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    Guardians Of The Galaxy Vol. 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Guardians Of The Galaxy Vol. 2
    Von Björn Becher

    Regisseur James Gunn platzierte in „Guardians Of The Galaxy“ so viele Easter Eggs und Anspielungen, dass ein besonders großes „Überraschungsei“ selbst drei Jahre nach dem Kinostart 2014 noch unentdeckt sein soll. Ob es jemals gefunden wird, steht in den Sternen, denn jetzt sind die Fans der galaktischen Wächter erst einmal anderweitig beschäftigt und dafür ist erneut James Gunn verantwortlich: In seinem Sequel „Guardians Of The Galaxy Vol. 2“ gibt es noch einmal deutlich mehr Hommagen und versteckte Verweise auf Comics und die 80er-Popkultur als beim Vorgänger. Sie machen aus diesem neuesten Marvel-Superheldenabenteuer eine ungemein unterhaltsame Angelegenheit und sorgen für einige der größten Lacher. Doch in dem von einer Fülle schräger Figuren bevölkerten Spaß-Spektakel bleibt die eigentliche Story zu lange ein bloßes Hintergrundrauschen, erst im finalen Drittel wird es dann auch so richtig spannend und emotional.

    Um ihre alte Feindin Nebula (Karen Gillan) auszulösen und anschließend für diese ein Kopfgeld zu kassieren, haben die Guardians gerade für das genetisch zur Perfektion veränderte Volk der Sovereign ein riesiges Monster besiegt, da steht schon neuer Ärger ins Haus. Denn Rocket (Stimme: Bradley Cooper/Fahri Yardim) hat den Sovereign ein paar sehr mächtige Batterien geklaut und nun will deren Anführerin Ayesha (Elizabeth Debicki) die Diebe mit ihrer Flotte zur Strecke bringen. In letzter Sekunde rettet ein mysteriöser Fremder die anschließend mit ihrem schwer beschädigten Raumschiff bruchlandenden Guardians. Der Helfer in der Not heißt Ego (Kurt Russell) und stellt sich als Star-Lords (Chris Pratt) lange gesuchter Vater vor. Während Gamora (Zoe Saldana) und Drax (Davie Bautista) ihren Freund in die Heimat des wiedergefundenen Papas begleiten, bleiben Rocket und Baby Groot (Stimme: Vin Diesel) mit der Gefangenen Nebula zwecks Raumschiff-Reparatur zurück und bekommen bald Besuch: Die Sovereign haben einige alte Bekannte angeheuert, um die Guardians weiter zu jagen …

    Dass James Gunn ein riesiger Fan der ursprünglichen „Star Wars“-Trilogie ist, war schon in „Guardians Of The Galaxy“ an allen Ecken und Enden zu sehen. Auch in der Fortsetzung finden sich wieder zahlreiche Anspielungen auf die legendäre Sternenkriegssaga – bis hin zu den mit absoluter Selbstverständlichkeit eingeblendeten zunächst nichtssagenden Planetennamen. Denn auch die Vorliebe für mehrere parallele Schauplätze und Erzählstränge teilt Gunn dieses Mal mit dem „Star Wars“-Schöpfer George Lucas und lässt die Guardians-Gang getrennte Wege gehen. Doch diese Strategie zahlt sich nicht aus. Man mag noch darüber hinwegsehen, dass die Aufteilung inhaltlich sehr dürftig begründet wird und sie nur als Mittel zum erzählerischen Zweck erscheint, doch wer die Helden als Einzelkämpfer oder im Duo auftreten lässt, tut dies auf Kosten der einzigartigen Gruppendynamik der Guardians. Sie sind als Team am stärksten und so ist auch der Film am besten, wenn sie alle zusammen in Aktion treten wie zum Auftakt und im großen Finale. Dort erreicht die Fortsetzung dann auch schließlich die herausragende Qualität des Vorgängers.

    Dazwischen ist „Guardians Of The Galaxy Vol. 2“ kurzweilig und macht viel Spaß, aber die erzählerische Stringenz lässt ein wenig zu wünschen übrig und die Spannung bleibt weitgehend auf der Strecke, zumal die Bösewichte nicht wirklich überzeugen. Man lacht immer wieder über eine wundervolle Hommage oder die ironische Brechung eines kitschigen Moments und freut sich über einen der vielen überraschenden Cameo-Auftritte oder die Entdeckung einiger Easter Eggs. James Gunn sorgt konstant für Humor, doch gibt er uns lange Zeit kaum Gelegenheit, mit den Figuren mitzufiebern. Sie sind meist zu zweit unterwegs und ergänzen sich jeweils gut, aber das großartige Potenzial der Figuren wird dabei nicht immer ausgeschöpft. Besonders amüsant ist die Paarung zwischen Drax und Egos Gehilfin Mantis (Pom Klementieff): Der naive Neuzugang wird von dem Hünen immer wieder wunderbar veräppelt. Die Schwestern Nebula und Gamora zelebrieren derweil einige nette Bad-Ass-Momente, während der langsame Aufbau einer besonderen Bindung zwischen Rocket und Star-Lords Ziehvater Yondu (absolut großartig: Michael Rooker) sich im starken Finale bezahlt macht.

    Ausgerechnet der von Charisma-Bombe Chris Pratt gespielte Anführer Star-Lord bleibt dagegen dieses Mal trotz einiger cooler Sprüche etwas blasser. Zwischen ihm und dem in seiner menschlichen Form von Altstar Kurt Russell verkörperten lebenden Planeten (!) Ego kommen trotz vieler gemeinsamer Momente keine rechten Vater-Sohn-Wiedervereinigungsgefühle auf. Dies wird einem noch einmal besonders klar vor Augen geführt, wenn gen Ende der Klassiker „Father And Son“ von Cat Stevens alias Yusuf Islam auf dem erneut großartigen Soundtrack erklingt und den (nicht nur emotionalen) Höhepunkt des gesamten Films untermalt. Trotz des Songtitels geht es hier nämlich nicht um die Beziehung von Star-Lord und Ego (so viel kann verraten werden), sondern um eine andere, die ungleich besser ausgestaltet und erzählt wird.

    Der eigentliche Star im gegenüber Teil eins noch umfangreicheren Figurenarsenal ist neben Michael Rookers Yondu einmal mehr Groot - beziehungsweise nun Baby Groot. James Gunn hat zwar mehrfach gesagt, dass mögliche Spielzeug-Verkäufe rein gar nichts mit der Entscheidung zu tun hätten, das Baumwesen im kurz nach dem Ende des Vorgängers und so ebenfalls im Jahr 2014 angesiedelten Sequel im Baby-Alter zu belassen, doch bei Disney und den Merchandise-Partnern dürfte man sich trotzdem die Hände reiben. Denn Gunn tut alles dafür, dass Baby-Groot-Puppen der Renner werden. Ähnlich wie im ersten Film gibt es zwar erst ein Vorspiel in der Vergangenheit (bei dem sich die Frage stellt, ob Marvel seine Schauspieler-Verjüngungstechnik nun wirklich in jedem Film unterbringen muss), doch danach gehört die Bühne ganz Groot. Wenn die Guardians etwa für die Sovereign das riesige Weltraummonster besiegen, findet die Action zum größten Teil nur im Bildhintergrund statt, denn der Fokus liegt auf dem munter durch die Szenerie tapernden Baum-Baby. Das hat zum Kampf nichts beizutragen, stellt allerlei Unsinn an und lenkt immer wieder die Kollegen ab, die sich Sorgen um den kleinen Racker machen. Dieser Auftakt nimmt viel vom späteren Ablauf vorweg: Im Zweifelsfall wird in diesem launigen Sequel Humor gegenüber Action und Thrill bevorzugt.

    Fazit: „Guardians Of The Galaxy Vol. 2“ ist nicht frei von Schwächen, macht aber sehr viel Spaß.

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