Abseits von allen Diskussionen über fehlende Oscar-Nominierungen für Nicht-Weiße und den Rassismus in Hollywood, haben Komödien wie „Ride Along“, „Denk wie ein Mann“, „About Last Night“ und die „Barbershop“-Reihe in den vergangenen Jahren mit fast ausschließlich afroamerikanischen Besetzungen für beachtliche bis hervorragende Einspielergebnisse gesorgt. Da reiht sich nun auch die überdeutlich an Vorbilder wie „Brautalarm“ angelehnte Mädelssause „Girls Trip“ ein. Die in den USA sehr wohlwollend aufgenommene Komödie erreicht allerdings nie die schwungvolle Absurdität von Paul Feigs Überraschungshit. Regisseur Malcolm D. Lee („Scary Movie 5“) findet überdies nicht die richtige Balance zwischen zotiger Gagparade und emotionaler Freundschaftsbeschwörung.
Früher waren sie beste Freundinnen, aber mittlerweile hat sich die ehemalige „Flossy Posse“ auseinandergelebt. Ryan (Regina Hall) ist eine gefeierte Autorin, Sasha (Queen Latifah) besitzt eine eigene Fernsehshow, in der sie über die Hochs und Tiefs der Promis berichtet, aus der ehemaligen Streberin Lisa (Jada Pinkett Smith) ist eine erfolgreiche Ärztin geworden und die überdrehte Dina (Tiffany Haddish) mogelt sich ebenso exzentrisch wie freizügig durchs Leben. Nach fünf Jahren Cliquenabstinenz wollen es die vier noch einmal wagen: Gemeinsam geht es nach New Orleans zum Musikfestival Essence. Die Freundinnen lassen ihre College-Tage wieder aufleben, kippen sich ordentlich einen hinter die Binde kippen und reißen Männer auf, aber es ist für sie auch an der Zeit, sich selbst und ihr Leben zu reflektieren.
Eine Handvoll Freunde trifft sich nach langer Auszeit wieder, um noch einmal die guten alten Zeiten aufleben zu lassen – das ist fast schon eine Standard-Prämisse der Ensemblekomödie. Situation und Themen sind wohlbekannt, umso mehr kommt es auf die Chemie unter den Darstellern an. Damit diese sich entfalten kann, braucht es allerdings auch Rollen, mit denen sich schauspielerisch etwas anfangen lässt. Genau daran hapert es im Falle von „Girls Trip“: Trotz einer durchaus üppigen Laufzeit von 122 Minuten bleiben Ryan, Sasha, Lisa und Dina eindimensionale Klischeefiguren, sodass letztlich auch der emotionale Schlussakt kaum Wirkung entfaltet. Die Darstellerinnen Regina Hall („Scary Movie 4“), Queen Latifah („Chicago“), Jada Pinkett Smith („Bad Moms“) und Tiffany Haddish („Keanu“) mühen sich zwar sichtlich, aber werden vom Drehbuch im Stich gelassen. Kenya Barns und Tracy Oliver, die auch schon das Skript zu „Barbershop: The Next Cut“ gemeinsam verfasst haben, reißen die persönlichen und familiären Hintergründe der einzelnen Frauen nur an und hangeln sich stattdessen von einem halbgaren Gag zum nächsten.
Die Witze dürfen hier durchaus etwas schlüpfriger sein und gehen auch schon mal weit unter die Gürtellinie, etwa wenn die überdrehte Dina ihren Mädels neueste Fellatio-Techniken präsentiert oder eine ihrer Freundinnen von einer Art Seilbahn aus auf die feierwütige Meute in New Orleans pinkelt: Was deftige Zoten angeht, sind die Frauen auf dem „Girls Trip“ zu 100 Prozent emanzipiert. Die Filmemacher beschränken sich aber nicht auf solch derben Klamauk und schwenken im Schlussdrittel auf die emotionale Schiene um. Wenn dort durch einen unerwarteten Zwischenfall die Loyalität zwischen den Frauen infrage gestellt wird, ist das an sich eine plausible Idee, allerdings sind die Charaktere der permanent kreischenden Partygirls so papierdünn gezeichnet, dass die vorgeblich tiefempfundenen Konflikte genauso reine Behauptung bleiben wie die anschließende wortreiche Betonung von Zusammenhalt und Zuneigung.
Trotz des sentimentalen Schlussakkords ist „Girls Night“ in erster Linie eine Party-Komödie und als solche hat der Film durchaus Stärken. So wird hier auf geradezu mitreißende Weise die flirrende Atmosphäre der Jazz-Metropole New Orleans eingefangen – die ausgelassene Stimmung wirkt ansteckend. Dazu trägt insbesondere die feurige Musik bei: Es gibt ein regelrechtes Schaulaufen bekannter Rap- und R’n‘B-Künstler, unter anderem geben sich Rapper Sean Combs (ehemals „Puff Daddy“), Soulqueen Mariah Carey und Estelle die Ehre größerer und kleinerer Gastauftritte.
Fazit: Die vier Hauptdarstellerinnen spielen weitgehend vergeblich gegen das oberflächliche Drehbuch an. Dafür überzeugen das stimmungsvolle Setting in New Orleans sowie ein gutes Dutzend Cameoauftritte namhafter Musiker.