„Kickboxer“ gehört zu jenen Filmen, mit denen Jean-Claude Van Damme der Durchbruch als Darsteller gelang. In dem Prügel-Actioner von 1989 werden die üblichen Genre-Versatzstücke auf bisweilen ziemlich trashige (man denke an die legendäre Tanzszene), aber auch höchst vergnügliche Art (eben die Tanzszene…) kombiniert. Beim Remake „Kickboxer: Die Vergeltung“ versucht man nun gar nicht erst, aus der simplen Kampf-Orgie mehr zu machen, als sie ist. Produzent und Co-Autor Dimitri Logothetis als treibende Kraft hinter dem Projekt sowie der kurzfristig eingesprungene Regisseur John Stockwell („Blue Crush“) zitieren sich einmal quer durch das Original. Dass ihrem Hauptdarsteller Alain Moussi dabei der Charme des nun in einer Nebenrolle mitwirkenden Van Damme fehlt, machen sie in diesem ersten Teil einer bereits in Produktion befindlichen neuen „Kickboxer“-Trilogie mit liebevollen Hommagen und viel handfester Action wett…
Von viel Geld und seiner verschlagenen Ex-Freundin Marcia (Gina Carano) hat sich Karate-Champion Eric Sloane (Darren Shahlavi) verleiten lassen, in Thailand gegen den Muay-Thai-Champion Tong Po (Dave Bautista) in den Käfig zu steigen, was er mit dem Leben bezahlte. Sein Bruder Kurt Sloane (Alain Moussi) kennt seitdem nur noch ein Ziel: Rache! Nachdem er einen Mordanschlag auf Tong Po nicht vollenden kann, wendet er sich an Erics Trainer Master Durand (Jean-Claude Van Damme): Er soll ihn in der Kunst des Muay Thai unterrichten, damit er den Hünen Tong Po in einem drei Runden dauernden, erbitterten Kampf auf Leben und Tod besiegen kann…
Dass der Finalkampf trotz der Wiederholung der berühmten Glasscherben-Szene aus dem Original mit einem schlecht inszenierten Schwertkampf-Intermezzo etwas enttäuschend ausfällt, schmälert den Genuss von „Kickboxer: Die Vergeltung“ nur ein wenig, denn die zahlreichen vorherigen Actionszenen sind dafür umso besser gelungen. Immer wieder findet sich Gelegenheit, die Hauptfigur in den Clinch mit einem oder mehreren Gegnern zu schicken und mit abwechslungsreichen Szenarien wird dafür gesorgt, dass niemals Langeweile aufkommt: Es wird sogar ein auf Elefantenrücken (!) ausgetragener Kampf gegen Ninjas (!) sinnvoll in die Handlung eingebaut. Und dass hier fast ausschließlich Kampfsportprofis am Werk sind, zeigt sich in der Wucht und Unmittelbarkeit der handgemachten und erstklassig choreografierten Action. Statt sich auf diese Qualitäten zu verlassen, versucht Regisseur John Stockwell durch einige störende inszenatorische Mätzchen noch eins obendrauf zu setzen (etwa wenn er den finalen Punch in einzelnen Kämpfen aus anderer Perspektive noch einmal wiederholt), aber das tut der Wirkung letztlich kaum Abbruch.
Auch Hauptdarsteller Alain Moussi ist ein Profisportler und hat noch dazu Erfahrung als Stuntman. Dass er mimisch dagegen eher mäßig talentiert ist und ihm dazu das ganz eigene Charisma eines Jean-Claude Van Damme fehlt, wird mit ein paar Witzen (Stichwort: sinnloser Spagat) gut überspielt. Und wer bei der obligatorischen Barbesuch-Szene enttäuscht ist, dass hier DER Moment fehlt, dem raten wir dringend, beim Abspann sitzenzubleiben. Für die passende Portion Starappeal sorgt ansonsten einfach Van Damme persönlich: Man sieht ihm trotz großer Sonnenbrille an, dass er sichtlich Spaß an seinem Aufritt hat, vor allem wenn der alte Film liebevoll auf die Schippe genommen wird (wie bei einem Überraschungs-Cameo). Dazu zeigt der Belgier in kurzen Momenten auch, dass er immer noch in absoluter Top-Form ist, was John Stockwell entsprechend auskostet, der hier einmal mehr zeigt, dass er ein Experte ist, wenn es darum geht, gutgebaute Körper ins rechte Bild zu rücken.
Neben Van Damme sind in der Besetzung noch weitere prominente Namen wie Dave Bautista („Guardians Of The Galaxy“) und Gina Carano („Haywire“) vertreten, die aber hauptsächlich aus Marketing-Gründen mit an Bord sein dürften. Vor allem der Auftritt der Ex-MMA-Kämpferin fällt enttäuschend aus: Ihre Figur der verschlagenen Promoterin ist austauschbar und es gibt hier keine einzige Szene, in der sie ihre Action-Fähigkeiten zeigen kann (vielleicht kommt da in einer der Fortsetzungen noch etwas, aber dazu ist bisher nichts bekannt). Frauen sind in „Kickboxer: Die Vergeltung“ ohnehin nur als dekorative Nebenfiguren gefragt. So ist das thailändische Supermodel Sara Malakul Lane als Polizistin und Kurt Sloans Liebschaft offensichtlich nur deshalb dabei, damit man die übliche Trainingsmontage mit Sex-Einschüben anreichern und nackte Haut zeigen kann.
Fazit: „Kickboxer: Die Vergeltung“ ist trotz bisweilen schwächelnder Regie ein sehr kurzweiliges Vergnügen für Fans harter Martial-Arts-Action und gleichzeitig eine spaßige Hommage an das Original.