Nicole Holofcener, die hauptsächlich als Regisseurin für Fernsehserien aktiv ist, hat die US-Komödie „Genug gesagt“ auf die große Leinwand gebracht.
Auf einer Party lernt die geschiedene, selbständige Masseurin Eva (Julia Louis-Dreyfus) den ebenfalls geschiedenen Albert (James Gandolfini) kennen. Beide haben fast erwachsene Töchter. Eva gewinnt auch die geschiedene Dichterin Marianne (Catherine Keener) als Kundin und Freundin. Eva und Albert kommen sich näher und beginnen eine Beziehung. Marianne lästert über ihren Ex-Mann, bis Eva bemerkt, dass es sich bei diesem um Albert handelt. Sie verrät nichts, wird unsicher und verändert ihr Verhalten gegenüber Albert.
Die Komödie fürs Herz von Holofcener bietet die Gegenüberstellung von Frauen oberhalb 40, die als gescheiterte Eheerprobte der Fortsetzung ihrer Lage unsicher sind, und deren Töchter, die vor der Abnabelung und dem Start ins Berufsleben stehen. Das ist nicht ungeschickt konstruiert, da beide Generationen so ihre typischen Problemchen haben, die man mit Humor überziehen und nehmen darf. Die Hauptaussage dürfte aber sein: Höre auf dein Herz und nicht auf das Geschwätz der anderen. Das richtet sich gegen die Frauen, die auf dieser Filmbühne gnadenlos in der Überzahl sind. Somit sehen wir einen frauenfeindlichen Frauenfilm. Aber es ist ja alles nur Spaß. Sehr dialoglastig werden die 93 Minuten gefüllt. Dabei sind reichlich gut gesetzte Jokes eingebaut. Damit der ganze Film deutlich oberhalb des Sitcom-Niveaus schwebt, hätten einige Zeilen überulkig Gesprochenes weggelassen werden können, auch um das beginnende Getuschel der Nichtmehrzuhörer in den Kinoreihen zu verhindern. Die Charaktere sind deutlich verschieden ausgestaltet und erhalten jeweils ihre eigene Art Wortwitz in den Mund gelegt. Viel mehr aber auch nicht, so dass alle Figuren einer gewissen charmanten Oberflächlichkeit unterliegen. Es macht trotzdem Spaß, die Handlung und insbesondere die beginnende, sich steigernde und wieder fallende Innigkeit zwischen Eva und Albert zu verfolgen. Ergänzend werden die Probleme von Sarah (Toni Collette), der verheirateten Freundin Evas, passend eingemengt, sodass ein gut geschnittener, belustigender Beziehungsmischmasch in Screwballart light entsteht. Nachdem die o.g. Enthüllungsszene mit etwas Schwäche und zu rührseliger Musikbegleitung verpufft (der Score ist im Übrigen unauffällig), beginnt – als logische Folge – ein tragikomischer Teil, der sogar berührend und glaubwürdig wirkt. Der Film hat nun seine stärkste Phase; das Publikum wird dank entsprechender Inszenierung auf die Seite des benachteiligten Albert gezogen. So nimmt der Plot seinen Weg.
Die schauspielerischen Leistungen können insgesamt gefallen, wobei sich die Kamera meist nicht wirklich nähern möchte und die Charaktere wegen der dominierenden Verbalkomik problemlos zu machen sind.
Julia Louis-Dreyfus, die aus mehreren TV-Serien bekannt ist, spielt ihre Routine aus und zeigt dem Zuschauer akzeptabel eine sympathische wie angreifbare Eve. Dafür gab es eine Nominierung für den Golden Globe.
Catherine Keener hat als Marianne den kleineren Part, verfügt aber über Kinofilmerfahrung (im deutschen Kino zuletzt als Ehefrau von Captain Phillips) und eine ordentliche Portion Ausstrahlung, die jederzeit zu spüren ist.
James Gandolfini spielt einen netten, gemütlichen Albert. Das ist echte Schauspielerklasse, denn es ist kaum zu glauben, dass der kürzlich verstorbene Filmstar zuvor viele echt böse Buben darstellte, z.B. den brutalen Killer Virgil in „True Romance“ von Tony Scott.
Eine der besseren Komödien, die sich einprägsam gegen Lästerei richtet. Auch wenn die Figuren nicht in deren Tiefen entwickelt werden und gleichermaßen ansprechend sind, bereitet der Film jede Menge Freude und kurzweilige Unterhaltung.