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    Red Army - Legenden auf dem Eis
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Red Army - Legenden auf dem Eis
    Von Michael Meyns

    Die Anfänge des Eishockeys liegen zwar in Kanada, doch in kaum einem anderen Land war der Sport so beliebt wie in der ehemaligen Sowjetunion. Kein Wunder also, dass Eishockey in den Jahren des Kalten Kriegs auch von Politik, Machtbewusstsein und dem Kampf der Systeme geprägt war und genau davon handelte Gabe Polskys sehenswerte Dokumentation „Red Army – Legenden auf dem Eis“. Im Mittelpunkt steht dabei Viacheslav Fetisov, genannt Slava, einer der besten Spieler aller Zeiten und vor allem Herz der „Russischen Fünf“, einer Spieler-Gruppe, die in den 80er Jahren mit der Nationalmannschaft und dem staatlichen Armeeklub ZSKA Moskau das Eishockey beherrschte. Doch im Film des Amerikaners Polsky, der russischer Abstammung ist, steht nicht der Sport selbst im Mittelpunkt, sondern die Menschen, die ihn spielten und nicht zuletzt die Opfer, die sie für den Erfolg brachten.

    Wie so oft stand am Beginn des Erfolgs eine Niederlage: Bei den olympischen Spielen 1980 im amerikanischen Lake Placid, die nur wenige Monate nach dem russischen Einmarsch in Afghanistan begannen, verlor die UdSSR sensationeller Weise gegen amerikanische College-Spieler. Daraufhin baute ihr ohnehin schon eisenharter Trainer Viktor Tichonov fast die gesamte Mannschaft um, führte ein an Zwangsarbeit anmutendes Trainingsregime, kasernierte seine Spieler elf Monate im Jahr im Trainingslager ein – und formte so ein Team, welches das Eishockey auf Jahre dominierten. Besonders die erste Reihe, bestehend aus den Verteidigern Viacheslav Fetisov und Alexei Kasatonov und den Stürmern Sergei Makarov, Igor Larionov und Vladimir Krutov verstand sich blind, spielte Eishockey in nie zuvor gesehener Perfektion – und stieß Ende der 80er Jahre an die Grenzen des Systems. Denn in der vor dem Ruin stehenden Sowjetunion stand für den vormals hoch subventionierten Sport plötzlich kaum noch Geld zur Verfügung. Da kamen Angebote aus der nordamerikanischen Profiliga NHL gerade recht, die nicht nur den Spielern, sondern vor allem dem Staat viel Geld versprachen. Doch bevor die Russen in Amerika Erfolge feiern konnten mussten sie sich vom Staat emanzipieren und das war leichter gesagt als getan.

    In kaum 85 Minuten erzählt Gabe Polsky diese Geschichte, strukturiert durch ein langes Interview mit Viacheslav Fetisov, der nach seiner Karriere auch kurzzeitig Sportminister von Putins Gnaden war, zusätzlich angereichert durch rasant geschnittenes Archivmaterial. Manchmal ist das etwas oberflächlich, etwas zu verkürzt dargestellt, zu sehr auf Effekte ausgerichtet, zu sehr auf einen Systemvergleich zwischen Kommunismus und Kapitalismus, der vor allem behauptet, aber nicht analysiert wird. Meistens jedoch gelingt es Polsky interessant zu erzählen, findet er aufschlussreiche Archivbilder, wie etwa Interviews mit kanadischen Spielern nach dem verlorenen Canada Cup Finale 1981, als selbst der damals noch junge, sich aber schon auf dem Weg zur Legende befindende Wayne Gretzky, der beste Eishockeyspieler aller Zeiten, geradezu verzweifelt die Übermacht der Sowjetunion anerkennt.

    Die besten Momente von „Red Army“ kommen dann aber im finalen Drittel, wenn es um die zunehmend intensiveren Versuche der Spieler geht, ihr Land zu verlassen. Während manch einer seiner jüngeren Kollegen bei Auslandsreisen einfach floh, harrte Fetisov aus: Trotz der Unzufriedenheit mit seinem Trainer und den Restriktion in einem System, das sich überholt hatte, wollte er sein Land nicht verraten. Erst spät konnte er endlich in die NHL wechseln und sah sich dort Anfeindungen von Spielern, Trainern und Zuschauern ausgesetzt. Die Ironie der Geschichte ist schließlich, dass Fetisov und seine russischen Kollegen erst dann zum Erfolg in Amerika fanden, als sie erneut in einem russischen Block zusammenspielen konnten. Erst zu dieser Zeit entstand der Begriff Red Army. Erst 1997, als die fünf Russen ihrem Team, den Detroit Red Wings entscheidend halfen, den Titel zu holen, wurden die Russen auch in Amerika bejubelt. Von solchen Momenten lebt Gabe Polskys „Red Army“, der in seinen besten Momenten weit mehr ist als nur ein Film über Sportler, sondern eine Dokumentation über die oft schwierige Verknüpfung von Sport, Politik und Großmachtbestrebungen,.

    Fazit: In seiner Dokumentation „Red Army“ beschreibt Gabe Polsky den Weg einiger der besten Eishockey-Spieler der Geschichte von ihrer russischen Heimat in den kapitalistischen Westen und erzählt dabei viel über Sport und Politik zur Zeit des Kalten Kriegs.

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