Woody Allen, der Meister der Neurosen, hat mit „Magic in the Moonlight“ nach seinem Drehbuch eine Liebeskomödie ohne Altersbeschränkung für das Publikum in die Kinos gebracht.
Europa, Ende der 1920er: Der Brite Stanley Crawford (Colin Firth) arbeitet nicht nur erfolgreich als chinesischer Zauberkünstler Wei Ling Soo. Ein besonderes Vergnügen bereitet es ihm, Wahrsager, Spiritisten und ähnliche als Scharlatane zu entlarven. So kommt der ungläubige Zyniker durch seinen langjährigen Freund Howard (Simon McBurney) zu der betuchten Familie Catledge auf deren Anwesen in Südfrankreich und trifft auf das Medium Sophie Baker (Emma Stone) aus Kalamazoo, Michigan. Es geht um die Investition in eine Stiftung, und die Catledges wollen sich ihrer Sache sicher sein.
Woody Allen dreht sehr viele Filme. Seine herausragend trübsinnige Jasmine hat noch ihren festen Platz in den Erinnerungen der Kinogänger und Oscar-Verleiher. „Magic in the Moonlight“ ist im Aufbau erheblich simpler: Lediglich Stanley ist deutlich exzentrisch und bärbeißig, auf eine geschickte Zeitverschachtelung hat Allen verzichtet. Dafür wurde seinem Kunstwerk das Flair der 1920er verliehen, mit der beschwingten Musik dieser Zeit ausgestattet und in warme Farben gehüllt. Über alles hängt die Glocke der Harmonie, die sich nur Stanley zunächst nicht überstülpen lässt. So plätschert die Geschichte straight dahin, besitzt jedoch anziehenden Charme und hält einige kleine Überraschungen bereit. Wer „Scoop“ und „Midnight in Paris“ kennt, weiß zudem, dass Woody Allen gerne zur Ausmalung seiner Charaktere ins Fantastische abschweift. Und Stanley wünscht sich insgeheim, dass er mal nicht Recht hat.
Oscar-Preisträger Colin Firth bietet seine Routine auf, um Stanley etwas von der Allen-Neurotik zu geben. Zusammen mit der bezaubernden Emma Stone, die eine noch bezauberndere Sophie spielt, finden ihn die Zuschauer nun in immer mehr von Allen‘s allzu romantisch inszenierten Szenen. Quantität ist nicht gleich Qualität: Dass das Knistern zwischen Stanley und Sophie stattfindet und weniger vor die Leinwand übertragen wird, ist durch die braven und manchmal wiederum zu direkten Dialoge begründet. Eine anmutsvolle, nette Atmosphäre unter anderem mit Oldtimer-Fahrten durch malerische Küstenlandschaften Frankreichs gleicht dies aus und gibt dem Gesamten etwas Lockeres, aber das wird bei Rosamunde Pilcher im ZDF ebenso geboten. Die sich anbahnende Liebe wirkt auf das Publikum eher durch die für Allen typisch gestalteten Figuren und Situationen inklusive komischer Zwischenfälle überzeugend, auch wenn diese weniger durchdringend sind: Brice Catledge (Hamish Linklater), der zwar naiv ist, dilettantisch singt und Ukulele spielt, aber als Verehrer mit ernsthaft materialistischen Absichten auf Sophie trifft, ist für Stanley, der an Olivia (Catherine McCormack) gebunden ist und weitere Gegner noch nicht ausgemacht hat, ebenso ein Hindernis wie das Überwinden der eigenen Überzeugung.
„Magic in the Moonlight“ trägt Woody Allens Handschrift mit weniger Intensität vor und lädt zu einem schlicht konstruierten, aber reizenden Ausflug in die 1920er ein.