Atmosphärischer Horrorspaß, der seinen Kopf NICHT verliert!
Tim Burton hatte in den 80ern und 90ern die Kinolandschaft stark geprägt. Kurz vor dem 21. Jahrhundert drehte er „Sleepy Hollow“, basierend auf John Irvings Erzählung von 1820 (!). Die Sage wurde bereits mehrfach verfilmt und umgesetzt, Burtons Film wich aber teilweise stark vom Original ab. Heraus kam ein blutige Horrorkomödie, die zwar ihre Macken hat, aber gerade mit Atmosphäre und tollen Actionmomenten überzeugt.
1799: Constable Ichabod Crane wird für seine unkonventionellen Ermittlungsmethoden kritisiert und schließlich nach Sleepy Hollow versetzt. Dort soll nämlich ein dunkler, kopfloser Reiter die Menschen wahllos enthaupten. Ichabod glaubt nicht an diese Schauermärchen, doch schnell häufen sich die Morde…
In meinen Augen passt Burtons Stil perfekt zu der Sage von „Sleepy Hollow“. Die größte Stärke des Films ist für mich die Optik, das Design der Stadt und der Figuren. Typisch für Burton gibt es wenig Farbe, dafür viele Variationen von Schwarz, Weiß und Grau. Dagegen steht der Einsatz von kräftigem Rot in Form von Blut. Und es fließt viel Blut, aber das dürfte ja bekannt sein. Dennoch ist der Film optisch wirklich schön anzusehen, auch die düsteren Aufnahmen der Wälder (gedreht wurde hier in England) erschaffen eine tolle Atmosphäre.
Auch die Action ist stark gefilmt. Der kopflose Reiter wurde von Ray Park (Darth Maul aus „Star Wars – Episode 1“) gespielt und hat eine herrliche, körperliche Präsenz. Burton nutzte einige CGI-Effekte, die zwar hier und da stark gealtert sind, aber durch ihren raren Einsatz nicht so sehr ins Gewicht fallen.
Die Charaktere sind allesamt etwas blass, mit Ausnahme von Johnny Depp, der seinem Ichabod die meiste Tiefe verleiht. Sein Spiel ist etwas over-the-top, aber es passt zur überzogenen Präsentation des Films. Christina Riccis Figur jedoch hat wenig Persönlichkeit, was sehr schade ist. Sie ist vor allem für die forcierte Liebesgeschichte da, die es einfach nicht gebraucht hätte.
Ansonsten haben wir tolle Darsteller wie Christopher Lee, Ian McDiarmid, Richard Griffiths, Michael Gambon und Christopher Walken als diabolischer, hessischer Reiter.
„Sleepy Hollow“ ist weit weg von der Realität, was nicht schlimm ist, aber manche Sachen waren dann doch etwas zu viel. Die Hexe unter dem Baum ist nur ein lachhafter Jump-Scare und die Mühle am Ende explodiert… Einfach, weil es cool aussieht. Logik ist hier nicht wichtig und einige abstrakte Bilder sind wirklich einfallsreich, aber manche Dinge waren mir einfach zu viel.
Das Finale ist generell etwas zu Klischee-beladen und „safe“, hier verliert der Film etwas Spannung, die er im Laufe gut aufbaut hat.
Dafür überzeugt aber unser Danny Elfman mit einem abermals unheimlichen, schönen Score. Für ihn und Burton nichts Weltbewegendes, aber dennoch eine passende Komposition!
Fazit: „Sleepy Hollow“ ist nicht Burtons bestes Werk, aber es macht Spaß und kann vor allem visuell überzeugen. Der Film ist eine atmosphärische Horrorkomödie, der es hier und da an Würze fehlt, doch gerade zu Halloween dürfte Burtons Werk perfekt in die Filmauswahl passen.