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    Berlin East Side Gallery
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Berlin East Side Gallery
    Von Christian Horn

    Die East Side Gallery liegt im Berliner Stadtteil Friedrichshain und verläuft direkt an der Spree entlang des ehemaligen Todesstreifens, der während der deutschen Teilung die Grenze zwischen den Bezirken Friedrichshain (Ost) und Kreuzberg (West) markierte. Für die einen ist die East Side Gallery - das längste erhaltene und von zahlreichen Künstlern bemalte Teilstück der Berliner Mauer -   die wohl größte Open-Air-Galerie der Welt und daher schützenswert, für die anderen stellt der weitgehend brachliegende Streifen zwischen der ehemaligen Mauer und der Spree ein gewinnträchtiges Bauland dar. Dieser Konflikt sorgte in Berlin schon oft für (nicht nur) städtebauliche Kontroversen und Demonstrationen. Die beiden Filmemacher Karin Kaper und Dirk Szuszies verewigen das gefährdete Denkmal nun in einer informativen Dokumentation, die verschiedene Perspektiven auf die East Side Gallery eröffnet, und plädieren dabei deutlich gegen einen Abriss des Mauerstücks. Das macht das mit einfachen Mitteln umgesetzte und recht schmucklose Werk zu einer Art filmischem Pamphlet, das sich in erster Linie an jene Zuschauer richtet, die das Thema ohnehin beschäftigt.

    Eröffnet wurde die Berliner East Side Gallery im Frühjahr 1990. Insgesamt 118 Künstler aus 21 Ländern bemalten das Teilstück der Mauer auf einer Länge von 1316 Metern und verewigten dabei Motive wie den berühmten sozialistischen Bruderkuss zwischen Michail Gorbatschow und Erich Honecker. Obwohl die Mehrheit der Wahlberechtigten im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg bei einem Bürgerentscheid im Jahr 2008 gegen eine Bebauung des Spreeufers und für den Erhalt der East Side Gallery votierte, wurden dort zum Beispiel bereits Bürogebäude errichtet, für die auch bemalte Mauersegmente entfernt wurden. Der Kampf der Bebauungsgegner gegen schwerreiche Investoren ist R noch lange nicht ausgefochten. Karin Kaper und Dirk Szuszies greifen unter anderem auf Archivmaterial zurück, das die Künstler bei der Bemalung des Mauerstücks im Jahr 1990 anfertigten. Über Aufnahmen von der Restaurierung und Sanierung der East Side Gallery im Jahr 2009 wird schließlich die Brücke in die Gegenwart geschlagen.

    Während sowohl der Berliner Ex-Bürgermeister Klaus Wowereit, als auch sein Nachfolger Michael Müller der East Side Gallery als Denkmal keine größere nationale Bedeutung beimessen, stehen Karin Kaper und Dirk Szuszies klar auf der Seite der Verfechter einer unveränderten Erhaltung der in Kunstwerke verwandelten Mauerstücke. Sie verzichten zwar darauf, etwa über einen Off-Kommentar eindeutig Stellung zu beziehen und eröffnen unterschiedliche Perspektiven auf das Streitobjekt, lassen aber in den Interviews mit Künstlern und Aktivisten aber immer wieder durchscheinen, dass auch für sie eine Bebauung des Geländes unerwünscht ist. In diesem Sinne setzte sich 2013 auch David Hasselhoff („Knight Rider“, „Baywatch“) mit einem Konzert an der East Side Gallery ein – mit seinem Nummer-1-Hit „Looking for Freedom“ hatte der Schauspieler und Sänger nach eigenem Empfinden ja einst auch zum Mauerfall beigetragen.

    Fazit: Schlicht umgesetzte und vielstimmige Doku über die Berliner East Side Gallery, deren Erhalt immer wieder auf der Kippe steht.

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