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    Holy Flying Circus - Voll verscherzt
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Holy Flying Circus - Voll verscherzt
    Von Petra Wille

    Mitte November 2013 kündigten die noch lebenden Mitglieder der legendären Komikertruppe Monty Python überraschend an, sich im fortgeschrittenen Alter noch einmal gemeinsam auf die Bühne zu wagen. Die im Juli 2014 laufende Comeback-Show war dann natürlich innerhalb von Sekunden (!) ausverkauft. Passend zur neu angefachten Begeisterung über die britischen Kult-Komiker erscheint Ende November 2013 mit „Holy Flying Circus - Voll verscherzt“ auch in Deutschland endlich ein Spielfilm, der bereits 2011 für das britische Fernsehen entstand. Dass Schauspieler die jungen Michael Palin, Eric Idle, Terry Jones, Terry Gilliam, Graham Chapman und John Cleese verkörpern, mag für Fans von „Das Leben des Brian“, „Die Ritter der Kokosnuss“ und Co. zuerst einmal eine ziemlich grauenvolle Vorstellung sein. Aber: Der Spielfilm um die Vorgeschichte zu einer Talkshow, bei der sich die Pythons John Cleese und Michael Palin gegen Blasphemievorwürfe und Aufführungsverbote von „Das Leben des Brian“ zur Wehr setzen wollen, vermag durchaus zu überzeugen. Regisseur Owen Harris und Autor Tony Roche kombinieren die bekannten Eigenschaften der Figuren, Versatzstücke ihrer Shows und Filme sowie aktuelle Themen zu einer ordentlichen Komödie, die erst gen Ende deutlich abfällt.

    1979: „Das Leben des Brian“ ist in den USA erschienen und sorgte für Proteste vor allem von christlichen Gruppen. Diese mobilisieren auch im Königreich ihre Anhänger und schnell hat der Film in über 30 britischen Gemeinden ein Jugendverbot, womit er so gut wie nicht aufführbar ist. Die Mitglieder der Komikergruppe Monty Python entschließen sich nach heftigen Diskussionen, zwei der ihren - John Cleese (Darren Boyd) und Michael Palin (Charles Edwards) – in die prominente Talkshow „Friday Night Saturday Morning“ zu schicken, um die eigene Sicht der Dinge zu schildern. Weitere Gäste sind ein Bischof und ein zum Christentum bekehrter Journalist und Satiriker. Diese verhalten sich aggressiv und wenig an einer echten Diskussion interessiert, so dass die beiden Komiker die Debatte frustriert, aber moralisch integer verlassen – ein blutiger Gewaltausbruch von Michael Palin bleibt nur eine Fantasie…

    Regisseur Owen Harris (TV-Serie „Misfits“) und Autor Tony Roche („Kabinett außer Kontrolle“) geben sich sichtlich Mühe, den Geist der alten Monty-Phyton-Komödien erneut heraufzubeschwören. Wie bei den Kult-Vorbilder übernehmen auch hier einige Schauspieler mehrere Rollen und wenn Terry-Jones-Darsteller Rufus Jones als Palins Ehefrau von dannen stakst oder die Mutter eines Mitglieds durchs Telefon plärrt, glaubt man, die Schauspieler von damals seien wieder dabei. Allen Darstellern voran überzeugt dabei Darren Boyd („The World’s End“), der einen ungemein launigen John Cleese zum Besten gibt. Selbst in der deutschen Synchronisation funktioniert dies allesamt recht gut. Dazu tummeln sich in Nebenrollen allerlei groteske Gestalten, so hat etwa der fanatische Christ zwei Begleiter, die wahlweise stottern oder auf Grund einer Tourette-Störung ständig unflätige Beschimpfungen ausstoßen. Einen Mini-Auftritt hat auch Multitalent Stephen Fry („V wie Vendetta“) als Gott im Sandalenfilmstil.

    Auch die Dramaturgie ähnelt den Monty-Python-Filmen, während die TV-Produktion stilistisch eher an die Serie „Monty Python's Flying Circus“ erinnert. Ein größtenteils durchgehender Plot wird von Werbefilmen, Animationen, Fantasiesequenzen oder anderen Exkursen unterbrochen. Sinnhaftigkeit ist hier natürlich kein Kriterium, manchmal allerdings sind die Sequenzen weder dramaturgisch sinnvoll noch lustig. Das Themenspektrum aus den 70er Jahren wird um aktuellere Inhalte erweitert, was zu unterhaltsamen Querverweisen bis hin zu den Mohammed-Karikaturen aus dem Jahr 2005 führt. Außerdem üben sich die Protagonisten in Medienkritik (die Talkshow-Macher fingieren Morddrohungen und schicken einen Kackhaufen, um potentielle Gäste zu beeinflussen) und in Attacken auf die „alte Tante“ BBC, bei der der die Serie „Monty Python's Flying Circus“ erschien, aber auch das Soloprojekt „Fawlty Towers“ von John Cleese – und auch „Holy Flying Circus“ selbst.  Der eigentliche Höhepunkt – die originalgetreu nachinszenierte TV-Debatte – gerät schließlich allerdings eine ganze Spur zu langatmig. Dieser Part gegen Ende des Films fällt sowohl in Sachen Spannung als auch Humor deutlich ab - unerwartete Einschübe gibt es nur in Form einer wenig originellen Gewaltfantasie.

    Fazit: „Holy Flying Circus“ hat es sich mit dem Publikum nicht „voll verscherzt“. Der Film ist kein Feuerwerk an Ideen, doch mit solidem, durchaus überraschendem Humor und vielen gelungenen Details für Fans der Kulttruppe sehenswert.

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