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    Desaster
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Desaster
    Von Christian Gertz

    In den 1990ern erlebte die Gangsterkomödie „made in Germany“ mit Superhits wie „Knockin‘ On Heaven‘s Door“ oder „Bang Boom Bang“ eine kurze Blütezeit, seither sind ähnlich gelungene Mischungen aus lebendiger Milieuzeichnung, treffsicheren Pointen und hohem Unterhaltungswert hierzulande eine seltene Ausnahme – bis jetzt: Nun haucht Schauspieler, Autor und Regisseur Justus von Dohnányi („Der Untergang“) dem Genre neues Leben ein, an seiner Seite hat er 18 Jahre nach „Knockin‘ On Heaven‘s Door“ mit Jan Josef Liefers („Tatort“ Münster) einen der Hauptdarsteller von damals. Von hiesigen Hinterhöfen zieht er in den glamourösen südfranzösischen Badeort Saint-Tropez und gibt seinen Figuren einen Hauch von Tarantino-Flair: Die deutsche Gangsterkomödie ist tot – es lebe die Gangsterkomödie aus Deutschland.

    An der Côte d´Azur trifft der stille Mace (Jan Josef Liefers) auf den schnell reizbaren Ed (Justus von Dohnányi). Ihr Auftraggeber, ein Schweizer Staatsanwalt namens Dr. Jürg Würsch (Stefan Kurt), genannt „Der Doktor“, hat das ungleiche Profikiller-Duo als „eine Art Backup“ beauftragt, sich um die Vorgänge auf dem mondänen Anwesen des Gangsterbosses Mischa (Milan Peschel) zu kümmern, nachdem dieser ihn mit einem großzügigen Honorarversprechen an die französische Mittelmeerküste gelockt hatte: Der Doktor soll dem Gauner den Aufenthaltsort zweier wichtiger Kronzeugen verraten. Nicht nur die Aussicht auf einen Batzen Geld, sondern auch die Gelegenheit, eine heiße Nacht mit Mischas attraktiver Ehefrau Lydia (Anna Loos) verbringen zu können, haben den korrupten Staatsanwalt nicht lange zögern lassen. Die Gangstergattin wiederum will selbst an die Millionen im Safe ihres Mannes und hat ihre Flucht längst ausgetüftelt…

    Wie sich das für eine ordentliche Gangster-Farce gehört, kommt es zu allerhand weiteren Verwicklungen und Komplikationen, bei denen auch noch ein Bodyguard und eine strenge Mutter mitmischen, und es dauert nicht allzu lang, dann ist das titelgebende Desaster in der mediterranen Hitze Wirklichkeit. Es macht großen Spaß, allen Beteiligten dabei zuzuschauen, wie das selbstverschuldete Durcheinander immer größer und die Gagdichte immer höher wird – bis zu einem heillos-absurden Chaos vom Feinsten. Im Mittelpunkt steht dabei mit Mace und Ed das sympathischste Gauner-Duo seit Vincent Vega und Jules Winnfield. Die beiden Killer „auf der Suche nach Ruhm und Reichtum“ (so werden sie vom Off-Erzähler Manfred Lehmann vorgestellt, der deutschen Synchronstimme von Bruce Willis) sind im Grunde verpeilte Loser, wobei vor allem der trottelige Ed immer wieder für Lacher sorgt, aber sie haben auch jede Menge Charme und Charisma. Und so bewegen sie sich ähnlich wie die anderen Figuren zwar gelegentlich nah am Rand einer Karikatur, aber überschreiten die Grenze nicht.

    Der Regisseur Dohnányi setzt auf das Talent seiner Schauspielkollegen und verzichtet auf inszenatorische Mätzchen sowie auf die im Genre häufig anzutreffende Nummernrevue-Dramaturgie. Schnörkellos treibt er die Handlung voran, dabei bekommen die Akteure Zeit und Raum zur Charakterzeichnung. Es ist neben Dohnányi und Liefers auch Stefan Kurt („Vier Minuten“), Anna Loos („Anatomie“), Milan Peschel („Der Nanny“) und all den anderen anzusehen, dass sie bei diesem Film viel Spaß hatten. In diesem lockeren und unverkrampften „Desaster“ zünden selbst die schwarzhumorigsten Gags und es kommt zu jeder Menge unterhaltsamen Todesfällen, die von den Überlebenden mit denkwürdigen Onelinern bedacht werden: Justus von Dohnányi und seine Mitstreiter sorgen für ein unbekümmert-selbstbewusstes Comeback der deutschen Gangstersause.  

    Fazit: Mit großer Spielfreude und zahlreichen zitierfähigen Onelinern sorgen Jan Josef Liefers und Justus von Dohnányi für 90 kurzweilige und schwer unterhaltsame sommerfrische Kinominuten.

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