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    Quatsch und die Nasenbär-Bande
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Quatsch und die Nasenbär-Bande
    Von Christian Horn

    „Quatsch und die Nasenbär-Bande“ von Regisseur und Drehbuchautor Veit Helmer („Baikonur“) ist ein Kinderfilm mit Hang zur Hyperaktivität. Nie kommt die einfache Geschichte um sechs Kindergartenkinder, die ihr Dorf von der allgemeinen Durchschnittlichkeit befreien wollen, zum Stillstand. Die Botschaft des Treibens lautet dabei, dass man nicht stromlinienförmig der Masse nacheifern soll, sondern lieber seinen eigenen Wünschen folgt. Für diesen Zweck singen, toben und stapfen die Kinder durch ein kunterbuntes Abenteuer und krempeln das Dorfleben gehörig um. Die Inszenierung gefällt mit einigen schönen visuellen Ideen. Die liebenswert gespielten Kinder entwickeln unterdessen kaum individuelle Charakterzüge, was den Film etwas beliebig erscheinen lässt.

    Das beschauliche Bollersdorf ist der geografische Mittelpunkt Europas und liegt in sämtlichen Kategorien im Durchschnitt. Das freut die Gesellschaft für Konsumforschung, die hier neue Produkte testen will und dafür sorgt, dass alles schön durchschnittlich bleibt. Der sechsköpfigen Nasenbär-Bande aus dem örtlichen Kindergarten geht das jedoch gegen den Strich. Die neuen Cornflakes schmecken nämlich überhaupt nicht und zum Überdruss der Kinder kommen die geliebten Großeltern ins Seniorenheim, weil deren bis heute präsente Vergangenheit als Erfinder und Entdecker keineswegs der Norm entspricht. In ihrem Hauptquartier hoch oben auf einem Baukran hecken Rieke (Nora Börner), Max (Justin Wilke), Lene (Charlotte Röbig), Paul (Pieter Dejan Budak), Suse (Henriette Kratochwil) und Ben (Mattis Mio Weise) daher mit Hilfe des klugen Nasenbären Quatsch einen Plan aus, um das 08/15-Einerlei kräftig aufzuwirbeln.

    Aus dieser Prämisse entwickelt sich ein fast schon anarchistischer und sehr aufgekratzter Kinderfilm. Eine Handvoll Gesangseinlagen der Kinder und der generell häufige Musikeinsatz tragen zum Schwung des ideenreichen Films bei, in dem die Ereignisse mit Zeitraffern und schnellen Schnitten vorangetrieben werden. Um das Zielpublikum ab vier Jahren nicht zu überfordern, funktioniert „Quatsch und die Nasenbär-Bande“ als Abfolge von kleinen Episoden, die durch die übergeordnete Handlung nur lose verbunden sind. So wollen die Kinder einmal einen Weltrekord aufstellen, um Bollersdorf aus der Mittelmäßigkeit zu hieven. Als dies misslingt, verfolgen die Kinder eine andere Taktik – und so weiter. Dazwischen fungiert der in Erdbeershakes vernarrte Nasenbär Quatsch als Sidekick, der an das Totenkopfäffchen Herr Nilsson aus den „Pippi Langstrumpf“-Filmen erinnert. Das knallige und recht sinnfreie Finale bietet zum Abschluss sympathische Tricktechnik. Hier gehen etliche Fahrzeuge und die Zentrale der Konsumentenforscher zu Klump, bevor sich alles bar jeder Wahrscheinlichkeit zum Besten wendet.

    Wenn die Kinder ohne Netz und doppelten Boden den schwindelerregend hohen Baukran erklimmen oder die hilflose Kindergärtnerin überwältigen, dürften einige Jugendschützer die Nase rümpfen. Das Erfrischende an der flotten Kinderfilm-Klamotte ist aber gerade, dass Veit Helmer keinerlei Interesse an pädagogischem Gutmenschentum zeigt. Die Seniorenresidenz, in der das Personal die Bewohner routiniert mit Schlaftabletten einschläfert, wird so politisch inkorrekt und sehr überzeichnet dargestellt. Auch sonst treiben die Kinder nichts anderes als groben Unfug, flunkern und klauen, machen Sachen kaputt und führen die Erwachsenen mit frecher Dreistigkeit an der Nase herum. Die Elterngeneration besteht indes durch die Bank aus Vollpfosten, die wie ferngesteuert dem Konsum frönen. In Nebenrollen huschen Schauspielgrößen wie Fritzi Haberland, Samuel Finzi oder Benno Fürmann wild gestikulierend über die Leinwand, während die schwäbelnden Konsumforscher mit ihren silbernen Anzügen und den zurückgegelten Haaren unmittelbar als Widersacher erkennbar sind. Die Bühne gehört jedoch eindeutig der minderjährigen Chaostruppe, die mit viel Spaß an der Freude aufspielt. Schade ist dabei, dass die Mitglieder der Nasenbär-Bande kaum ein eigenes Profil entwickeln, sondern in der Gruppe untergehen. Hier versäumt das Drehbuch den Aufbau eines emotionalen Zentrums, das die hektische Ereignisfolge in den Figuren verankert.

    Fazit: Überdrehter Kinderfilm voller Fantasie, der ganz auf die kleinsten Kinozuschauer zugeschnitten ist.

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