Mein Konto
    3 Türken & ein Baby
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    3 Türken & ein Baby
    Von Christoph Petersen

    Schon der Titel „3 Türken und ein Baby“ ist natürlich eine Anspielung auf den französischen 80er-Jahre-Hit „Drei Männer und ein Baby“ sowie das zwei Jahre danach gedrehte, ebenfalls sehr erfolgreiche US-Remake „Noch drei Männer, noch ein Baby“. Aber auch sonst recycelt „Evet, ich will!“-Regisseur Sinan Akkus in seiner Culture-Clash-Comedy vor allem Altbekanntes – vom Aggressionsseminar aus „Die Wutprobe“ mit Adam Sandler bis hin zum männlichen Gigolo mit skurrilen Kundinnen aus „Rent a Man“ mit Rob Schneider. Nun ist dagegen zunächst einmal gar nicht viel einzuwenden, gut geklaut ist uns schließlich immer noch lieber als schlecht selbstgemacht. Allerdings gibt es hier statt eines roten Fadens kaum mehr als eine Aneinanderreihung von Sketchen – und selbst wenn einige der oft kalauerartigen Pointen durchaus zünden, bleibt „3 Türken und ein Baby“ letztendlich nur lose zusammenmontiertes Stückwerk, bei dem einem die Protagonisten und das Schicksal ihres Geschäfts trotz des charmanten Schauspieler-Trios Kostja Ullmann, Kida Khodra Ramadan und Eko Fresh bis zum Abspann herzlich egal bleiben.

    Die deutsch-türkischen Geschwister Sami (Kida Khodra Ramadan, „Knallhart“), Celal (Kostja Ullmann, „Coming In“) und Mesut Yildiz (Eko Fresh) leben noch immer gemeinsam in der Wohnung ihrer verstorbenen Eltern und kümmern sich mehr schlecht als recht um das geerbte Brautmodengeschäft – der Vermieter droht sogar schon mit der Zwangsräumung. Also beschließen die Brüder schweren Herzens, den im Bankschließfach verwahrten Goldschmuck ihrer Eltern zu veräußern, der ist immerhin etwas mehr als 20.000 Euro wert. Doch dann geht alles schief: Celal will nämlich nicht nur die Mietschulden abzahlen, sondern das Geschäft in einen Handyladen umgestalten – und um das dafür nötige Kleingeld aufzubringen, setzt er im Casino alles auf eine Karte. Zudem begegnet er auch noch seiner inzwischen Mutter gewordenen Ex-Freundin Anna (Jytte-Merle Böhrnsen), die kurz darauf von einem Auto angefahren wird und für einige Tage ins Krankenhaus muss. Und weil ihre Eltern im Urlaub und nicht erreichbar sind, haben Celal und seine Brüder plötzlich auch noch Annas Baby an der Backe…

    „Was für 'ne krasse Scheiße willst du Opfer trinken?“, fragt die reiche Rentnerin, die sich den finanziell in der Klemme steckenden Celal als Gigolo bestellt hat, um mit seinem Knackarsch und ihrer verqueren Vorstellung von deutsch-türkischer Jugendsprache aus ihrem behütet-langweiligen Golfclub-Dasein auszubrechen. In dieser Sequenz gibt es tatsächlich mal ein intelligentes Spiel mit dem Culture Clash oder vielmehr gerade mit dem Ausbleiben des Zusammenpralls: Während sich die alte Dame einen Klischee-Türken wünscht, sind Celal und seine Brüder nämlich längst perfekt integriert. Allerdings bleibt dies ein seltenes Highlight, bewegen sich die Pointen doch sonst meist auf Pennäler-Niveau. So trifft Celal etwa beim Versuch bei einer Bank Geld aufzutreiben auf einen ehemaligen Schulkameraden (Axel Stein), den er einst schikaniert hat und der nun als Gegenleistung für einen Kredit fordert, dass Celal nackt beim Bäcker ein Brötchen kaufen soll. Witzig ist daran maximal, dass Kostja Ullmann die Hosen runterlassen muss.

    Kida Khodra Ramadan tritt als Sami unterdessen in einer viel zu engen knallroten Badehose zum Anti-Aggressionstraining im Schwimmbad an, während der Rapper Eko Fresh mit seinem Handlungsstrang am wenigsten Glück gehabt hat, obwohl er zumindest schauspielerisch ein ordentliches Kinodebüt hinlegt: Mesut träumt vom Durchbruch als Rapper, hängt aber stattdessen mit Cowboyhut auf dem Kopf bei einer in U-Bahnhöfen spielenden Country-Band fest und zupft an der Gitarre. Da liegt der Gedanke nahe, dass es bei dieser Story-Idee in erster Linie darum ging, Eko Fresh im Abspann seinen gemeinsam mit Stefan-Raab-Schützling Matz Mutzke komponierten Titelsong zum Film singen lassen zu können. Das waren also die drei Türken. Und das Baby? Das ist voll süß, aber ihm ist auch nur eine Episode von vielen gewidmet. Und das ist vor allem schade, weil die Szene, in der sich die drei Brüder und ihr winziger Familienzuwachs nachts im Wohnzimmer zusammenkuscheln, die einzige ist, bei der man als Zuschauer zur Abwechslung auch mal echte Sympathien für die Figuren empfindet.

    Fazit: Das uninspiriert zusammengeklaubte Drehbuch können auch die drei überzeugenden Hauptdarsteller nicht retten.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top