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    Mortdecai - Der Teilzeitgauner
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Mortdecai - Der Teilzeitgauner
    Von Christoph Petersen

    Im Herbst 2015 wird sich zeigen, ob der Zug endgültig abgefahren ist - dann kommt nämlich „Black Mass“ von „Auge um Auge“-Regisseur Scott Cooper in die Kinos, in dem Johnny Depp den legendären Bostoner Gewaltverbrecher Whitey Bulger verkörpert. Und wir halten jetzt schon den Atem an: Wird Depp an der Seite von Benedict Cumberbatch und Sienna Miller tatsächlich mal wieder eine geerdete Performance abliefern oder kann er inzwischen nur noch verschroben und nichts anderes mehr? Aber bevor es soweit ist, tobt sich der „Fluch der Karibik“-Superstar in Sachen Schrulligkeit erst noch mal so richtig aus: In der Krimi-Komödie „Mortdecai – Der Teilzeitgauner“ spielt Depp den liederlichen Lord Charlie Mortdecai, der mitsamt seinem „Moustache“ in eine internationale Verschwörung hineingezogen wird. Dabei hat Depp die zugrundeliegende, in den 1970ern veröffentlichte Roman-Trilogie von Kyril Bonfiglioli selbst an Regisseur David Koepp (die beiden haben schon „Das geheime Fenster“ zusammen gedreht) herangetragen – und diese Leidenschaft für den Stoff spürt man auch: Nachdem Depp zuletzt in Flops wie „Transcendence“ oder „Lone Ranger“ geradezu lustlos wirkte, sprüht er diesmal wieder vor Spielfreude.

    Eigentlich hat Charlie Mortdecai (Johnny Depp) schon genügend Probleme am Hals: Die Privatinsolvenz ist nur noch Tage entfernt und sein neuer heißgeliebter Schnurrbart provoziert bei seiner Frau Johanna (Gwyneth Paltrow) Brechreiz. Aber dann kommt alles noch viel schlimmer: Nach dem heimtückischen Mord an einer Kunst-Restaurateurin jagt plötzlich alle Welt hinter einem verschollen geglaubten Gemälde von Goya her, auf dessen Rückseite die Nummer des Geheimkontos von NS-Propagandaminister Goebbels notiert sein soll. Und weil Mortdecai als DER Experte für nicht völlig legale Kunstgeschäfte gilt, wendet sich der britische Geheimdienst MI5 in Person von Inspector Martland (Ewan McGregor) sofort an ihn. Danach dauert es nicht lange, bis auch internationale Terroristen und wütende Russen hinter ihm her sind. Zum Glück kann Mortdecai in dem ganzen Schlamassel immer auf seinen treuen Diener Jock Strapp (Paul Bettany) zählen, der ihn aus jeder noch so haarigen Situation heraushaut. Dabei hat Jock übrigens weniger Schwierigkeiten mit den bösen Buben als mit seinem eigenen tollpatschigen Chef - der schießt ihn nämlich immer mal wieder aus Versehen über den Haufen…

    Die Filmemacher machen aus ihrem Vorbild keinen Hehl, schließlich ist es bei weitem nicht das schlechteste: „Mortdecai“ steht ganz offensichtlich in der Tradition der legendären „Rosaroter Panther“-Reihe: Johnny Depp orientiert sich an der egomanischen Planlosigkeit von Peter Sellers‘ Inspektor Clouseau und David Koepp schaut sich bei Blake Edwards die slapstickhafte Action ab. Besonders lustig wird es immer dann, wenn der gerade noch vom altmodisch-aristokratischen Charme des Films in Sicherheit gewogene Zuschauer plötzlich mit einer besonders bissigen Pointe konfrontiert wird: So ist Mortdecais Diener etwa ein echter Womanizer, der jede Frau flachlegt, die nicht bei Drei auf den Bäumen ist – so weit, so harmlos. Aber dann hat Jock auf der Flugzeugtoilette spontanen Sex mit einer Frau, die daraufhin auf ihren Platz zurückkehrt, ihrem Ehemann einen Kuss gibt und ihr Baby zurück zu sich auf den Schoss nimmt. Solche schwarzhumorige Spitzen stehen hier im Kontrast zu der klassischen Eleganz der Inszenierung und funktionieren deshalb besonders gut.

    Während man über die austauschbare Krimi-Handlung kaum ein weiteres Wort verlieren muss (sie ist nur der Vorwand, um Mortdecai auf ein Abenteuer rund um den Globus schicken zu können), haben die Darsteller ein umso größeres Lob verdient: Johnny Depp ist in seiner Rolle als naiv-sorgloser Lebemann so gut wie seit „Sweeney Todd“ nicht mehr – damit ist er zwar immer noch ein Stück von seinen besten Zeiten in den 1990ern entfernt, aber zumindest spürt man mal wieder, dass er richtig Lust auf einen Part (und natürlich seinen „Moustache“) gehabt hat. An seiner Seite brilliert zuallererst Paul Bettany („Master & Commander“), der als keine Miene verziehender Diener-Frauenheld immer wieder die Kohlen für seinen Herrn aus dem Feuer holt, während Ewan McGregor („Trainspotting“) als unsterblich in Johanna verknallter Ermittler diesmal noch ein wenig blass bleibt – in den geplanten Fortsetzungen ließe sich aus dem Liebesdreieck mit Mortdecai und dessen Frau aber sicher leicht noch mehr rausholen. Und am Ende stiehlt sowieso Oscar-Preisträgerin Gwyneth Paltrow („Shakespeare in Love“) allen die Show: Selbstbewusst, schlagfertig und zeitlos elegant lässt sie sich wie schon in den „Iron Man“-Filmen an der Seite von Robert Downey Jr. auch hier selbst von den  größten Hollywoodstars nicht die Butter vom Brot nehmen.

    Fazit: Zwar wird vom Film wohl kaum mehr als Johnny Depps grandios-grausiger Schnurrbart länger in Erinnerung bleiben, aber während seiner 106 Minuten bietet „Mortdecai“ nichtsdestotrotz elegant-kurzweilige Krimi-Slapstick-Comedy mit spielfreudigen Stars und schwarzhumorigen Spitzen.

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