Eine Scheidung bringt nicht selten einen erbitterten Kampf um das Sorgerecht für die Kinder mit sich. Im Kino wurde die Problematik beispielsweise in „Kramer gegen Kramer“ (1979) mit Dustin Hoffman und Meryl Streep aufgegriffen und zu einem oscarprämierten Drama verarbeitet. Dass man mit einem solchen ernsthaften und vieldiskutierten Thema auch ganz anders umgehen kann, zeigt nun der Franzose Martin Bourboulon: In seiner turbulenten Komödie „Mama gegen Papa – Wer hier verliert, gewinnt“ wollen die trennungswilligen Eltern ihre Sprösslinge nämlich loswerden und die Verantwortung für sie dem jeweils anderen zuschieben. Allein dieser Kniff birgt ungemein viel satirisches Potenzial und tatsächlich nutzt der Kinofilmdebütant die freche Prämisse für eine dynamisch inszenierte, politisch unkorrekte Ehe- und Familienkomödie mit vielen gelungenen Gags.
„Ich glaube, ich hasse Ihre Kinder“, resümiert die Babysitterin des Ehepaars Vincent (Laurent Lafitte) und Florence (Marina Foïs) die Gründe für ihre Kündigung. Und in der Tat benehmen sich die drei pubertierenden Teenager Mathias (Alexandre Desrousseaux), Emma (Anna Lemarchand) und Julien (Achille Potier) ziemlich unausstehlich. Dabei weiß das Trio in dem Moment noch nicht einmal, dass die Eltern die Scheidung einreichen wollen. Der Gynäkologe und die Ingenieurin gehen nämlich zunächst überaus vernünftig mit der geplanten Trennung um. Florence will sogar das Angebot ausschlagen, eine wichtige Baustelle in Dänemark zu leiten, damit Vincent wie geplant mit Ärzte ohne Grenzen nach Haiti gehen kann. Als sie jedoch mitbekommt, dass ihr künftiger Exmann mit der hübschen Krankenschwester Marion (Vanessa Guide) anbandelt, siegt die Eifersucht: Florence sagt für Dänemark zu. Da Vincent trotzdem nach Haiti will, versuchen nun beide, die Kinder dem anderen aufzudrücken...
Anfangs wenden die Streithähne kleine Tricks und perfide Einflüsterungen an, um bei den Kindern durchzufallen: „Kinder wenden sich instinktiv der Mutterbrust zu“, erklärt Vincent – in der Natur müsse der Nachwuchs ohne die Mutter sogar sterben. Und Florence verspricht dem ältesten Sohn: „Bei Papa gibt es ein Lotterleben mit X-Box-Turnieren und Pornos.“ Doch das alles hilft nichts. Die Kinder treffen keine Entscheidung für Mama oder Papa, sondern verleihen dem Wunsch Ausdruck, dass die Eltern ein Paar bleiben. Also müssen härtere Geschütze aufgefahren werden. Florence kippt Spülmittel in die Pasta oder blamiert ihre Tochter bei einer Party bis auf die Knochen, während Vincent beim Paintball-Ausflug blaue Flecken austeilt oder sich nachts zum peinlich berührten Sohn ins Bett legt, um ihm von seinen erotischen Träumen zu erzählen: „Und dann merkte ich, dass die Frau auf mir deine Mutter war.“ Ein weiteres tragisches Opfer des Ehekriegs ist der Hamster des jüngsten Sohnes, der im Verlauf der Handlung so einiges mitmachen muss.
Die absurde Auseinandersetzung kulminiert in einer zerstörungswütigen Verfolgungsjagd quer durchs Haus („Der Rosenkrieg“ lässt grüßen), die an die wild-romantische Eröffnungsszene anknüpft. Doch schon zuvor ist „Mama gegen Papa“ sehr flott inszeniert und liefert treffsichere Pointen in hoher Schlagzahl, launig akzentuiert von einem fluffigen Popmusik-Soundtrack. Im Mittelteil tritt die Komödie zwar etwas auf der Stelle und bisweilen bleibt auch platter Klamauk nicht aus, durchweg unterhaltsam ist die brachiale Scheidungsschlacht aber trotzdem und vor allem ist sie in ihrer Boshaftigkeit ziemlich konsequent – zumindest bis zum etwas zahmen Ende. Dass man sich immer wieder gar nicht so heimlich freuen darf, wenn den verzogenen Jugendlichen übel mitgespielt wird, ist nur eine der erfrischenden Frechheiten dieser fröhlich-respektlosen Komödienbreitseite. Der deutsche Titel passt übrigens noch besser zu dem entlarvenden Egoisten-Zwist als das „Papa ou maman“ (also „Papa oder Mama“) des Originals. Die Kinder sind nämlich de facto nur die (leidtragenden) Statisten in dem gnadenlosen Streit der Eltern.
Fazit: „Papa gegen Mama“ ist eine kurzweilige Ehekomödie mit einer ebenso originellen wie gemeinen Prämisse.