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    Xenia - Eine neue griechische Odyssee
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Xenia - Eine neue griechische Odyssee
    Von Ulf Lepelmeier

    In den 1950er Jahren ließ die griechische Regierung überall im Lande „Xenia“- Hotels errichten, um die heimische Tourismusindustrie weiter zu entwickeln. Doch weder von den Hotels, die programmatisch das griechische Wort für Gastfreundschaft im Namen trugen, noch von dem wirtschaftlichen Impuls des Programms, geschweige denn von der angepriesenen Willkommensmentalität scheint im neuen Jahrtausend viel übrig geblieben zu sein. So werden die beiden in Griechenland geborenen Brüder Dany und Odysseas in Regisseur Panos H. Koutras‘ Tragikomödie „Xenia - Eine neue griechische Odyssee“ allein aufgrund ihrer albanischen Staatsbürgerschaft angefeindet. Sie erleben in diesem etwas unausgegorenen, dafür aber umso kurzweiligeren Film, der ein wenig an das Frühwerk von Pedro Almodóvar erinnert, eine grellbunte Odyssee durch ein von Problemen heimgesuchtes Land.

    Nach dem Tod seiner Mutter macht sich der 15-Jährige Dany (Kostas Nikouli) auf den Weg von Kreta nach Athen, um seinem Bruder Odysseas (Nikos Gelia) die traurige Nachricht persönlich zu überbringen. Zudem möchte der schrille Jugendliche seinen großen Bruder (den er immer nur Ody nennt) dazu überreden, sich mit ihm auf die Suche nach dem angeblich in Thessaloniki lebenden Vater zu begeben  - und möglichst auch noch bei einem Gesangswettbewerb teilzunehmen. Ody ist alles andere als begeistert von der Idee, doch da ihm als Halbgriechen mit dem nahenden 18. Geburtstag die Abschiebung aus Griechenland droht, sieht er in der möglichen offiziellen Anerkennung des verschollenen griechischen Vaters, eine letzte Chance in seinem Geburtsland bleiben zu können.

    Die Leinwand ist schwarz, es ist nur ein Stöhnen und Keuchen zu vernehmen, ehe der schrille Dany mit einem Mann vor sich in eindeutiger Pose zu sehen ist. Doch nicht der sexuelle Akt, sondern ein weißes Kaninchen, das auf einmal aus Danys Tasche hoppelt, ist hier von Relevanz. So wie diese Eröffnungssequenz changiert auch der 15-jährige Protagonist nur zu gern zwischen herausfordernder Frivolität und naiv-kindlichem Gestus. Mit dem unangepassten Jungen im Zentrum der Coming-of-Age-Odyssee erweist sich „Xenia“ als wild-lebendiger Beitrag zum Queer Cinema, in dem Fremdenhass und Homophobie befreiende Tanzeinlagen und an „Donnie Darko“ gemahnende Hasenfantasien entgegenstellt werden.

    Mit Filmen wie „Alpen“ und „Attenberg“ sorgte das junge griechische Kino in den vergangenen Jahren für Aufsehen. Mit „Xenia“ lässt Regisseur Koutras nun ein weiteres Werk über Einsamkeit und die Suche nach Halt in einem wirtschaftlich angeschlagenen Land folgen. Sein filmischer Toleranzaufruf pendelt zwischen absurdem Witz und Ernsthaftigkeit, zwischen Realität und Traumvorstellungen. Zugleich gibt uns Koutras, der sich im Übrigen weitaus mehr für die beiden Protagonisten als für die Entfaltung der Reisegeschichte interessiert, einen besorgten Fingerzeig auf die erstarkenden faschistischen Kräfte in Griechenland, wo ausländerfeindliche Parolen und populistische anti-europäische Reden immer mehr hoffnungslose Menschen anziehen.

    Die äußerlich wie charakterlich grundverschiedenen Brüder schlagen und tanzen sich durch ein finanziell ausgebranntes und ihnen feindselig gesinntes Griechenland. Ihre Begeisterung für Musik verbindet sie, wobei sie beide ein besonderes Faible für die Songs der italienischen Diva Patty Pravo haben, die schon von ihrer verstorbenen Mutter verehrt wurde. Während Ody sich dazu entschieden hat, möglichst anonym in der griechischen Gesellschaft aufzugehen, will Dany mit seinem schrillen Style und seiner herausfordernden Art auffallen. Der Teenager gibt sich oftmals kindisch, spricht viel mit seinem weißen Kaninchen, das er stets in einer Reisetasche bei sich trägt und ist sexuellen Abenteuern alles andere als abgeneigt. Der Probleme förmlich anziehende Junge wird vom Newcomer Kostas Nikouli mit sprühendem Temperament verkörpert. Zugleich verleiht er dem Jungen in der knallbunten Kleidung, der stets einen Lolli im Mundwinkel hat, eine verdeckte verletzliche Seite.

    Fazit: Regisseur Panos H. Koutras lässt zwei ungleiche Brüder durch ein vornehmlich aus halbseidenen Bars und Clubs bestehendes, ausgebranntes Griechenland wandern und erzählt dabei von der Suche nach Heimat und Familie.

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