Sogenannte „Mockbuster“ sind schnell und preiswert produzierte Filme, die darauf ausgerichtet sind, an einen großen Kinofilm „anzudocken“, indem sie Titel und Thema übernehmen. Meist kommen sie direkt in die Videotheken, wo die Zielgruppe zum einen arglose Konsumenten sind, die sich vom scheinbar bekannten Titel zum Kauf verleiten lassen, aber auch die von unstillbarem Hunger auf ähnlich gelagerte Filmproduktionen getriebenen Fans. In diese Kategorie kann man auch den russischen Animationsfilm „Jets – Helden der Lüfte“ von Regisseurin Olga Lopato einordnen. Dieser kommt nun zwei Monate vor Disneys „Planes“, an den man sich sichtbar anlehnt, in die deutschen Kinos. Im Kondensstreifen des neuesten Werks des Mäusestudios legt er aber dort eine astreine Bruchlandung hin.
Der gutherzige und extrem leichtgläubige Maverick (Sprecher: Constantin von Jascheroff) hat einen schillernden Lebenstraum: Er möchte in das Erfolgsteam der „Top Guns“ aufgenommen werden und einmal die alljährlich stattfindende große Flugshow gewinnen. Auf Grund einer Verwechslung wird der junge Flieger zum Wettbewerb zugelassen und natürlich möchte er sich bestmöglich auf seinen großen Auftritt vorbereiten. Doch der depressive Ex-Champion-Trainer Vet (Thomas Danneberg) lässt sich nicht so leicht als Mentor gewinnen. So nimmt Maverick erst einmal die Hilfe einer Seniorenflugtruppe und des verpeilten Vogels Falcon (Dave Davis) in Anspruch und versucht den brummigen Vet mit seinen Fortschritten zu beeindrucken. Zeitgleich bemüht er sich um die Aufmerksamkeit der Flugzeug-Aerobiclehrerin Lightning (Annina Braunmiller). Doch seine angebetete Jetdame steht in einer engen Verbindung zu dem fiesen Iceman (David Nathan). Um ihr Herz zu erobern und seinen Traum wahr machen zu können, muss sich Maverick dem harten Wettbewerb stellen...
Schon Disneys kommender 3D-Animationsfilm „Planes“ basiert lose auf dem Pixar-Erfolg „Cars“ und ist keine originäre Idee, dem Konkurrent „Jets – Helden der Lüfte“ fehlt allerdings jedwede Eigenständigkeit. Sicher nicht das größte Problem: Gegen einen weiteren Film mit personifizierten Fahrzeugen mit Kulleraugen wäre schließlich nichts einzuwenden, wenn denn die Geschichte und die Figurenzeichnung etwas hergeben würde. Doch die von Regisseurin Olga Lopato präsentierte Story hinterlässt einen lieblosen Eindruck und selbst die Namensverweise auf Tony Scotts Fliegerklassiker „Top Gun“ sind letztlich ohne Bedeutung. Die Figuren bleiben uninteressant, was maßgeblich auch an der schlechten mimischen Darstellung der Flug- und Fahrzeuge liegt, deren Emotionen auf Bildebene schwer auszumachen sind, während die guten Synchronsprecher sich abmühen die Gefühlsregungen zumindest akustisch rüberzubringen.
Allgemein enttäuschen die grob-schwammigen Animationstexturen und sind speziell bei der Darstellung von Rauchentwicklung, Gefieder oder Wolken weit unter dem Niveau, das man von Kinoproduktionen der vergangenen Jahre kennt. Die dargestellte Umwelt bleibt so steril und leer, dass es zu keinem Zeitpunkt gelingt, eine stimmige und lebendige Flugzeugwelt zu generieren. Zudem fehlt es selbst den gepriesenen Flugmanövern an jeglicher Dynamik. Diese maue Optik findet ihre Entsprechung auf der inhaltlichen Ebene. Die Erzählung ist ohne jeden Elan, Behauptungen wie Mavericks Höhenangst werden in den Raum gestellt, ohne dass sie vernünftig untermauert oder weiter verfolgt werden. Die Charaktere sind aus einem Figuren-Standard-Baukasten zusammengezimmert und bieten mit dem ewig plappernden Falken Falcon zudem einen Anwärter auf den nervigsten animierten Sidekick aller Zeiten auf.
Fazit: „Jets – Helden der Lüfte“ ist ein liebloser „Planes“-Abklatsch, der - um in der Sprache des Films zu bleiben – einem baufälligen Flugzeug mit starker Kerosinarmut beim Absturz gleicht.