Wenn man sich das Filmplakat und den dazugehörigen Trailer von "Camp X-Ray- Eine verbotene Liebe", vom dem noch ziemlich unbekannten Regisseur Peter Sattler ansieht, ist der erste Gedanke "Nicht schon wieder ein amerikanischer Kriegsfilm". Dies ist Camp X-Ray, im klassischen Sinn, jedoch nicht.
Man kann sich den Film durchaus ansehen ohne dass es Zeitverschwendung ist!
Das Interessante an dem sogennanten "Kriegsfilm/Drama" ist, dass der gesamte Film nur durch zwei Schauspieler (ausgenommen kurze Auftritte von weiteren Personen) zum Leben erwacht. Kirsten Stewart (Twilight, Still Alice) und Peyman Moaadi (Last Knights) liefern eine sehr qualitativ hochwertige schauspielerische Leistung ab.
Man kann über Kirsten Stewart schimpfen wie man will und sie noch so sehr wegen ihrer Twilight-Rollen kritisieren, aber ihre Darbietung in diesem Film rührt zum Schluss zu Tränen.
Der Film ist vor allem eines: realistisch. Hier wird den Zuschauern eine junge Soldatin gezeigt, bzw mehrere Soldaten, welche für ein Jahr in das Hochsicherheitsgefängnis "Guantanamo" versetzt werden, um dort den wahrscheinlich langweiligsten Job Amerikas auszuüben. Die Aufgaben klingen plausibel und einfach. Und bis auf ein paar Zwischenfälle mit wenigen Insassen, welche sich den Regeln nicht beugen wollen, erscheint der restliche Dienst unkompliziert. Jedoch hat man dabei die Rechnung ohne die menschliche Psyche gemacht.
Ist man ein Jahr lang, jeden Tag mit denselben Menschen zusammen, auch wenn sie inhaftiert sind, fällt es einem trotz der Vorschriften schwer, keine Gespräche mit diesen zu führen oder sie komplett aus seinem Leben auszuschließen. Da sie einnfach für diese Zeit ein Teil davon sind. Unabhängig davon was sie getan haben. Das zeigt dieser Film. Und es wird sehr realitätsnah dargestellt. Man wird mit einfachen Problemen des Alltages einer Häftlingsanstalt konfrontiert, dementsprechend fällt das große Finale nicht so bombastisch aus wie in manchen anderen Filmen. Das ist jedoch sehr gut, da es eines ist: Nachvollziehbar.
Kirsten Steward schafft es mit ihrer immer schwankenden Stimmung und ihren Ausdrücken zwischen "Arschloch","Rebellin" und "einfühlsame Persönlichkeit" sich in die Herzen der Zuschauer zu katapultieren. Man merkt den Kampf den sie mit sich selbst führt und kann sich komplett in sie hineinversetzen. Ihre Unsicherheit wirkt nicht gespielt, sondern authentisch. In der Schlussszene konnte sie dabei vollkommen überzeugen.
Auch Peyman Moaadi, in der Rolle des Insassen "Ali" sollte nicht unerwähnt bleiben. Der mutmaßliche Al-Kaida Terrorist wirkt, in seiner kleinen Zelle und mit seinen frechen Sprüchen, fast symphatisch. Im Laufe des Films wird er den Zuschauern immer symphatischer, auch wenn man sich im Hinterkopf behält, wegen was er beschuldigt wird. Den Zuschauern geht es dabei komplett gleich wie "Amy". Man fängt an, ihn zu mögen, aus welchen Gründen auch immer. Ist es nun seine lockere Art oder seine Nerverei, er bringt Schwung in das starre Konzept der US Army. Peyman Moaadi hat schauspielerisch eine gute Leistung dageboten, wenn man bedenkt, dass sein Auftritt über die Hälfte des Filmes hinter einer schweren Eisentüre mit einem Sichtfenster stattfindet. Dies ist auch für erfahrene Schauspieler eine Herausforderung, die Peyman gut bewältigt hat.
Zusammengefasst ist "Camp X-Ray" kein großartiger Action Film wo man sich auf Geballer und extravagante Stunts gefasst machen kann, aber das ist auch gut so. Er zeigt genau die andere Seite dieses noch so lässig wirkenden Heeres. Es zeigt uns, dass die wahrscheinlich größte Herausforderung im Leben das "menschlich bleiben" ist.