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    Zombillenium
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Zombillenium
    Von Michael Meyns

    Gewerkschaftlich organisierte Zombies, die gegen ihren drohenden Jobverlust in einem Vergnügungspark protestieren: Das ist die ziemlich bizarre Prämisse von „Zombillenium“, einem Animationsfilm von Arthur de Pins und Alexis Ducord, der beim Festival in Cannes 2017 in einer Sondervorführung seine Premiere feierte. Die Geschichte von Klassenkampf und Streik mag für einen an ein eher junges Publikum gerichteten Film ungewöhnlich anmuten, aber sie hat einen typisch französischen Einschlag und in unserem Nachbarland gehen bekanntlich schon die Schüler regelmäßig auf die Straße und demonstrieren oder boykottieren den Unterricht. Für die Nicht-Kenner von de Pins erfolgreichen Comicvorlagen ist das Ganze allerdings vielleicht schon fast ein wenig zu spezifisch, allzu lang halten sich die Filmemacher nämlich nicht mit der Einführung der Figuren und Regeln im Monsterpark auf. Spaß macht die etwas andere Horror-Komödie „Zombillenium“ aber trotzdem und wer mag kann sich mit dem Musikvideo „Nameless“ der französischen Neo-Goth-Elektro-Punk-Band Skip the Use eine Art inoffiziellen Prolog ansehen.

    Die kleine Lucie hat nur einen Wunsch: den Vergnügungspark Zombillenium zu besuchen. Doch ihr Vater Hector ist als Sicherheitsinspektor wenig begeistert von dem baufälligen Park. Bei einer Überprüfung stößt er auf erhebliche Mängel, was den Park-Chef Francis dazu veranlasst, den unliebsamen Kontrolleur in die Hölle zu stürzen. Diese befindet sich direkt unter dem Park, der ein ganz spezielles Geheimnis hat: Allerlei Untote, Geister und andere Fabelwesen leben und arbeiten in Zomnillenium, unbemerkt von den Besuchern, die sie für Schauspieler in Kostümen halten. Allzu viel Publikum verirrt sich allerdings nicht mehr in den Park, allein der Vampir Steven – der glitzert, gut aussieht und direkt den „Twilight“-Filmen entsprungen zu sein scheint – sorgt für Begeisterung bei jungen Besucherinnen. Die Zeit von wirklichem Grusel scheint vorbei zu sein, sehr zum Leidwesen von Gretchen, der Tochter des Teufels, die gerade ein Praktikum im Park macht und bald zusammen mit Hector um sein Überleben kämpft.

    „We are the Working Dead“ heißt es einmal auf Plakaten, mit denen die Zombies gegen ihre drohende Entmachtung kämpfen, auch ein Banner „Zombies of the World Unite“ schwebt über dem Park – die sozialistischen Parolen mögen für uns ungewohnt oder überholt klingen, aber im Grunde geht es hier um zeitlose Ideen und Ideale. Die Zombies repräsentieren hier den benachteiligten Underdog: Sie haben ihre besten Tage lange hinter sich haben, ihr rustikaler Horror erscheint als nicht mehr zeitgemäß. Bejubelt wird stattdessen der sanftere Schrecken, wie ihn der deutlich an Robert Pattinson erinnernde funkelnde Vampir Steven verkörpert. Wie dieser Gegensatz schließlich aufgelöst wird (die Sympathien sind klar verteilt), das lässt sich auch als Kommentar zu den Young-Adult-Blockbustern unserer Tage verstehen, auch wenn es hier letztlich nicht allzu blutig zugeht.

    Stattdessen wird viel gesungen, der Sänger Mat Bastard steuert etliche Songs bei, darunter auch eine hübsche Variation auf Michael Jacksons „Thriller“, auch der Verweis auf das legendäre Zombietanz-Musikvideo darf dabei natürlich nicht fehlen. Auch andere Klassiker des Monstergenres werden zitiert und persifliert, aber von den popkulturellen Anspielungsorgien vieler Hollywood-Animationsfilme ist dieser französische Beitrag weit entfernt. Und so kann man sich in aller Ruhe auf eine handwerklich saubere, immer wieder mit bizarren Einzelheiten gespickte Erzählung voller klassenkämpferischer Untertöne einlassen.   

    Fazit: Die Comicverfilmung ist amüsante und witzige Animationsunterhaltung vor allem für Kinder und Jugendliche, wobei sich neben den flotten Songs auch einige sozialistische Slogans zum Ohrwurm mausern.

    Wir haben „Zombillenium“ beim 70. Filmfestival in Cannes 2017 gesehen, wo er als Sondervorführung präsentiert wird.

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