Dem französischen Regisseur Pascal Plisson liegen die Kinder der Welt am Herzen. Er engagiert sich als Botschafter der internationalen Stiftung „Aide et Action“, die Heranwachsenden auch in unterentwickelten Regionen der Erde Zugang zur Bildung ermöglicht. Und er dreht Dokumentationen über das harte Los vieler Kinder und die Tapferkeit, mit der eine große Zahl von ihnen allen Widrigkeiten trotzt. Mit offener Bewunderung porträtierte er 2013 in „Auf dem Weg zur Schule“ Kinder aus Kenia, Marokko, Argentinien und Bengalen, die erhebliche Strapazen und Distanzen auf sich nahmen, um am täglichen Schulunterricht teilnehmen zu können. Die positive Grundhaltung ist sympathisch, aber Plissons ausschließliche Konzentration auf vorbildliche Musterschüler, die er zudem noch mit hübschen Lokalaufnahmen garniert, macht den Film zu einer einseitigen Sache. Beim schön fotografierten, aber spannungsarmen Nachfolger „Der große Tag“ liegt die Sache nun ähnlich. Erneut hat der Franzose einige schillernde, jugendliche Persönlichkeiten aus weit entfernten Regionen (diesmal Indien, Kuba, Mongolei und Uganda) ausgewählt, die etwas Besonderes leisten, und erneut wird seine Dokumentation zu einem gut gemeinten, aber letztlich wenig erhellenden Loblied.
Regisseur Pascal Plisson wurde durch die Begegnung mit einem 15-jährigen sibirischen Geiger, den er im Zug auf dem Weg zu dessen Aufnahmeprüfung an einer großen Musikschule in Sankt Petersburg kennenlernte, zu dieser neuen Dokumentation inspiriert. Die Familie des Jungmusikers hatte lange Zeit sparen und Geld sammeln müssen, um ihm diese Chance zu ermöglichen. Ähnliche ökonomische Zwänge plagen auch Deegii aus der Mongolei, Ben aus Uganda, Albert aus Kuba und Nidhi aus Indien. Alle stammen sie aus armen, bildungsfernen Schichten der Gesellschaft, und jeder von ihnen bereitet sich mit großem Fleiß auf eine individuelle Herausforderung vor: Nidhi will Ingenieurin werden und dafür bei einem Mathetest bestehen. Albert trainiert jede freie Minute im Ring, um sich auf einen wichtigen Boxkampf vorzubereiten. Deegii treibt ihren Körper zu Höchstleistungen, um eine professionelle Akrobatin zu werden. Und Ben will die Qualifikation erhalten, die ihm erlaubt, als Ranger im Nationalpark zu arbeiten. Plisson zeigt die eifrigen Kinder mit ihren Familien und Gleichaltrigen, mit Trainern und Lehrern, dabei setzt er immer wieder auf recht unbeholfen nachgestellte Situationen und Unterhaltungen, dazu kommen wie gehabt malerische Landschaftsaufnahmen. Der Regisseur präsentiert seine Protagonisten als leuchtende Beispiele und so ist „Der große Tag“ so etwas wie ein filmischer Spendenaufruf an das privilegierte Publikum in den reichen Ländern.
Fazit: Wie schon bei seinem Vorgänger „Auf dem Weg zur Schule“ führt der französische Regisseur Pascal Plisson dem westlichen Zuschauer auch in „Der große Tag“ vor, wie leicht er es hat, an Bildung zu gelangen, während andernorts dafür hart gekämpft werden muss.