Sam Mendes‘ großartige Vorstadt-Satire „American Beauty“ gewann bei der Verleihung des Golden Globe drei Hauptpreise und ist mit fünf Oscar-Auszeichnungen der Abräumer der Saison – und das völlig zu Recht.
Eigentlich hat Lester Burnham (Kevin Spacey) alles, was er sich wünschen kann. Eine perfekte Familie, ein schmuckes Vorstadt-Eigenheim, inklusive Garten und 4.000-Dollar-Couch. Doch unter der Oberfläche sieht alles ganz anders aus: Seine Frau (Annette Bening) hat das Interesse an ihm verloren und widmet sich lieber ihrer beruflichen Karriere. Seine Tochter (Thora Birch) hält ihn für einen Komplettversager und in seinem Job steht Lester kurz vor dem Rauswurf. Sein Leben ändert sich, als er Angela (Mena Suvari), die Freundin seiner Tochter, kennenlernt und sich auf der Stelle in sie verliebt. Lesters Lebensgeist erwacht schlagartig. Er beginnt mit Hanteltraining, schmeißt seinen Job, erpresst nebenbei noch ein Jahresgehalt und deckt sich bei Nachbarssohn Ricky (Wes Bentley), der nebenbei als Drogendealer jobbt, mit Joints ein. Seine Frau Carolyn hat fortan wenig zu lachen und amüsiert sich deshalb mit dem schleimigen Immobilienkönig Buddy Kane (Peter Gallagher).
Wieder einmal ist es mit dem Engländer Sam Mendes - einem Europäer - gelungen, amerikanische Befindlichkeiten exakt zu analysieren und sezieren. Zwischen Witz und Tragik, immer bissig und oft zynisch, dreht „American Beauty“ genüsslich die Klischees der Seifenopern ins Gegenteil um und hinterlässt den amerikanischen Traum als einen Scherbenhaufen. Der tragische Held will eine Jugendliche verführen, die Tochter brennt mit dem Drogenhändler von nebenan durch, die Frau steht kurz vor dem Selbstmord und der patriotische Nachbar (Chris Cooper) entwickelt psychopathische Züge.
Für nur 15 Millionen Dollar verwirklichte der gefeierte Theaterregisseur und Kinodebütant Mendes das brillante Drehbuch von Alan Ball. In dem grandiosen Ensemble bestechen nicht nur Kevin Spacey und Annette Bening, die Entdeckung schlechthin ist der 21-jährige Newcomer Wes Bentley, der es mit seiner facettenreichen, anrührigen Darstellung schafft, einen Dealer als die einzig wirkliche Sympathiefigur zu etablieren.