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    Unlocked
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Unlocked
    Von Lutz Granert

    Auf die Black List werden jedes Jahr auf Basis einer Umfrage jene Drehbücher aufgenommen, die bei Filmschaffenden in Hollywood zwar sehr gut ankommen, aber dennoch bis dahin unverfilmt geblieben sind. 2008 erschien auf dieser Rangliste auch Peter O’Briens Skript zu einem wendungsreichen Spionagethriller. Trotz dieser zusätzlichen Aufmerksamkeit sollte es danach noch acht Jahre dauern, bis diese Vorlage auch tatsächlich umgesetzt wurde. Mit Michael Apted („James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug“) nahm sich ein routinierter Regisseur des Drehbuchs an, was dann allerdings letztlich auf der Leinwand gelandet ist, kommt über Durchschnitt nicht hinaus: Zwar sind in „Unlocked“ noch immer jene vielversprechenden Ansätze zu erkennen, die einst dafür gesorgt haben, dass der Stoff so heiß gehandelt wurde, doch zugleich gibt es auch erhebliche erzählerische Unwuchten.

    CIA-Agentin Alice (Noomi Rapace) hat nach einem Terroranschlag, den sie nicht verhindern konnte, den Dienst an vorderster Front quittiert und arbeitet seitdem undercover als Sachbearbeiterin in London. Auf Anraten ihres Mentors Eric Lasch (Michael Douglas) wird sie reaktiviert und soll dem Kurier für einen islamistischen Hassprediger wichtige Details zu einem Terroranschlag mit einer biologischen Waffe entlocken. Bei der Befragung bemerkt die Verhörspezialistin jedoch, dass die anderen CIA-Agenten eigene Pläne verfolgen und dass sie selbst auf der Abschussliste steht. Abgesehen von der MI5-Agentin Emily (Toni Collette) kann Alice niemandem trauen und versucht deshalb ganz auf sich allein gestellt, die Anschlagspläne noch rechtzeitig zu vereiteln...

    Wenn die Identität eines islamistischen Kuriers mittels einer Fatwa bestätigt wird oder wenn Alice ausgefeilte Verhörtechniken anwendet und die Befragten mit allerlei Tricks zum Reden zu bringen versucht, dann kommen die Stärken des Drehbuchs von Peter O’Brien zum Tragen, die eindeutig in der detaillierten Schilderung des Spionage-Tagesgeschäfts liegen. Der Autor hat bei seinen Recherchen mit Beratern des FBI und der CIA sowie mit einen ehemaligen Navy Seal gesprochen, die ihm Informationen aus erster Hand weitergaben. Die Wirklichkeitsnähe der entsprechenden Szenen ist zu spüren und dieser Eindruck von Realismus wird auch durch den Dreh vor Ort (und nicht im Studio) unterstützt, auch wenn hin und wieder Prag als „Double“ für London hergehalten hat. Doch dieses Bemühen um Authentizität steht in einem krassen Gegensatz zum arg simplen und schematischen Plot. Es gibt zwar zahlreiche überraschende Wendungen, doch die entpuppen sich meist weniger als raffinierte Erzählmanöver, denn als zunehmend hanebüchene Taschenspielertricks, gipfelnd in dem fast schon lachhaften Motiv der übergelaufenden CIA-Agenten.

    Rein handwerklich überzeugt „Unlocked“ dagegen durchaus: Michael Apted verfällt niemals in Hektik, neben den ruhigen Dialogszenen sind auch die schnell geschnittenen, aber zumeist übersichtlich bleibenden Actionszenen gelungen. Zudem sorgt Kameramann George Richmond („Kingsman: The Secret Service“) mit unterkühlten Bildern für eine anhaltende düster-konspirative Atmosphäre. Doch Teile der Handlung sind schlicht nicht glaubhaft, das kann die sachlich-kompetente Inszenierung nicht vollständig wettmachen, dafür fehlt ihr das Innovative. Und auch die hochkarätige Besetzung vermag nur vereinzelt echte Akzente zu setzen.

    Noomi Rapace („Prometheus – Dunkle Zeichen“) zeigt eine sehr physische Performance (sie brach sich beim Dreh sogar das Nasenbein), aber nur einen Gesichtsausdruck und erscheint damit ein wenig wie eine ausdruckslose weibliche Antwort auf Jason Bourne. Charakterzeichnung hat Peter O’Brien nicht nur bei ihr anscheinend als Beiwerk empfunden, die allermeisten Figuren bleiben rein funktional – und nur John Malkovich („Con Air“) macht wirklich etwas aus diesen eingeschränkten Möglichkeiten. Nach seiner urkomischen Paranoia-Performance in der Agentenkomödie „R.E.D.“ lockert er das grimmige Szenario hier als Leiter der Europa-Abteilung des CIA mit genervten Zynismus und einer Prise Wahnwitz auf, wenn er in seinen wenigen Dialogzeilen immer wieder gegen seine unfähigen Kollegen wettert. Vollkommen überflüssig wirkt hingegen die Rolle von Orlando Bloom („Der Hobbit – Smaugs Einöde“) als zeitweiliger Begleiter von Alice, der als bis zum Hals tätowierter (vermeintlicher) Ex-Kriegsveteran nicht mehr tun darf, als die Heldin zu unterstützen und ein Egoshooter-Game auf dem Smartphone zu daddeln.

    Fazit: Wirklich mitreißend ist der wendungsreiche, aber unterkühlte „Unlocked“ mit seinen Reißbrettfiguren nicht. Dafür punktet der Spionagethriller mit stimmiger Atmosphäre und bleibt bis zum Ende zumindest leidlich spannend.

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