Ich bin Jazz-Fan. Und ich fand "Whiplash" großartig. Aber nicht unbedingt wegen des Jazz darin. Manche amerikanischer Kritiker haben moniert, in "Whiplash" ginge es nicht wirklich um Jazz. Und das kann man schon ein Stück weit nachvollziehen. Vielleicht ist es aber gerade der Clou des Films in seiner recht nüchternen Art das Duell zwischen Schüler Andrew und Lehrer Fletcher relativ nüchtern zu dokumentieren und dabei, obwohl aus Andrews Perspektive erzählend, recht schnell den Gedanken aufkommen zu lassen: Was? Das ist doch kein Spaß an der Musik! Denn tatsächlich ist Andrew, der Schüler, ein totaler Einzelgänger, mit dem man zwar sympathisiert und der technisch sehr gut ist, aber der eben nur Ehrgeiz, keine Freude zeigt. Er ist nicht in der Band, er redet nicht wirklich mit seinen Kollegen, und alle leiden unter dem Drill Fletchers, dessen rabiate Art ja zu ziemlichen Schäden führt. Bei beiden fragt man sich: Wo ist euer Spaß bei der Musik?! Wozu macht ihr das? Ihr seid BEIDE keine Größen!
Genau diese Gedanken lässt der Film aber zu. Er deutet es immer wieder an, z.B. wenn Fletcher und Andrew nach 2/3 der Laufzeit resümieren. Man muss aber mit Jazz wenig am Hut haben um das Duell der Beiden zu mögen (etwas sollte man es schon; zumindest sollte man die Faszination für das Spielen mitbringen, denn das ist unglaublich gut dargeboten, insbesondere mit der Kamera!). Hier baut der Film das Ganze nach und nach zum Duell mit Showdown auf, sodass man mit Recht sagen kann: "Whiplash" ist ein Musik-Western!
Und trotzdem: So faszinierend das alles ist, fragt man sich, was diese Beiden an der Musik wirklich lieben, und ob sie nicht, nachdem der Film vorbei ist, in ihrer Welt wirklich etwas erreicht haben oder erreichen werden und nicht irgendwann später auf die Fresse fallen. Diese Ambivalenz ist genial. Getragen von wunderbaren Darstellern, Musik, guter Kamera sowie entsprechend gutem Schnitt, der sich am Musiktempo anpasst - wunderbar! Wundervoll! Ich bin begeistert! Nur ab und an etwas mehr Einblick in die anderen Figuren um Andrew und Fletcher hätte man sich gewünscht, um so mehr mitzukommen, wie sich eine derartige Ausbildung halten kann.
Fazit: Ein großartiger! Ein Musik-Western, in dem mit Schlagzeug und Bläsern geschossen wird!