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    Hans Dampf
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Hans Dampf
    Von Christian Horn

    Die Filmemacher Jukaa Schmidt und Christian Mrasek gehören zur sogenannten „Kölner Gruppe“, einem Verbund Filmemacher aus der Domstadt, die in je unterschiedlicher Rollenverteilung meist gering budgetierte Projekte planen und umsetzen. Mit ihrem ersten gemeinsamen, gerade mal rund 50.000 Euro teuren Kinospielfilm „Hans Dampf“ setzen Schmidt und Mrasek das Grimmsche Märchen „Hans im Glück“ in einer freien Adaption als lebensbejahendes und von einem starken Freiheitsgedanken getragenes Roadmovie mit einer charmanten Hauptfigur um. Das Herzblut, das in dem Low-Budget-Projekt steckt, ist jederzeit zu spüren und lässt darüber hinwegsehen, dass der  bisweilen sehr skurrile Film hier und da etwas schleppend geraten ist.

    Als Hans (Fabian Backhaus) seinen ungeliebten Job bei einer Kölner Bank verliert, bekommt er eine Abfindung. In einer Pizzeria entdeckt er wenig später eine Fotografie der Amalfiküste in Italien und beschließt, ebendort sein Glück zu suchen. Mit nichts weiter als einem Jutebeutel voller Geld lernt Hans am Beginn seiner Reise die aufgedrehte Rose (Cécile Marmier) kennen, die ihn in ihrem VW-Bus in Richtung Süden mitnimmt. Als Rose den spontanen Trip abbricht und ihren Bus an Hans verkauft, trifft der Aussteiger den findigen Tramper Django (Mario Mentrup). Auf der ereignisreichen Reise der beiden tauscht Hans den Bus gegen ein Motordreirad, das Dreirad gegen ein Schlauchboot, und das Boot letztlich gegen ein Fahrrad – bis er am Ziel seiner Reise Fee (Nina Schwabe) trifft und erkennt, dass er der glücklichste Mensch unter der Sonne ist.

    Wie schon der Held der lose adaptierten Märchenvorlage, die Jukaa Schmidt und Christian Mrasek in die Jetztzeit transferieren, kommt auch Hans Dampf zu der Erkenntnis, dass materieller Reichtum im Grunde nicht zu wahrem Glück führt – und der Freiheit im Gegenteil sogar im Weg stehen kann. Einen Widerhall dieser Lebenseinstellung liefert die unabhängige Produktion von „Hans Dampf“ selbst: So wie sich Hans fernab einer strikten Planung in Richtung Süden treiben lässt, bestanden auch die Dreharbeiten aus vielen Improvisationen und spontanen Entscheidungen. Diese Herangehensweise äußert sich in der Leichtigkeit des Roadmovies, die sich – untermalt von einem eingängigen Soundtrack – unmittelbar auf das Publikum überträgt.

    Während Hauptdarsteller Fabian Backhaus als naiver und liebenswerter Aussteiger unbedingt sympathisch ist, irritiert der teils trashige Charakter einzelner Szenen – darunter drei skurrile Gesangseinlagen, extrem absurde Dialoge und steife Nebendarsteller. An sich passen diese Irritationen gut zur Grundstimmung des Films, doch gelegentlich ziehen sich diese Abschweifungen merklich in die Länge. Durchweg rund läuft der beschwingte Independentfilm daher nicht,  Langweile kommt trotzdem nicht auf und so bleibt am Ende vor allem die Originalität und Lebensfreude dieser teilweise mit Fan-Unterstützung über eine Crowfounding-Plattform fertiggestellten Low-Budget-Produktion in Erinnerung.

    Fazit: „Hans Dampf“ ist ein sympathisches Roadmovie-Märchen mit einer lebensbejahenden Hauptfigur und einem Hang zum Trash.

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