Zwar könnten Nightcrawler und Interstelllar vom Szenario unterschiedlicher kaum sein, aber viele Gemeinsamkeiten haben sie dennoch.
Beide haben charismatische Hauptdarsteller, die eine oscarreife Leistung an den Tag legen und beide behandeln ein aktuelles sowie ernstes Thema, welches alles andere als lustig ist.
Bei Nolans Sci-Fi-Meisterwerk ging es um die Erderwärmung und dem Ende der Welt, was spektakulär, unterhaltsam und packend inszeniert wurde. Hier geht es um den Wunsch der Nachrichtenzuschauer möglichst grauenhafte Aufnahmen und News zu bekommen.
Auch steckt in beiden sehr viel Sozialkritik und bei diesen Ähnlichkeiten ist ein Vergleich trotz verschiedenen Szenarien wohl angebracht. Dabei ist die entscheidende Frage: Bringt Nightcrawler das alles genau so großartig rüber?
Von der Atmosphäre auf jeden Fall.
Denn die meisten und wichtigsten Szenen finden in der Nacht oder am frühen Morgen statt, wodurch der Film von Anfang an eine großartige düstere Atmosphäre einfängt und diese über die gesamte Laufzeit von fast zwei Stunden hält.
Ergänzt und abgerundet wird diese Atmosphäre schließlich von den Vorfällen, die Gyllenhaals Charakter Lou Bloom fürs TV aufgezeichnet werden. Dabei bekommen wir anfangs nur ein paar blutige Unfälle und Verletzte zu sehen, später steigert sich die Dramatik der Aufnahmen jedoch konsequent und es ist von Toten, über Verfolgungsjagden bis hin zu Schießereien alles dabei, was die Masse heutzutage sehen will. Je brutaler und einmaliger, desto besser fürs Geschäft.
Dabei sehen wir dann die interessante Entwicklung von Bloom, der Anfangs nichts mit dem Aufnehmen solcher Vorfälle zu tun hat, sich dann aber im Laufe des Films daran bereichert. Das Aufnehmen wird zur Droge und er bekommt nicht genug davon, zumal er weiß, wie man verhandelt, wodurch er alle mit der Zeit eiskalt abzockt. Und um mehr zu bekommen, muss er mehr bieten, weswegen er im späteren Verlauf vor nichts mehr zurückschreckt. Er betritt gesperrte Tatorte, behält wichtige Informationen für sich und schreckt nicht einmal davor zurrück, bewusst Menschenleben zu opfern, was gegen Ende des Films zeigt, wie krank und verrückt er geworden ist, was ihn gleichzeitig aber auch reich gemacht hat.
Diese ganze Geschichte rund um die Entwicklung von Bloom, sowie das Bedürfniss der Nachrichtensender und deren Interessen, wurden sehr interessant umgesetzt und ich wollte immer wissen wie es wohl weitergeht, was wohl als nächstes passiert. Dadurch kommt nie Langeweile auf und uns wird die Frage gestellt: Ist das richtig so? Sind wir solche Zuschauer? Wollen wir das wirklich? Und ist es ok, wenn es bestimmte Zuschauer wollen? Sind nicht die Zuschauer, die Kranken, da sie ja nicht immer die gleichen langweiligen Nachrichten sondern mehr sehen wollen?
Sehr interessant ist der Film also auf jeden Fall gemacht.
Und neben der bereits erwähnten Atmosphäre glänzt der Film vor allem mit der oscarreifen Leistung Jake Gyllenhaals. Ich habe zwar schon bessere Filme mit ihm gesehen (an erster Stelle denke ich dabei an Prisoners), aber eine bessere Darstellung einer Person hab ich von ihm bisher nicht erlebt. Er spielt diesen erfolggierigen Geschäftsmann der nicht genug bekommt und dafür eiskalt alles tut perfekt und gibt damit einen unglaublichen Antihelden ab, den man einfach nicht hassen, aber genau so wenig mögen kann.
Trotz all der Brillianz ist der Film aber nur ein Nischenfilm, da er wenig Wert auf Unterhaltung legt. Humor wird sehr klein geschrieben, es gibt keine optischen Schauwerte (von den Schauspielern abgesehen), die wenigen Actionszenen rechtfertigen den Kinogang bei weitem nicht und spannend ist der Film auch nur an wenigen Stellen.
Der Film lebt alleine von Jake Gyllenhaal, der die interessanten und düstere Story und damit fast den ganzen Film nahezu allein trägt.
Fans von atmosphärischen Filmen mit interessanten Geschichten dürfen sich den Film nicht entgehen lassen, denn ein solches Highlight gibt es nicht alle Monate.
Fans von unterhaltsamen Hollywood-Blockbustern sollten aber einen großen Bogen um den Film machen.
Fazit:
Nightcrawler ist eine großartige Medieansatire mit einem noch großartigeren Jake Gyllenhaal. Zwar ist der Streifen nur in wenigen Momenten so richtig spannend und auch die Actionszenen lassen sich an einer Hand abzählen, dafür bekommt man aber eine packende Atmosphäre, kombiniert mit einer sehr interessanten Thematik und einer oscarreifen Performance von Gyllenhaal.
Dennoch ist der Film nur für Fans des ruhigen Genres zu empfehlen, da man sehr viel Aufmerksamkeit für den vollen Filmgenuss mitbringen muss.
Für Fans von z.B. Drive ist der aber Film Pflichtprogamm.