Der King hat Besseres verdient...
Baz Luhrmann hat bisher wenige Filme gedreht, doch fast jedes seiner Werke war in vielerlei Hinsicht polarisierend. „Romeo + Julia“ oder „Moulin Rouge“ werden entweder geliebt oder gehasst. Ich bin immer irgendwo dazwischen. Luhrmann hat definitiv starke Ansätze, aber seine überbordende Art kann schnell anstrengen. Seit seinem letzten Film „Der große Gatsby“ (2013) ist fast ein Jahrzehnt vergangen. Nun war die Rockikone Elvis Presley Luhrmanns nächstes Ziel.
Ich liebe die Musik von Elvis, kannte mich aber mit seiner Geschichte nicht wirklich aus. Perfekte Voraussetzungen für den Film. „Elvis“ erschien 2022 und erhielt überwiegend positive Kritiken. Und stellenweise hat der Film auch starke Momente, vor allem Austin Butler in der Hauptrolle überzeugt. Aber mich hat der Film sehr enttäuscht zurück gelassen!
Die Story erzählt den Werdegang von Elvis Presley aus der Sicht seines Managers Colonel Tom Parker. Der junge Musiker erobert die Welt und macht sich nicht nur Freunde auf seinem Weg nach oben…
Wenn ich dieses Biopic mit dem deutlich besseren „Rocketman“ vergleiche, fällt vor allem auf, dass der Film um Elton John in kürzerer Zeit viel mehr erzählt. „Elvis“ rast förmlich durch die Jahre der Rockikone und gibt dem Zuschauer nahezu keine Atempause. Das ist für den Anfang des Films sehr stark, wird nach einer Stunde aber anstrengend. Die Energie, die Luhrmann in seinen Film steckt ist zwar toll, aber er versteht nicht, dass weniger mehr ist. Alles muss rasant geschnitten werden und cool aussehen. So entsteht in meinen Augen oftmals ein lauter Wulst an Musik, Tanz und Schauspielszenen, die keine Substanz oder emotionalen Background haben. Und so bleibt leider recht wenig hängen.
Die Story um den King of Rock ´n´ Roll ist ohne Zweifel spannend und faszinierend, wird aber hier sehr plump und oberflächlich behandelt. Einige interessante Themen werden kurz angeschnitten und erwähnt, bis es dann zum nächsten Punkt geht. So als ob man eine Checkliste abhakt. Dabei bleiben essentielle Dinge auf der Strecke. Zum Beispiel Elvis Musikalität. Hatte er sie einfach, hat er dafür üben müssen? Was ist mit seiner Schauspielkarriere? Es wird gesagt, dass er Schauspieler werden möchte, aber man sieht ihn nie wirklich an Szenen oder Sets arbeiten. Seine Motive hierfür bleiben ebenso mysteriös. Es ist zwar schön, dass der Film thematisiert, woher Elvis seine musikalische Inspiration hat (Rhytm ´n´ Blues), dafür werden seine Beziehungen zu seiner Familie oder seiner späteren Frau Priscilla stark vernachlässigt. Auch die Entscheidung, die Geschichte aus der Sicht des Colonels zu erzählen, erschließt sich mir nicht immer. Am berührendsten ist der Film, wenn man am Ende ganz ungefiltert echte Live-Aufnahmen von Elvis sieht.
Austin Butler macht hierbei die beste Figur, auch wenn der Film und sein sehr schwächliches Drehbuch ihn immer wieder einschränken. Doch Butler ist ein toller Schauspieler und liefert auch musikalisch einiges ab. In den jungen Jahren von Elvis, ist es Butlers Stimme, die man hört, später wird die originale Stimme des Kings drüber gelegt. Eine gute Entscheidung, wie ich finde. Tom Hanks hingegen bleibt für mich ungreifbar in seiner Rolle. Am meisten hat mich sein offensichtlicher Fat-Suit gestört, der schnell die Illusion raubt. Der Rest des Casts kann nicht viel zeigen, da der Film seinen Nebenfiguren so wenig Aufmerksamkeit schenkt. Das ist stellenweise wirklich amateurhaft, denn es werden Figuren in die Handlung geworfen, die man vorher nie gesehen hat, die nun aber eine wichtige Rolle zu spielen scheinen. Das Problem hatte Luhrmann auch schon in „Moulin Rouge“. Ihm fehlt es einfach an Sensibilität in vielerlei Hinsicht.
Auch die Musik, von der man ja erwarten würde, dass sie mindestens toll wird, hat mich maßlos enttäuscht. Kaum ein Song wird wirklich lang genug gespielt und kann sich entfalten. Stattdessen werden immer wieder Schnipsel dieser großen Klassiker mit modernen Beats verwurstet. Eins der schönsten Stücke von Elvis („Can´t Help Falling in Love“) wird dann sogar als kitschige Coverversion eingespielt. Unfassbar. Und das bei einem Regisseur wie Baz Luhrmann, der bei seinem Film „Moulin Rouge“ so viel Wert auf die Musik gelegt hat.
Optisch ist der Film deutlich besser. Die Sets und Kostüme machen einiges her. Nur schade, dass der Schnitt von Matt Villa und Jonathan Redmond nur selten die Möglichkeit bieten diese auch genießen zu können.
Fazit: „Elvis“ fehlt es an Substanz, Sensibilität und an Ehrlichkeit. Baz Luhrmann fehlt es an Gespür für die ruhigen Momente in so einer Geschichte. Die Geschichte von Elvis ist tragisch und höchst spannend, aber für mich kommt davon nur wenig in diesem Werk rüber. Viele werden sicherlich widersprechen, aber mich hat dieser Film leider nicht berührt.