Im Frühjahr 2016 brannten Teile der ehemaligen Psychiatrie Eloise in Wayne County, Michigan, nieder. Ein wenig beunruhigend ist das schon, wenn man bedenkt, dass einige Monate davor eine Horrorfilmcrew genau diese Location nutzte, um von einem (fiktiven) Feuer zu erzählen, das in den 1980er-Jahren angeblich zur Schließung der Einrichtung führte…: Schon im Vorspann des Horror-Thrillers „The Eloise Asylum“ werden die Flammen als zentrales Motiv etabliert und schließlich nutzt Regisseur Robert Legato (dreifach oscarprämiert für seine Effektarbeit bei „Titanic“, „Hugo Cabret“ und „The Jungle Book“) das Feuer zu einem kleinen erzählerischen Kniff, mit dem er sich von handelsüblichen Haunted-House-Storys absetzt. Doch so clever der Plot auch im Grunde konstruiert ist, so schablonenhaft und vorhersehbar sind viele Einzelszenen gestaltet. Und dabei verliert der Film immer mehr an Spannung und Gruselwirkung.
Jacob Martin (Chace Crawford) pflegt seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seinem Vater, aber als dieser stirbt und ein Vermögen in Millionenhöhe hinterlässt, wird er hellhörig. Um das Erbe antreten zu können, muss Jacob zunächst den Tod seiner Tante nachweisen, die einst Patientin im Eloise-Asylum war. Um die dafür nötigen Dokumente auf offiziellem Wege zu besorgen, fehlt dem Erben in spe die Zeit, denn sein Kumpel Dell (Brandon T. Jackson) braucht dringend Geld. Also machen sich die beiden auf den Weg zu der inzwischen leerstehenden Anstalt und suchen im Schutz der Nacht in den Büroräumen nach den Papieren. Zur Seite stehen ihnen der kindlich-verdrehte Geek Scott (P.J. Byrne) sowie dessen Schwester Pia (Eliza Dushku). Bald erheben sich um sie herum wortwörtlich die Geister der Vergangenheit…
Regisseur Robert Legato fährt zu Beginn viele der Elemente auf, die zu einem klassischen Psychiatrie-Horrorfilm dazu gehören. Schon im Vorspann grinsen Wahnsinnige von Retro-Fotografien, Reporter berichten aus dem Off von kontroversen Behandlungsmethoden eines dubiosen Arztes (Robert Patrick) und noch bevor es ins Spukhaus geht, täuscht Legato einige Schockmomente an und versetzt uns nicht gerade subtil in kurzzeitigen Schrecken. In der Anstalt selbst setzt der Filmemacher dann allerdings weniger auf oberflächliche Gruselgimmicks – die bleiben der Wohnung des Eloise-Messies Scott vorbehalten –, sondern vertraut auf die Wirkung des natürlichen Verfalls dieses real existierenden Ortes. Die dosiert eingesetzten Schockeffekte sind hier besonders wirkungsvoll und es entfaltet sich ein reizvolles Spiel mit Wirklichkeit und Einbildung, Vergangenheit und Gegenwart sowie einer guten Portion Übernatürlichem.
Gerade die paranormalen Elemente sind recht clever in Szene gesetzt: Die Geister macht Legato mithilfe eines Infrarot-Sensors sichtbar, den Scott bei sich trägt, was für einige visuell ungewöhnliche Einstellungen sorgt. Dazu kommen bedeutsame Zeitsprünge, die durch eine hübsche Sepia-Farbgebung als solche erkennbar sind. Die schönste dieser Szenen ist eine Tanz-Choreographie mit groteskem Gothic-Flair – allerdings ist sie kaum in die Handlung eingebunden und unterbricht den Erzählfluss mehr als dass sie ihn voranbringt. Die Protagonisten bleiben in der Szene bloße Beobachter, diese Passivität befällt sie auch in anderen Momenten viel zu oft.
Viele Stationen der Handlung nicht thematisch vertieft, sondern bloß abgehakt und die Story-Entwicklung von der eher äußerlichen Grusel-Story zu einem Horror-Drama über persönliche Verantwortung und die traumatische Vergangenheit einer Familie spiegelt sich in der weiterhin vor allem auf oberflächliche Effekte setzenden Inszenierung kaum wider. Die Figuren geistern letztlich auch nur als bloße Plot-Vehikel durch den Film, die Schauspieler haben bei dem dünnen Ausgangsmaterial keine große Chance, überzeugende Charakterprofile zu entwickeln. Und so arbeiten sich alle Beteiligten zunehmend erfolglos an einer zwar durchaus spannenden, aber recht einseitigen auserzählten Geschichte ab: Hat man den entscheidenden dramaturgischen Dreh erst einmal durchschaut, lässt auch die Wirkung des Horrors schließlich immer mehr nach.
Fazit: Eine in ihrer Anlage originelle Geschichte und einige gute Inszenierungsideen reichen nicht: „The Eloise Asylum“ ist zunehmend eintöniger und wirkungsloser Haunted-House-Horror ohne echte Spannung.