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    Criminal Squad
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Criminal Squad
    Von Christoph Petersen

    Der von Gerard Butler verkörperte Cop Nick Flanagan hat solch dicke Eier, dass man sich ernsthaft fragt, wie er es überhaupt noch schafft geradeauszulaufen. Bei seinem ersten Auftritt erscheint er nicht nur völlig verkatert am Tatort, er spuckt seinen Kaugummi auch dermaßen gleichgültig zwischen die den Asphalt pflasternden Leichen, dass es nicht nur professionellen Spurensicherern, sondern selbst jedem durchschnittlichen „CSI“-Gucker eiskalt den Rücken herunterläuft. Zudem klaut der Anführer einer Spezialeinheit für Schwerverbrechen einem der in der Nacht zuvor brutal niedergemähten Fahrer eines Geldtransporters einen Donut, der braucht ihn ja schließlich eh nicht mehr. Der obligatorische Beleidigungsaustausch mit dem Anzugträger vom FBI dauert anschließend mehrere Minuten, bevor auch nur ein einziger Satz über das spektakuläre Verbrechen gewechselt wird, das es gemeinsam aufzuklären gilt. Nach diesem Auftakt ist klar: In Nick Flanagans Adern fließt kein Blut, sondern pures Testosteron. Trotzdem ist Christian Gudegasts „Criminal Squad“ keine dummdreiste Rückbesinnung auf das Hirnlos-Actionkino der 1980er Jahre, sondern ein tatsächlich ziemlich unterhaltsamer Genrereißer: Gudegast zelebriert zwei Stunden lang das breitbeinige Starke-Männer-Gehabe der Protagonisten, entlarvt sie die dann aber wie nebenbei doch noch als die muskelbepackten Clowns, die sie in Wirklichkeit sind.

    Nachdem eine Gruppe großkalibrig ausgerüsteter Täter nach einer extrem bleihaltigen Schießerei mit der herbeieilenden Polizei einen leeren (!) Geldtransporter erbeutet hat, übernehmen der auf jegliche Regeln scheißende Nick Flanagan (Gerard Butler) und seine sich meist selbst auf der falschen Seite des Gesetzes bewegende Spezialeinheit den Fall. Schnell ist der Barkeeper Donnie (O'Shea Jackson Jr.) als Teil des Gangsterteams ermittelt – aber statt ihn ganz regulär zu verhaften und zu vernehmen, entführen Nick und seine Leute ihn, um ihn nach ein wenig angedrohter Folter fortan als Informant zu verwenden. Offenbar planen der erst kürzlich aus dem Knast entlassene Ray Merriman (Pablo Schreiber) und seine Bande (unter anderem 50 Cent, Evan Jones) einen ganz großen Coup – sie wollen nämlich die einzige Bank leerräumen, die in der Bankraub-Hochburg Los Angeles bisher noch nie Opfer eines erfolgreichen Überfalls geworden ist: die Federal Reserve Bank, in der all die anderen Banken ihr Geld lagern und in der täglich Milliarden von Dollar rein- und rausgeschafft werden…

    Der Überfall auf den Geldtransporter zu Beginn und das zwischen im Stau stehenden Autos angesiedelte Finale inszeniert der hier sein Regiedebüt abliefernde Drehbuchautor Christian Gudegast („Extreme Rage“, „London Has Fallen“) als knallhart-effiziente Shootouts der alten Schule. Aber nicht nur diese zwei großen, den Film einrahmenden Actionszenen erinnern an Michael Manns Genre-Klassiker „Heat“: Genau wie Cop Al Pacino einst in der längst legendären Café-Szene bewusst die Nähe von Gangster Robert De Niro suchte, um ihn aus der Reserve zu locken, so reizt nun auch Nick Flanagan seinen Gegenspieler immer wieder persönlich. Nur ergibt das in „Criminal Squad“ ermittlungstaktisch überhaupt keinen Sinn – wenn die Polizisten doch schon einen der Bankräuber auf ihre Seite gezogen haben, warum sollte Flanagan dann dem Obergangster immer wieder zentimeterdick aufs Brot schmieren, dass sie ihm dicht auf den Fersen sind?

    Die einzige denkbare und dank der testosterontriefenden Performance von Gerard Butler („300“, „Geostorm“) sogar überraschend stimmige Antwort: Es geht dem Cop überhaupt nicht darum, irgendwelche Verbrechen aufzuklären oder gar zu verhindern, er sucht stattdessen nur nach immer neuen Möglichkeiten, seinen offenbar von ihm selbst als ziemlich mächtig eingeschätzten Schwanz mit dem von anderen zu vergleichen. Dieses ungefiltert ausgestellte Macho-Gehabe klingt erstmal (grenz-)debil, ist in „Criminal Squad“ aber tatsächlich ziemlich effektiv und unterhaltsam – ein hormongesteuertes „High Noon“ auf den Straßen des heutigen Los Angeles, ausgetragen mit vollautomatischen Gewehren statt einem läppische sechs Schuss fassenden Revolver.

    „Criminal Squad“ ist eine konsequente Gratwanderung – während die übertriebenen Harte-Kerle-Cops („You are not the bad guys. We are.“) ohne aus dem Rahmen zu fallen genauso gut auch in eine Genre-Parodie wie „Brooklyn Nine-Nine“ passen würden, gelingt es der düster-bodenständigen Inszenierung zusammen mit dem an anderen Stellen dann plötzlich wieder sehr ausgefeilten Skript (der zentrale Coup etwa wird extrem präzise und ausführlich vorbereitet), die abgehobenen Macho-Protagonisten tatsächlich immer wieder zu erden. Das tut der Spannung – gerade im eigentlich nur aus einer langen Heist-Sequenz bestehenden Schlussdrittel – natürlich extrem gut. Und während der obligatorische Schlusstwist bei weitem nicht so clever ist wie er tut, erfüllt er doch zumindest ganz hervorragend den Zweck, die zuvor alles dominierenden, völlig aus der Zeit gefallenen, ums Verrecken nicht klein beigebenden Hahnenkampf-Kontrahenten auf ein Normalmaß zurechtzustutzen. Sehr befriedigend.

    Fazit: Wer hätte gedacht, dass es so viel Spaß machen kann, einem Haufen sich selbst maßlos überschätzender Rambos beim zweistündigen Schwanzvergleich zuzusehen.

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