Ein ganz schlechtes B-Movie!
Die Idee (der Plott) mag ja ganz nett sein (wenn man die Auflösung berücksichtigt, die ich unter dem Spoiler verrate) ... ein Ex-Gangster, mittlerweile erfolgreich als "ehrenwerter Geschäftsmann", glaubt, von der Vergangenheit eingeholt zu werden, als seine Tochter entführt wird. Die Situation eskaliert und - wie könnte es anders sein - der Ex-Gangster (Nicolas Cage) glaubt die Sache selbst in die Hand nehmen zu müssen. Dabei eskaliert alles noch mehr und dabei weht doch der Wind in Wirklichkeit aus einer ganz anderen Richtung ...
Die Tochter ist mit ihrem Freund und noch einem Kollegen allein bei ihr zu Hause. Irgendwann kommt die mysteriöse Vergangenheit des Vaters als Thema auf ... Die Tochter beschließt, den beiden etwas zu zeigen ... Eine geheime Kiste des Vaters, in der sich u.a. eine Waffe, die "Tukarev" befindet. Die drei - mittlerweile angetrunken - albern mit dem Inhalt der Kiste herum, bis sich ein Schuss löst - die Tochter wird versehentlich erschossen. Die beiden jungen Männer beschließen, das Ganze wie einen Einbruch zu tarnen, bei der die Tochter entführt wurde. Sie laden die Tote in einem nahe gelegenen Gewässer ab.
Der Tod der Tochter hat also (bis auf die Tatwaffe) gar nichts mit der Vergangenheit von Cage zu tun. So gerät nur aufgrund von Mutmaßungen und Verdächten eine immer mehr eskalierende Spirale der Gewalt in Gang mit reihenweise sinnlosen Opfern ...
Nicolas Cage schauspielerische Bandbreite ist nicht die größte, das ist ja eigentlich kein Geheimnis. Viel mehr als seinen ewig konsternierten Betroffenheitsblick (wahlweise als Racheblick zu deuten) hat er nicht drauf (den aber gut!). Aber diese schauspielerische Leistung ist selbst für ihn schlecht. Ebenso seine weibliche Protagonistin, die ihre Emotionspalette (Liebe, Betroffenheit) so bemüht spielt, dass ich zunächst dachte, da deutet sich ein doppeltes Spiel an (denn dann wären wiederum z.B. die "Betroffenheitszenen" gut gespielt gewesen, weil eben eine Spur zu überzogen und unglaubwürdig), aber von wegen - einfach nur schlecht gespielt!
Witzig auch, nebenbei bemerkt, die (neue) Lebenspartnerin von Nicolas Cage sieht kaum älter aus als seine Tochter (hab's recherchiert, ist tatsächlich aber immerhin 13 Jahre älter), hält der Tochter aber einen elterlichen Vortrag, von wegen nicht Rauchen usw.!
Was aber auch zusehends nervt, sind die schlechten Dialoge. Beispiel: N. Cages alte "kriminelle" Kumpel helfen bei der Suche nach der entführten Tochter. Einer der Kumpel fragt "Wie tief sollen wir graben?" N. Cage antwortet "Wie tief ist die Hölle!" Dazu muss man wissen, dass Cage seine Tochter natürlich total liebt und zu dem Zeitpunkt schon voll auf dem Rachetrip ist. Also, was bitte soll so eine Frage? Wäre vielleicht auch eine andere Antwort denkbar gewesen, so in der Art "Grab nur ein bisschen an der Oberfläche"?! Nein, natürlich nicht! Die Frage hat einzig und allein den Sinn, damit Cage dann übertrieben dramatisch sagen kann "Wie tief ist die Hölle!".
Und solcherlei Sätze hagelts leider viel zu oft!
Auch nicht schlecht: Bei einer Autovervolgungsjagd durch die Stadt verursacht Cage unzählige z.T. schwere Unfälle (u.a. explodiert ein Polizeiauto samt Insasssen). Cage verfolgt irgendwelche Mafia-Typen und wird wiederum von der Polizei verfolgt. Schließlich wird er gestellt. Aber der "gute" leitende Officer beschließt, ihn einfach gehen zu lassen und posaunt "Ich übernehme die Verantwortung". Pardon, aber völlig schwachsinnig!
Richtig krass wird's aber bei einer Schlägerei, als Cage und seine zwei Kollegen einige Typen von der Russen-Mafia aufmischen. Das passiert so ungefähr ab Minute 43 (schaut euch das mal in Zeitlupe an - es lohnt sich!!). Cage verdrischt dann ca. drei Typen, zieht dabei auch ein ganz schlechtes Papp-Messer. Denn kurz zuvor hat Cage noch erklärt, dass er gut mit Messern kann!
Während dieser Schlägerei passieren so viele Pannen - selten so eine schlecht choreographierte Szene gesehen!
Cage wird z.B. von einem Typen von hinten festgehalten und gewürgt. Von vorne kommt einer mit einem Messer auf ihn zugerannt. Weil Cage aber noch nicht reagiert, bückt sich der Angreifer und fuchtelt/sticht unnötig mit dem Messer rechts an Cages Bein vorbei. Völlig sinnlos, er hätte ihn einfach ganz bequem abstechen können. Bis dann Cage endlich mit dem Messergriff auf den Rücken des Angreifers trommelt, ganz oft, doch es bewirkt irgendwie gar nichts, bis dann der Angreifer plötzlich aus unerfindlichen Gründen nach rechts aus dem Kamerablickwinkel driftet.
Dann widmet sich Cage dem Würger hinter ihm, er dreht das Messer in seiner Hand und beschließt, es dem Angreifer hinter sich in die Seite zu rammen, dieser setzt aber schon lange vor dem ersten Stich eine "Ich-bin-erstochen-Grimasse" auf!
Einem anderen Angreifer tritt Cage in den Bauch. Daraufhin fällt dieser rücklinks auf einen Tisch und kullert dann zur Seite. Dabei sieht man, wie ein Wirbelsäulenschutz unter dem T-Shirt hervorblitzt!
Einem anderen ritzt Cage mehrfach kraftvoll mit dem Messer über den Arm, aber zunächst zeigt das gar keine Wirkung, bis dann plötzlich aus einem anderen Kamerawinkel betrachtet Blut spritzt!
Und und und ...
Es ist mir völlig unbegreiflich, wie soetwas bei einer Hollywood-Produktion mit "Starbesetzung" durchgehen kann!
Und der Filmstarts-Kritiker scheint irgendwie auch einen anderen Film gesehen zu haben. Dessen ganze in Anbetracht der genannten Defizite hochtrabend wirkende Kritik ist einfach Verschwendung. Mag sein, dass sich da beispielsweise theoretisch ein Kontrast zwischen "gehobenen Mittelklassefamilienidyll und der Gewalt" auftut, praktisch geht das alles aber unter in schlechter Schauspielkunst, teilweise unfreiwillig komischen Dialogen und slapstick ähnlichen Kampfeinlagen.