essayfilm: Bastian Günthers „California City“ ist alles zugleich und nichts so ganz. Gerade durch das in eine flexible Form gebrachte Grübeln und Suchen ergibt sich dabei eine oft faszinierende Geschichte vom Verfall einer Zivilisation.