Ich musste den Film zwischenzeitlich stoppen und mir auf YouTube Szenen aus anderen Musicals ansehen und dabei nicht nur die Benchmark des Genres, also Gene Kelly, Fred Astaire, Leslie Caron oder Barbara Streisand, sondern verglich ich es selbst mit deutschen Produktionen. Ich musste mich vergewissern, was La La Land bis dahin fehlte.
Zu Beginn einfach die Leichtigkeit!
Die Tanzszenen wirken verkrampft, steif und uninspiriert. Die beiden Hauptdarsteller sind auch als Paar nur selten ernst zu nehmen - da fehlt in vielen Szenen die Chemie zwischen Emma Stone und Ryan Gosling. Der Versuch, eine Art "Frühstück bei Tiffany's " Atmosphäre zu erzeugen, endet in der ersten Hälfte des Films bei salopp ausgedrückt im Stehcafe am Bahnhof.
Ab der Mitte kommt dann der Film und seine Message besser zur Geltung - und es ist lange Zeit plötzlich kein Musical mehr, der mit Fortdauer mehr und mehr an Tiefe gewinnt. Stark ist dabei die Figur von Gosling, während Emma Stone spielt wie Emma Stone halt immer ist - etwas holprig und unbeholfen, was sie auf eine speziale Art liebenswürdig macht.
Die Kamerabilder sind sehr atmosphärisch, der Musical-Teil etwas zu viel. Gut, Hollywood sieht das anders, da wird ja auch nur der Versuch, ein altes Genre teilweise zum Leben zu erwecken, abgefeiert, halt wie bei einem Schulmusical, bei dem man das Resultat nicht professionell unter die Lupe nimmt.
Natürlich ist La La Land kein schlechter Film, aber im Vergleich zu vielen großen Musicals ein müder Abklatsch. Und den Vergleich muss man ziehen, da die Oscars dafür verliehen wurden, weil La La Land angeblich die Wiedergeburt des Musicals darstellen sollte, was aber nur bei einem Versuch bleibt - zum Glück. Insgesamt gewinnt La La Land mit seinen zwei eher unterschiedlichen Gefühlswelten, wobei die zweite Hälfte den gesamten Film auf ein gutes Niveau hievt, das aber von der Oberklasse ein oder zwei Schritte entfernt bleibt.